Entscheidung der Fed: US-Notenbank senkt erstmals seit 2020 den ...
Vier Jahre ist es her, dass die Federal Reserve den Leitzins zuletzt senkte. Nun vollzieht sie einen ungewöhnlich großen Zinsschritt. Das hat mit der Inflation in den USA zu tun und auch mit politischer Unabhängigkeit.
18.09.2024, 20.38 Uhr
Jerome Powell: Chef der US-Notenbank Federal Reserve
Foto: Susan Walsh / dpaDie US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Wende vollzogen und sich für die erste Zinssenkung seit März 2020 entschieden – und das mit einem ungewöhnlich großen Schritt um 0,5 Prozentpunkte. Damit reagiert die Fed auf die abflauende Inflation. Der Leitzins liegt nun in der neuen Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen.
Zuvor hatte es als sicher gegolten, dass die Fed die Zinswende einläuten und die Leitzinsen erstmals seit der Inflationswelle senken wird. Die Verunsicherung war im Vorfeld jedoch groß, weil unklar war, wie stark der Zinsschritt ausfallen würde. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte eine Mehrheit der befragten Volkswirte eine Verringerung der Zinsspanne um 0,25 Prozentpunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent erwartet. An den Finanzmärkten war aber auf einen größeren Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte spekuliert worden.
Die Senkung markiert eine Zäsur. Denn im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation hatte die Federal Reserve den Zins über ein Jahr lang in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten. Das Abebben der Inflationswelle machte den Weg für die Zinswende nun frei. Die US-Währungshüter hatten bereits im Juli über eine Senkung beraten, sich aber damals noch dagegen entschieden. Fed-Chef Jerome Powell sendete dann erst im August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole die klare Botschaft, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik anzupassen. Die Richtung sei klar. Der Zeitpunkt und das Tempo der Zinssenkungen würden von den eingehenden Daten abhängen.
Mit einer Inflationsrate von zuletzt 2,5 Prozent ist die Notenbank ihrem Ziel von zwei Prozent nähergekommen – ein wichtiges Kriterium für ein Lockern der Zinszügel.
Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet nun darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen noch weiter senken dürfte. Die Entscheider der Fed rechnen für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,4 Prozent (Juni: 5,1 Prozent). Für das kommende Jahr geht die Fed im Mittel von einem Leitzins von 3,4 Prozent aus (Juni: 4,1 Prozent.)
Die Geldpolitik der Fed wirkt erst mit Verzögerung – die Notenbanker dürften die Inflationsrate weiter genau im Blick behalten. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen. Im Sommer 2022 lag sie bei mehr als 9 Prozent.
Die Entscheidung zur Zinssenkung in Washington fiel in die heiße Phase des US-Wahlkampfes. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die unabhängige Notenbank aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuleiten. Powell hat darauf verwiesen, dass die Zentralbank keine politische Behörde sei. Sie werde niemals geldpolitische Entscheidungen mit Blick auf den Ausgang einer Wahl treffen, die noch nicht abgehalten worden sei.