Geldpolitik in den USA: „Der Höhepunkt der Leitzinsen ist erreicht“
Die Notenbank der USA hat ihre Leitzinsen erwartungsgemäß am Mittwoch nicht verändert, gab aber auch noch keine Entwarnung im Kampf gegen die Teuerung. „Die Inflation hat im Verlauf des Jahres nachgegeben, bleibt aber erhöht“, heißt es in der Stellungnahme der Federal Reserve, die am Mittwoch nach der zweitägigen geldpolitischen Sitzung der Zentralbanker veröffentlicht wurde. Die Formulierung weicht von den vorherigen Stellungnahmen ab und zeigt, dass die Fed erstmals echte Fortschritte bei der Dämpfung der Teuerung sieht.
Fed-Chef Jerome Powell hob hervor, dass nach Einschätzung der Notenbanker der Höhepunkt der Straffung der Geldpolitik erreicht oder zumindest sehr nahe sei. Er ergänzte aber, dass die Fed nicht zögern werde, einzuschreiten, wenn sich neue inflationäre Tendenzen zeigten. Er hob hervor, dass die Fortschritte erreicht worden seien, ohne dass sich das Bild am Arbeitsmarkt stark eingetrübt habe. Dies sei eine gute Nachricht. Er sei immer davon ausgegangen, dass es möglich sei, wenn auch nicht sicher, die Inflation ohne große Arbeitsplatzverluste einzudämmen.
Die offiziellen Inflationskennziffern hatten zuletzt nach unten gewiesen. Der Preisindex der Lebenshaltung (CPI) lag im November 4 Prozent über dem des Vergleichsmonats vor Jahresfrist, wobei die schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet wurden. Der von der Fed besonders stark in puncto Inflation beachtete Index der persönlichen Konsumausgaben fiel niedriger aus, nach Darstellung von Powell betrug dieser 2,5 Prozent für die vergangenen zwölf Monate.
Mit der Entscheidung, die die Zentralbanker einmütig fällten, bleibt der Leitzins in der Bandbreite zwischen 5,25 und 5,5 Prozent, dem höchsten Wert seit 21 Jahren. Langsam würden Zinssenkungen in den Blick genommen. Das sei eindeutig ein Thema, über das debattiert werde, sagte Powell. Die Fed sieht die Schlacht gegen die Inflation aber noch nicht als gewonnen an. Das hat vor allem zwei Gründe. Das ist zum einen eben die überraschende Robustheit des Arbeitsmarkts mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent. Das in diesem Umfeld hoch bleibende Lohnniveau lässt immer noch einen höheren Inflationsdruck vermuten. Jüngste Entlassungsmeldungen, etwa von Spotify oder EY geben aber Hinweise, dass eine Abkühlung bevorstehen könnte. Zum anderen geben zwar die Güterpreise nach, die Preise für Dienstleistungen jedoch weniger.
Entspannung am Arbeitsmarkt erwartetGleichwohl nimmt die Fed demgegenüber auch zur Kenntnis, dass die amerikanische Wirtschaft nicht mehr so heiß läuft wie noch im dritten Quartal: Aktuelle Indikatoren legten die Vermutung nahe, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt habe, heißt es im Pressetext. Gleichwohl bleibe es mit rund 2,5 Prozent aktuell hoch, stellte Powell klar. Die Fed erwartet allerdings, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr nur um 1,4 Prozent wachsen wird. Das geht aus den Projektionen hervor, die die Fed veröffentlicht hatte. Darin geben die Zentralbanker ihre Schätzungen zum Verlauf von Wirtschaftswachstum, der Teuerung, Arbeitslosigkeit und den Leitzinsen ab. Im Durchschnitt sehen sie einen Leitzins von 4,6 Prozent als angemessen an. Das impliziert zwei Zinssenkungen. Noch im September hatten die Zentralbanker das angemessene Leitzinsniveau mit 5,1 Prozent angesetzt. Der Arbeitsmarkt wird den Projektionen zufolge bei einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent weiter robust bleiben, normalisiert sich damit aber zusehends und erleichtert der Zentralbank damit die Inflationsbekämpfung.