FC Bayern München: Der FCB redet sich die Defensive schön - ein ...

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Aktualisiert: 07.10.202412:25 UhrAndreas Reiners

Unter Vincent Kompany geht der FC Bayern München offensiv ein großes Risiko ein. Die Defensive bleibt dabei ein Problem. Auch wenn sich an den Mikrofonen alle über das dominante Spiel freuen. Ein Kommentar.

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Von Andreas Reiners

Thomas Müller fühlt sich wohl in der Krise. Dort befinde er sich "sehr gerne", sagte das Urgestein des FC Bayern München nach dem 3:3 des Rekordmeisters am sechsten Bundesliga-Spieltag bei Eintracht Frankfurt.

Nun wird das K-Wort in München schneller hervorgekramt als anderswo. Und nach dem 1:1 gegen Leverkusen, 0:1 bei Aston Villa und 3:3 in Frankfurt ist es zumindest mal eine Ergebniskrise. Die Gründe hat.

FC Bayern: Dann wird es zu risikoreich

Ein Grund ist die Defensive, die mit dem Ansatz und den Vorgaben von Trainer Vincent Kompany noch nicht Schritt hält. Die noch zu oft wackelt. Der Coach setzt auf hohes Pressing, viel Ballbesitz und Dominanz.

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Die strahlte der FC Bayern in Frankfurt auch aus, kassierte aber alle drei Gegentore aus Kontersituationen. Dass es zu schnellen Gegenangriffen kommen kann, zu langen, effektiven Bällen des Gegners, ergibt sich durch das System automatisch. Das nimmt der FC Bayern unter Kompany in Kauf.

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Eintracht Frankfurt - FC Bayern: ie Noten zum Spiel

Das Problem ist die fehlende Balance: Die Bayern agieren defensiv nicht abgezockt, nicht clever, aber in den entscheidenden Situationen auch nicht sortiert und konsequent genug. Den Bayern unterlaufen für dieses attraktive, aber eben auch hoch riskante System zu viele individuelle Fehler.

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Ansgar Knauff musste vor dem 1:1 nur in die Schnittstelle passen, um die Abwehr zu düpieren. Vor dem 3:3 leistete sich Alphonso Davies einen Fehlpass, Min-jae Kim köpfte zudem noch unglücklich zum Gegner, und die trotz Führung erneut sehr hoch aufgerückten Bayern wurden auch hier eiskalt ausgekontert.

Stimmen zu Eintracht vs. FC Bayern

Kann alles passieren, ist in der Häufigkeit und stellenweisen Kopflosigkeit auf Dauer aber einfach nicht titelreif. Nicht umsonst heißt es, dass die Offensive Spiele, Titel aber die Defensive gewinnt.

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FC Bayern: Dann wird es fatal

Fatal wird es daher, wenn sich die Verantwortlichen die Defensive und auch die Situation schönreden. Es ist ein verständlicher Reflex und sicher auch nicht falsch, das Positive hervorzuheben, allerdings muss intern die Art und Weise der Punktverluste hinterfragt werden.

Kompany ist gefordert, dem System nötige Feinschliffe zu verpassen, die Spielweise auch an den Gegner anzupassen, falls nötig, und dabei Chancen und Risiken abzuwägen. Gleichzeitig ist es an der Offensive, Chancen besser zu nutzen, um Spiele wie in Frankfurt früher zu entscheiden. Dass defensiv die Fehler reduziert werden müssen, versteht sich von selbst. Dazu muss das Grund-Problem auch klar benannt werden.

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FC Bayern: Der gefährliche neue Stil

"Es ist sehr bitter, denn wir haben viel angegriffen, aber eigentlich nicht viel zugelassen“, sagte Serge Gnabry. Eigentlich.

Genug aber, um den Gegner drei Mal frei vor dem Tor auftauchen zu lassen. Offensivstarke Teams nutzen das dann eben extrem effektiv aus.

Didi Hamann vs. FC Bayern München: Die Chronologie der Dauerfehde

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Hamanns Dauerzwist mit dem FC Bayern MünchenDie Dauerfehde zwischen TV-Experte Dietmar Hamann und dem FC Bayern München hat in dieser Saison schon fast Kult-Status erreicht. Auch in der Vergangenheit gab es Beef -  ran wirft einen Blick in die Historie.

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Hamanns Faulheits-VorwurfDidi Hamann kann es nicht lassen. Nach der erneuten Verletzung von Kingsley Coman beim 2:0 gegen Köln wähnte der "Sky"-Experte die Ursache für die Anfälligkeit im Training. "Irgendwas stimmt da nicht. Mein Gefühl ist, dass die zu wenig trainieren. Das habe ich auch gehört", so der Bayern-Kritiker Nummer eins...

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Hamanns Faulheits-VorwurfThomas Tuchel staunte nicht schlecht, als er auf der anschließenden Pressekonferenz damit konfrontiert wurde. "Kann ich nicht drauf antworten. Aber Didi weiß es natürlich", konterte der Trainer süffisant. Pressesprecher Dieter Nickles mischte sich prompt ein: "Vielleicht kommen wir davon ab, immer Bewertungen von Außen sofort beantworten zu müssen." Immerhin haben Tuchel und der TV-Experte eine Vorgeschichte..

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"Größtes Missverständnis seit Klinsmann"Die vielleicht schmerzhafteste Watsch'n bislang: Hamann bezeichnete den FCB-Trainer Anfang des Jahres "als größtes Missverständnis seit Jürgen Klinsmann". Grund war ein Fanclub-Besuch Tuchels, bei dem der Coach mit einem zukünftigen Engagement im Ausland geliebäugelt hatte. Er schwärmte von der spanischen Liga, just zu dem Zeitpunkt, als Xavi seinen Abschied vom FC Barcelona angekündigt hatte.

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"Größtes Missverständnis seit Klinsmann""Dann setzt sich der da hin und redet über Xavi, über die Nachfolge und dass er gerne mal in Barcelona oder Spanien trainieren würde. Das ist eine Frechheit", polterte Hamann bei "Sky 90". Tuchel sei ein intelligenter Mann, dem so etwas nicht so einfach herausrutsche.

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"Größtes Missverständnis seit Klinsmann"Problem: In dieser Deutlichkeit hatte Tuchel das überhaupt nicht formuliert, weshalb sich der FC Bayern zu einer öffentlichen Stellungnahme gezwungen sah. Ohne Hamann namentlich zu erwähnen, beklagten die Bayern die "unsachlichen, gegen unseren Trainer gerichteten Aussagen, die immer aus derselben Ecke kommen". Dies werde man nicht mehr akzeptieren.

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Tuchel nimmt Hamann-Entschuldigung nicht anHamann ruderte zurück, entschuldigte sich bei Tuchel, der sich jedoch unversöhnlich zeigte. "Die Dinge, die bei meinem Fanclub-Besuch passiert sind, wurden völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Es wurden bewusst Aussagen getroffen, die nicht wahr sind", so Tuchel am Rande des 3:1 der Bayern gegen Gladbach. Die Entschuldigung nehme er Hamann nicht ab.

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Tuchels vorzeitiger Bayern-Abschied schon früh fixWenige Wochen darauf war das Aus von Tuchel zum Saisonende jedoch beschlossene Sache - ein Jahr vor Vertragsende. Allerdings wurde die Trennung mit dem unbefriedigenden sportlichen Trend erklärt. Hamann dürfte sich dennoch bestätigt fühlen.

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2015: "Märchenerzähler" Hamann als Guardiola-OrakelDass Hamann den FC Bayern derart aus der Reserve locken kann, liegt womöglich daran, dass seine – zugegeben – oft unsachliche Kritik in der Vergangenheit häufig ins Schwarze getroffen hat. Ein Blick zurück: Es begann in der Saison 2014/15, als Hamann als Experte bei "Sky" anheuerte. Im Mai 2015 prophezeite der England-Kenner, Bayern-Trainer Pep Guardiola würde zu Manchester City gehen.

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2015: "Märchenerzähler" Hamann als Guardiola-OrakelDer damalige Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete Hamann daraufhin als "Märchenerzähler", und zwar "an zweiter Stelle gleich hinter den Gebrüdern Grimm". Die Bayern wollten den 2016 auslaufenden Vertrag mit Guardiola verlängern, doch der Spanier wechselte tatsächlich nach Manchester. Spätestens seitdem fürchtet man den unbequemen Experten an der Säbener Straße.

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Herbst 2018: Maulwurf-GateNiko Kovac war erst wenige Monate im Amt und stand schon in der Kritik. Immer wieder sickerten Interna an die Öffentlichkeit. Hamann forderte die Bayern-Bosse auf, den Trainer zu stärken: "Umso länger das nicht passiert, bekomme ich den Eindruck, dass der Führung das, was im Moment passiert, gar nicht ungelegen ist." Ein Jahr später flog Kovac raus, Co-Trainer Hansi Flick übernahm und gewann das Triple.

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2019: Hamanns Lewi-IrrtumHamann glaubte, dass Robert Lewandowski "zum Problem für Bayern" werden könnte und brandmarkte ihn kurzerhand als "Einzelgänger". Auch wenn sich Hamann mit seiner Einschätzung hier täuschen sollte, provozierte er eine Reaktion der Bayern. Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic konterte: "Ich glaube nicht, dass Robert Lewandowski für Bayern München ein Problem ist, sondern Didi Hamann ist ein Problem für Sky."

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2019: Hamann der "Allesbesserwisser"Der damalige Präsident Uli Hoeneß legte bei "Sport1" nach: "Er spielt sich so auf, als wäre er der Messias der Fußball-Kommentatoren – der Allesbesserwisser. (...) Er hat mal in der 5. Liga als Trainer gearbeitet und ist nach kürzester Zeit rausgeflogen. Jetzt meint er, dass er besser ist als Guardiola und Ancelotti zusammen. Das ist einfach nicht okay."

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2019: Hamann der "Allesbesserwisser"Hamann warf Hoeneß daraufhin Spielplatz-Gehabe vor. "Mir scheint, dass die Bayern Kritik persönlich nehmen und nicht auf der fachlichen Ebene diskutieren wollen. Ich will mich nicht auf dieses Level begeben", schickte der Vize-Weltmeister von 2002 zurück.

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2023: FC Bayern DisziplinlosIn der vergangenen Saison beklagte Hamann fehlende Disziplin beim FC Bayern. "Neuer fährt Ski im Risiko-Gebiet, Gnabry fliegt zur Modenschau, Sane macht sich nichts aus Pünktlichkeit und seit letzter Woche ist der Trainer auch in diesem illustren Kreis der Disziplinlosen", schrieb er in seiner "Sky"-Kolumne. Grund: Julian Nagelsmann hatte sich abfällig über die Schiedsrichter geäußert.

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2023: FC Bayern DisziplinlosUnd wieder reagierten die Bayern in Person von Salihamidzic dünnhäutig auf die Kritik. Trotzdem flog Nagelsmann kurz darauf. Ein gefundenes Fressen für den Experten, der wenig später sowohl Brazzos Zukunft als auch die von Vorstandsboss Oliver Kahn in Frage stellte. Wenige Wochen später trennten sich die Bayern von ihrem Führungsduo – und Hamann hatte irgendwie wieder recht.

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Didi vs. FCB - to be continuedHamann ist für die Bayern längst der nervige Finger in der Wunde. Genau deshalb sorgt die jüngste Kritik sicher wieder für Stirnrunzeln an der Säbener Straße. "Wie so oft in dieser Saison haben die Bayern nicht gut gespielt, aber gewonnen", so Hamann nach dem 3:1 gegen Gladbach: "Ob das Pferd höher springen kann als es muss, werden wir sehen." Der Orakel-Experte scheint seine Zweifel zu haben.

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Und Sportvorstand Max Eberl fand, man müsse nicht viel negative Dinge finden, "außer die drei Gegentore". Außer.

Nur sind die nun mal massiv zerstörerisch, was den Erfolg angeht. Und ja, der neue Harakiri-Stil Kompanys ist "eine Identität" des FC Bayern, wie Eberl es ausdrückte: "Und du wechselst keine Identität."

Doch es ist in dem Geschäft nicht neu, dass eine Identität am Ende an ihrem Erfolg gemessen wird.

FC Bayern: Dann wird es ungemütlich

Müller meinte noch, das sei eine gute Spielweise, "wenn du so einen starken Gegner auswärts so dominierst". Gut.

Wofür sich der FC Bayern bei einem 3:3 grundsätzlich erst einmal nicht viel kaufen kann. Richtig haarig wird es, wenn die gute Spielweise dauerhaft nicht zu ähnlich guten Resultaten führt.

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Denn dann wird die Ergebniskrise schnell zu einer ausgewachsenen und es wird dementsprechend ungemütlich.

In München schneller als anderswo. Und dann wird es angesprochen. Auch öffentlich.

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