Mehr Fairness bei den F1-Finanzregeln: 20 Mio. Dollar mehr für die ...

F1

Die FIA hat die Finanzregeln angepasst. Abhängig von der WM-Position der letzten drei Jahre dürfen die kleinen Teams jetzt mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur stecken als ursprünglich erlaubt. Wir haben die Details.

Williams stand vor einer kuriosen Situation. Der Traditionsrennstall will in seine veraltete Infrastruktur modernisieren, doch zuerst konnte, dann durfte man nicht. Sauber, Alpine und Alpha Tauri geht es genauso. Die Teams aus dem hinteren Mittelfeld wollen die Lücke zur Spitze schließen. Das geht nur, wenn man mit Windkanal, Simulator, Prüfständen, Fertigungsmaschinen und Software auf dem letzten Stand ist.

Zehn Jahre lang musste Williams jeden Dollar zwei Mal umdrehen. Seit das Team an die US-Investmentfirma Dorilton Capital verkauft wurde, ist genug Geld für bessere Werkzeuge in der Kasse, doch jetzt machte das seit 2021 gültige Finanz-Reglement denen einen Strich durch die Rechnung, die in den dürren Jahren nicht die Mittel hatten zu investieren, plötzlich aber zu Geld gekommen sind. Das soll sich im nächsten Jahr ändern. Die FIA gibt den Teams aus dem Mittelfeld 20 Millionen Dollar mehr Luft zum Atmen.

Williams hätte rund 140 Millionen Dollar für Verfügung, um in die Fabrik und ihre Ausstattung zu investieren. Doch die Finanzregeln gestatten allen Teams nur 36 Millionen Dollar über einen Zeitraum von vier Jahren. Fabrikgebäude sind ausgenommen. Bei der Modernisierung oder dem Neubau des Windkanals werden 55 Millionen Dollar nicht angerechnet. Trotzdem wurde die so genannte Capex-Obergrenze seit letztem Jahr zum Streitpunkt und zum Problem.

Williams-Teamchef James Vowles hat hart für die Erhöhung der Capex-Grenzen gekämpft. Der Kompromiss kommt aber auch anderen Teams zu Gute.

Ungleichgewicht bei der Ausrüstung

Der FIA und der Formel 1 wurde klar, dass die Budgetdeckelung für den Rennbetrieb und die Entwicklung der Autos nicht ausreicht, um die Teilnehmer auf eine Stufe zu stellen. Die Topteams waren der zweiten Hälfte des Feldes in Bezug auf die Werkzeuge und die Infrastruktur haushoch überlegen. Red Bull hatte in den vergangenen 15 Jahren eine Summe von 223 Millionen Dollar in die technische Ausrüstung gesteckt. Bei Mercedes waren es 190 Millionen, bei Williams nur 61 Millionen.

Aston Martin und McLaren haben als erste auf den Vorsprung der Konkurrenz reagiert und es kurz vor Einführung der Finanzregeln noch geschafft, mit Sondergenehmigungen ihre Werkzeuge auf den letzten Stand zu bringen. Aston Martin baute gleich eine komplett neue Fabrik. Bei McLaren wurde dieses Jahr ein neuer Windkanal eingeweiht. Der Simulator folgt im nächsten Jahr.

Williams-Teamchef James Vowles fand dieses Ungleichgewicht unfair. Weil es in einer Zeit geboren wurde, als die Teams noch unbegrenzt Geld ausgeben durften. Die einen konnten, die anderen aber nicht. Sein Feldzug für mehr Gerechtigkeit war jetzt von Erfolg gekrönt. Die zehn Teams stimmten mehrheitlich den Vorschlägen des Weltverbandes zu.

In der Williams-Fabrik in Grove kann die Modernisierung bald starten.

65 Millionen für die Hinterbänkler

Das Ergebnis ist ein Kompromiss. Aber immer noch besser als nichts. Appendix 1 und 3 der Finanzregeln wurden umgeschrieben. Zunächst gilt für die Periode bis zum 31. Dezember 2023 ein Inflationszuschlag auf die ursprünglich festgelegten 36 Millionen Dollar. Die Capex-Obergrenze steigt bis zum Ende dieses Jahres auf 45 Millionen.

Ab der kommenden Saison gelten für Kapitalinvestitionen neue Limits, abhängig von den WM-Ergebnissen der Jahre 2020, 2021 und 2022. So dürfen Williams, Haas, Sauber und Alpha Tauri für die am 31. Dezember 2024 auslaufende Vierjahresperiode Investitionen im Gesamtvolumen von 65 Millionen Dollar anmelden. Wer bis jetzt schon die alte Grenze von 45 Millionen ausgegeben hat, bekommt jetzt Spielraum von weiteren 20 Millionen.

Für McLaren, Alpine und Aston Martin wurde die Capex-Grenze von 45 auf jeweils 58 Millionen Dollar bis Ende 2024 erhöht. Die drei Top-Teams Red Bull, Ferrari und Mercedes können immerhin noch 51 statt 45 Millionen Dollar investieren.

Auch bei Sauber in Hinwil besteht Nachholbedarf. Bis Audi kommt, muss noch ordentlich investiert werden.

Audi kann in Hinwil investieren

Mit der Saison 2025 verschiebt sich die Investitionsperiode um ein Jahr. Alle 2021 getätigten Ausgaben werden gestrichen. Die Obergrenze bleibt gleich, auch wenn sie in dem Abstimmungspapier mit 56, 49 und 42 Millionen Dollar für die einzelnen Gruppen niedriger angegeben ist. Alle Summen werden noch um die dann gültige Inflationsrate angepasst.

Für Teams wie Williams sind das gute Nachrichten. Dank dem Aufschlag kann Grove einen neuen Simulator bestellen, veraltete Fertigungsmaschinen ersetzen und die neue Software einkaufen. Auch bei Audi wurde die Aufstockung begrüßt. In Hinwil bereitet man sich schon auf 2026 vor.

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