Die Abwehr des FC Bayern: Berechnend unberechenbar

24 Tage vor

Trotz des Auftaktsieges hat der Saisonstart des FC Bayern Zweifel gesät. Über eine Abwehr, die wenig abwehrt.

FC Bayern - Figure 1
Foto kicker

Dayot Upamecano und Min-Jae Kim legten in Wolfsburg einen eher unglücklichen Auftritt hin. IMAGO/Sven Simon

Highlight-Clips sind eine gute und eine schlechte Sache. Gut, wenn jemand gut war. Und schlecht, wenn jemand nicht so gut war. Dayot Upamecano war am Sonntag in Wolfsburg nicht so gut, Min-Jae Kim noch mehr nicht gut. Und schon hat es das Innenverteidiger-Duo des FC Bayern geschafft, dass nach dem 1. Spieltag "Highlight"-Clips - das "Highlight" in fetten Anführungszeichen - auf X oder Twitter oder wie man es nennen möchte kursieren.

Zu sehen sind dort in etwas mehr als zwei Minuten alle Fehler und Fehlpässe des 42,5 Millionen Euro teuren Upamecano und vor allem die Fehler und Fehlpässe des 50 Millionen Euro teuren Kim. Es sind einige, und das sollte den sogenannten Verantwortlichen des FC Bayern zu denken geben.

Sie haben sich im Sommer dafür entschieden, Matthijs de Ligt an Manchester United zu verkaufen und auf die Paarung, die auch die vergangene Bundesliga-Saison begonnen und katastrophal beendet hatte, zu setzen. Dass allerdings auch zwei Wochen nach seinem Abschied noch Fragen über de Ligt gestellt werden, liegt einzig und allein an dessen einstigen Herausforderern.

Kontrollverlust durch Fehler

Upamecano und, nochmal, ganz besonders Kim bleiben so dermaßen unberechenbar, dass der nächste Fehler fast schon zu erwarten ist. Am Sonntag, beim gerade so geglückten 3:2-Sieg in Wolfsburg, hoben sowohl Vincent Kompany als auch Joshua Kimmich oder Serge Gnabry die Mentalität hervor, mit der die Bayern auf den plötzlichen 1:2-Rückstand reagiert und das Spiel noch gedreht hatten.

Fehlstart in Freiburg: Muss sich der VfB Stuttgart Sorgen machen?

Auf den packenden Supercup-Auftritt folgte für den VfB Stuttgart der Bundesliga-Fehlstart in Freiburg - und der nahm mit einer Trinkpause seinen Lauf. Über die weiteren Gründe für die Auftaktniederlage und die Lage beim Vizemeister kurz vor dem Pokalspiel in Münster sprechen wir mit kicker-Reporter George Moissidis.

FC Bayern - Figure 2
Foto kicker

vor 9 Stunden 11:33 Minuten

Sie dürfen sich für diese Reaktion auch durchaus auf die Schulter klopfen. Es gab Zeiten, die nicht allzu weit zurückliegen, da hätte eine Münchner Mannschaft sich von zwei schnellen Rückschlägen nicht mehr erholt. So aber haben sie eine Antwort auf die geglückten Auftaktspiele der Konkurrenz aus Leverkusen, Leipzig und Dortmund gegeben.

Das Problem bleibt jedoch, dass eine solche Reaktion überhaupt notwendig war. Mit einem xG-Wert von 0,06 hatten die Bayern den Gastgeber Wolfsburg in die Halbzeit geschickt, nur um dann wenige Sekunden nach Wiederanpfiff alles aus der Hand zu geben. Augenscheinlich braucht es weiterhin wahnsinnig wenig, um diese Truppe aus dem Konzept zu bringen.

Upamecano lässt sich anstecken

Was zu wesentlichen Aspekten an der Hintermannschaft liegt. Sei es das stümperhafte Einsteigen von Sacha Boey gegen Tiago Tomas, das zum Elfmeter führte, oder der haarsträubende Ballverlust des schläfrigen Kim vor dem 1:2 - Patzer in dieser Form sind auf dem angeblichen Top-Niveau einfach unverzeihlich, ganz besonders in der Häufigkeit.

Infobox

Das Bundesliga-Sonderheft ist da!

Boey hatte in der Vorwärtsbewegung gute Szenen und bereitete zum Beispiel das Tor von Jamal Musiala zum 1:0 vor, Rechtsverteidiger beinhaltet jedoch auch das Wort "Verteidiger". Innenverteidiger Kim knüpfte dagegen nahtlos an den Eindruck der Vorsaison an, die mit verheerenden Fehlern im Champions-League-Halbfinale gegen Madrid oder in Heidenheim geendet war. Und der leicht aus der Fassung zu bringende Upamecano ließ sich wieder mal anstecken von der Kribbeligkeit seines Nebenmannes.

Das unter Thomas Tuchel noch zuverlässige Duo de Ligt und Eric Dier sitzt inzwischen auf der Bank, der eine in Manchester, der andere in München. Der ebenfalls bislang souveräne Aushilfs-Innenverteidiger Leon Goretzka hat es nach seiner Ausbootung im DFB-Pokal am Sonntag immerhin wieder in den Kader geschafft.

Freund rudert ein wenig zurück

Und ansonsten? Bleiben Vincent Kompany gerade nicht viele Optionen. Nicht, dass er nach einem Spieltag alles sprengen würde. Neuzugang Hiroki Ito, der auch als Linksverteidiger spielen kann, fehlt nach einem Mittelfußbruch noch verletzt, Rückkehrer Josip Stanisic, der sich am liebsten rechts hinten sieht, nach einem Außenbandriss im Knie ebenso.

Bis zum Anpfiff am Sonntag stand der Kader, die Bayern wollten auf dem Transfermarkt nicht mehr tätig werden - so hatte es Sportvorstand Max Eberl zumindest gesagt. Nach dem holprigen 3:2 ruderte Sportdirektor Christoph Freund ein wenig zurück. "Wir haben schon gesagt, dass wir sehr zufrieden sind mit dem Kader", meinte der Österreicher zwar, doch schob sogleich hinterher: "Wir haben jetzt zwei Verletzte. Das müssen wir registrieren, und das haben wir auch registriert. Viel darf hinten nicht mehr passieren. Es ist nicht unser Plan, aber das Transferfenster ist noch fünf Tage offen."

Soll heißen: Wir halten Augen und Ohren offen.

Mario Krischel

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten