Dax unter 20.000: Die Fed versetzt Aktien einen Dämpfer
Die Aktienbörsen haben mit Enttäuschung auf die Sitzung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve reagiert. Der Dax gab am Donnerstag bis zum Nachmittag um gut ein Prozent nach auf 20.020 Punkte. Im Handelsverlauf hatte er erstmals seit gut zwei Wochen wieder unter 20.000 Punkten gelegen.
Deutlich ärger erwischte es die Technologieaktien. Der Index Nasdaq-100 gab am Mittwochabend nach der Zinssitzung kräftig nach und schloss 3,6 Prozent im Minus. Der Kurs der zuletzt extrem gut gelaufenen Tesla-Aktie war mit einem Minus von acht Prozent der größte Verlierer. Der Dow Jones büßte mit 2,6 Prozent so deutlich ein wie lange nicht mehr und blieb mit 42.327 Punkten nun sechs Prozent unter seinem Rekordhoch von Anfang Dezember. Amazon-Papiere verloren mit fünf Prozent am Mittwoch am stärksten im Dow.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hatte am Mittwochabend den Erwartungen entsprechend die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Leitzinsen liegen nun in der Bandbreite zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. „Es war eine knappe Entscheidung, aber es war die richtige Entscheidung“, sagte Chef der Federal Reserve, Jerome Powell.
Höchstens noch zwei Leitzinssenkungen 2025
Was die Märkte weniger erfreute, war der Zinsausblick: Der Tatsache, dass die Inflation sich zuletzt nicht weiter nach unten bewegte in den Vereinigten Staaten, tragen die Zentralbanker mit ihren Projektionen Rechnung. Aus ihnen geht hervor, dass sie im kommenden Jahr weniger Zinssenkungen für angemessen halten, als noch vor drei Monaten gedacht. Die Mehrheit hält nun höchsten zwei Leitzinssenkungen für wahrscheinlich, nachdem sie im September noch von bis zu vier Leitzinssenkungen ausgegangen war. Powell sagte, dass die Leitzinsen in diesem Jahr um einen ganzen Prozentpunkt gesenkt worden seien und die Fed nun vorsichtiger vorgehen könne.
Um die nächste Zinssenkung vornehmen zu können, müssten deutlich Signale von der Inflation und vom Arbeitsmarkt ausgehen, machte der Fed-Chef klar. Überdies glaubt Powell, dass die Geldpolitik sich dem neutralen Stadium nähert, in der sie die Wirtschaft weder befeuert noch dämpft. Der Arbeitsmarkt ist nach seiner Darstellung deutlich kühler als vor einem Jahr, zugleich aber mit 4,2 Prozent Arbeitslosenquote immer noch in einem zufriedenstellenden Zustand. Fest steht aus Powells Sicht, dass vom Arbeitsmarkt kein inflationärer Druck ausgeht. Allerdings sei eine weitere Verschlechterung des Arbeitsmarktes auch nicht die Voraussetzung für die Erreichung des Inflationsziels. „Das ist ein guter Arbeitsmarkt, wir wollen es dabei belassen.“
Offenbar spielt bei der Neukalibrierung der Geldpolitik die wachsende wirtschaftliche Dynamik eine Rolle, die zugleich die Preise hoch hält. Die Zentralbanker glauben nun, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 2,5 Prozent wächst statt um zwei Prozent. Das Inflationsziel von zwei Prozent wird dementsprechend dieses Jahr nicht mehr erreicht und auch im kommenden Jahr verfehlt. Dieses Jahr verharrt sie auf 2,8 Prozent, um im kommenden Jahr auf 2,5 Prozent zu rutschen, geht aus den gemittelten Projektionen der Zentralbanker hervor.
Konflikt mit Trump deutet sich an
Welche Faktoren zur Neubewertung der wirtschaftlichen Lage geführt haben, ist nicht ganz klar. Allerdings ist die wirtschaftspolitische Agenda des künftigen Präsidenten mit Elementen gespickt, die Inflationspotenzial haben: Das gilt für seine Zollpolitik wie für seine Deportationspläne. Zölle können die Inflation beeinflussen, sagte Powell. Die Zentralbanker bereiteten sich auf entsprechende Szenarien vor. in Konflikt mit Donald Trump deutet sich schon an, der gerne niedrigere Zinsen für die hohen Staatsschulden zahlen möchte und mehrfach einem schwächeren Dollar das Wort geredet hat.
Ausnahmsweise fiel die Entscheidung der Notenbankgouverneure nicht einmütig. Beth Hammack, die seit diesem Jahr im Entscheidungsgremium für die regionale Federal Reserve von Cleveland sitzt, wollte die Leitzinsen auf dem alten Niveau belassen.
Geholfen hat die Aussicht auf ein höher als bisher erwartetes Zinsniveau in Amerika dem Dollar. Im Nachgang zur Fed-Sitzung fiel die Notierung von 1,05 Dollar für einen Euro erstmals seit gut zwei Jahren wieder unter die Marke von 1,04 Dollar je Euro. Im Tief wurden Kurse von 1,0350 Dollar festgestellt. Auch zu anderen Währungen gewann der Dollar an Wert. Der Wechselkurs ist auch für die Europäische Zentralbank (EZB) von Relevanz. Viele Importe in Europa werden in Dollar bezahlt, insbesondere wichtige Rohstoffe wie Öl. Verteuern sich die Importe durch einen teuren Dollar, bleibt dies nicht ohne Auswirkung auf die Inflation.
Die EZB hatte ihrerseits vergangene Woche die Leitzinsen gesenkt, das Niveau ist mit 3,15 Prozent für den Hauptrefinanzierungssatz schon jetzt niedriger als in den USA. An den Märkten werden für Europa weiterhin mehr Zinssenkungen als in Amerika erwartet, da die Konjunktur in Europa deutlich schwächer ausgeprägt ist und von ihr kaum preistreibende Wirkungen erwartet werden. Amerikanische Staatsanleihen verloren am Mittwoch und Donnerstag im Kurs. Die Rendite für zehn Jahre Laufzeit stieg auf mehr als 4,5 Prozent. Auch in der kurzen Laufzeit stieg die Rendite um mehr als 0,1 Prozentpunkte auf 4,35 Prozent. Deutschland kann sich derzeit deutlich günstiger für 2,29 Prozent (zehn Jahre) und 2,05 Prozent (zwei Jahre) verschulden.