Zinswende mit Wumms: Große Zinssenkung – Fed geht forsch voran

20 Stunden vor
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Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinswende in den USA mit einer großen Zinssenkung um 0,5 Prozent eingeleitet. Die Fed senkte den maßgeblichen Leitzins auf eine Spanne von 4,75 bis 5 Prozent. Es ist die erste Zinssenkung in den USA seit mehr als vier Jahren.

Die Zinssenkung der Fed fiel zugleich höher aus als erwartet. Die Mehrheit der Analysten war davon ausgegangen, dass die Fed den Leitzins lediglich um 0,25 Prozentpunkte senken werde. Angesichts der zuletzt schwächeren US-Arbeitsmarktdaten und der abflauenden Inflation in den USA entschieden sich die Währungshüter aber für einen großen Zinsschritt.

Inflation eingedämmt? „Vertrauen ist gewachsen“

Die Währungshüter signalisierten zudem zwei weitere kleine Zinssenkungen noch in diesem Jahr um insgesamt 0,5 Prozent. Vier weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 dürften folgen. „Niemand soll denken, Zinssenkungen um 0,5 Prozentpunkte seien das neue Tempo“, erklärte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend.

Man habe größeres Vertrauen gewonnen, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2-Prozent-Ziel bewege, heißt es in einem Statement der Fed. Die Risiken für das Erreichen der Beschäftigungs- und der Inflationsziele würden als "in etwa ausgeglichen" eingeschätzt. Im Zinsausschuss fiel die Entscheidung mit elf zu eins Stimmen.

Die US-Währungshüter hatten bereits im Juli über eine Senkung beraten, sich aber damals noch dagegen entschieden. Fed-Chef Jerome Powell sendete dann erst im August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole die klare Botschaft, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik anzupassen. Die Richtung sei klar. Der Zeitpunkt und das Tempo der Zinssenkungen würden von den eingehenden Daten abhängen.

Verbraucherpreise in USA steigen langsamer

Was für eine große Zinssenkung sprach: In den USA hatte sich der Preisauftrieb zuletzt abgeschwächt. Das gibt der Federal Reserve mehr Handlungsspielraum für Zinssenkungen. Zugleich hatte die US-Konjunktur zuletzt deutlich an Schwung verloren, die Arbeitsmarktdaten fielen im August schwächer aus als erwartet.

Die Europäische Zentralbank hatte bereits im Juni die Zinswende eingeleitet und die Zinsen in der vergangenen Woche ein zweites Mal gesenkt.  Nun zieht die Fed mit einer großen Zinssenkung nach.

Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent. Es handelt sich um die niedrigste Inflationsrate seit Februar 2021.

Die Federal Reserve hatte den Leitzins zuletzt im März 2020 gesenkt, um die Wirtschaft in der beginnenden Corona-Pandemie anzukurbeln. Danach blieben die Zinsen zunächst an der Null-Marke – bis die Fed im März 2022 mit Erhöhungen in rekordverdächtigem Tempo begann.

Die US-Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Auch der Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt abgeschwächt. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen. Im Sommer 2022 lag sie bei mehr als 9 Prozent.

Geldpolitik spielt auch Rolle im Wahlkampf

Die Fed-Entscheidung kommt wenige Wochen vor der Präsidentenwahl am 5. November. Die rasante Teuerung, die durch den Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und die Folgen der Corona-Pandemie ausgelöst wurde, hat die Präsidentschaft von US-Präsident Joe Biden belastet. Viele Alltagsprodukte sind teurer als während der Amtszeit von Donald Trump.

Der Republikaner, ein scharfer Kritiker von Fed-Chef Jerome Powell, hatte bereits versucht, die Zinsentscheidungen zu politisieren. So behauptete er, die Fed dürfe die Zinsen nicht vor der Wahl im November senken, weil dies die Stimmung zugunsten der aktuellen Regierung des demokratischen Präsidenten Biden verbessern würde. Trump tritt bei der Wahl gegen US-Vize Kamala Harris an.

Neue Konjunkturprognose der Fed: 2 Prozent Wachstum

Zuletzt war der Druck aus der Wirtschaft auf Powell gewachsen, an der Zinsschraube zu drehen. Ein Argument dafür ist der sich abkühlende Arbeitsmarkt. Gegner einer lockeren Geldpolitik sagen hingegen, Zinssenkungen seien angesichts einer robusten US-Wirtschaft zurzeit noch nicht notwendig.

Die Notenbank veröffentlichte nun auch ihre neue Konjunkturprognose für die USA. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 2 Prozent wachsen (Juni: 2,1 Prozent). Für das kommende Jahr sagt die Fed ein Wachstum um ebenfalls 2 Prozent voraus, derselbe Wert wie bereits im Juni prognostiziert.

Die Auswirkungen von Zinssenkungen

Die Geldpolitik der Fed wirkt erst mit Verzögerung – die Notenbanker dürften die Inflationsrate weiter genau im Blick behalten. Die Fed wird heute außerdem ihre neuen Konjunkturdaten veröffentlichen, die auch einen Ausblick auf die Zinsentwicklungen geben.

Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürgerinnen und Bürger weniger für Schulden ausgeben müssen – sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung. Das könnte die Wirtschaft ankurbeln. Hohe Renditen für Sparer könnten hingegen geschmälert werden. Für US-Anleger sind Zinssenkungen eine gute Nachricht. Den Dollar dürfte eine deutliche Zinssenkung weiter schwächen – USA-Reisende aus Deutschland dürfte das freuen.

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