Sie haben Blumen und Kerzen an dem Ort niedergelegt, wo Stunden zuvor eine 39 Jahre alte Mutter und ihre drei und sechs Jahre alten Söhne ihr Leben verloren haben. Einen Tag nach dem Unfall sind trauernde Menschen an den Unfallort nach Esslingen-Weil gekommen. Einige haben die 39-Jährige und ihre Kinder gekannt.
SWR Reporterin Verena Neuhausen berichtet vom Unfallort in Esslingen:
Esslingen: Nachbarn und Angehörige kommen an Unfallort zusammen"Ich war zu Hause und wir wollten Abendessen", erzählt Nachbarin Yurdagül Murat. Plötzlich habe sie Krankenwagen und Feuerwehr gehört. "Seit 19 Jahren wohne ich hier und ich wusste, da ist was passiert", sagt Murat. Später habe sie erfahren, was passiert ist. "Ich habe die Familie gekannt. Die zwei Jungen waren sehr süße Kinder und die Mutter war sehr nett." Die vergangene Nacht habe sie nicht schlafen können, erzählt sie. "Das tut mir sehr weh. Jeder ist traurig und weint."
Yurdagül Murat hat aber auch eine Forderung: "Viele Autos fahren hier viel zu schnell. Es muss etwas getan werden. Man soll hier nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren dürfen, oder man muss hier einen Blitzer hinstellen." So etwas dürfe nicht nochmal passieren, fordert Murat.
OB Klopfer: Tiefe Trauer und Unterstützung für BetroffeneAuch der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) kommt zum Unfallort, um einen Kranz niederzulegen. Tags zuvor war er schon mal da, ihn habe das Ereignis sehr mitgenommen, sagte er dem SWR: "Wenn dann die Eltern der Mutter hierherkommen, wenn der Ehemann hierherkommt, dann ist das tiefste Trauer, die man mitnimmt." Ob Zeugen, Rettungskräfte oder Polizei, ob Angehörige oder Freunde: Viele bräuchten nun Unterstützung, auch professionelle Hilfe. Hier sei die Stadt Esslingen gefragt, so Klopfer.
Zudem werde man sich die Unfallstelle nun nochmal genauer anschauen. Bis 2019 sei die Kreuzung, in deren Umfeld sich der tödliche Unfall ereignet hat, ein Unfallschwerpunkt - aber eben beim Abbiegen der Fahrzeuge. Nun aber sei die Ampel auf Rot gestanden, ein Auto habe gewartet. "Was sich dann ereignet hat, wissen wir noch nicht", sagt Klopfer. Nun müssten die Gutachter den "präzisen Ablauf" rekonstruieren. "Erst dann kann man verlässliche Aussagen treffen."
Baden-WürttembergMehr Sicherheit, weniger Lärm: In Baden-Württemberg gibt es immer mehr 30er-Zonen. Das Verkehrsministerium will innerorts am liebsten überall Tempo 30. Der ADAC sieht das kritisch.
Aber natürlich werde man als Stadt diese und weitere Stelle nochmal begutachten mit Blick auf die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger. Er verlangte vom Bund, den Kommunen generell zu erlauben, innerorts Tempo 30 anzuordnen, wie es der Städtetag bereits gefordert hat. "Der Verkehr muss verlangsamt werden für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger."
Laut Polizei ist an der Stelle des Unfalls Tempo 50 erlaubt, weil es sich um eine Straße innerorts handelt. Doch nach "innerorts" sieht es entlang der Straße, die die beiden Esslinger Teilorte Weil und Pliensauvorstadt verbindet, nicht aus. Ackerflächen, Fußball- und Tennisplätze und die Sporthalle Weil liegen am und rund um den Unfallort. Viele Mütter und Väter bringen hier ihre Kinder ins Training. Eine Freundin der Toten, die ihren Namen nicht nannte, sagte, dort gebe es keine Zebrastreifen, keine Blitzer. "Die Fahrzeuge fahren wie irre."
Was bisher zum Unfall in Esslingen bekannt istBei dem Unfall am Dienstag war ein 54-Jähriger mit seinem Wagen von der Fahrbahn abgekommen. Sein Wagen drehte sich, überwand den Bordstein und erfasste auf dem Gehweg die Mutter und ihre Kinder. Der Unfallfahrer kam mit unbekannten Verletzungen ins Krankenhaus - genauso wie der Fahrer eines zweiten Autos, mit dem der Unfallfahrer am Dienstagnachmittag kollidierte.
EsslingenSchwerer Unfall am Dienstag in Esslingen: Drei Fußgänger wurden auf dem Gehweg von einem Auto erfasst und starben noch vor Ort. Ein Gutachten soll klären, wie es zu dem Unfall kam.
Gegen den 54 Jahre alten Fahrer wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Er schwieg nach Auskunft der Polizei bisher zum Geschehen. "Er macht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch", sagte eine Polizeisprecherin. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen. Hinweise auf eine alkoholische Beeinflussung oder Substanzen habe man derzeit zwar nicht. "Aber natürlich wird das geprüft anhand der Blutprobe", sagte die Sprecherin.
Unfallursache ist unklar
Es sei völlig offen, warum das passiert sei, sagte die Polizeisprecherin weiter. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde bereits am Unfalltag ein Gutachter eingebunden. Er soll die Ursache und den genauen Hergang klären. Bis das Gutachten fertig ist, könnten mehrere Wochen vergehen. Untersucht würden Spuren, Beschädigungen und der technische Zustand des Fahrzeugs. "Wir wollen auch wissen, was in welcher Abfolge geschah", sagte die Sprecherin.