Gründen in Serie: Was treibt Multi-CEOs wie Elon Musk an?

18 Jul 2024

Seit 16 Jahren in einer Doppelfunktion: Elon Musk findet sich toll - und denkt gar nicht daran, die Führung von Tesla oder SpaceX aufzugeben

Elon Musk - Figure 1
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UPI / laif

Kann eine Person an der Spitze von zwei Unternehmen stehen und erfolgreich sein? Eigentlich scheint das undenkbar. „Die Leitung eines einzigen Unternehmens sollte 150 Prozent der Aufmerksamkeit eines CEOs in Anspruch nehmen“ – so brachte es Constantine Alexandrakis, CEO der Personalberatung Russell Reynolds, auf den Punkt. Doch Menschen wie Elon Musk, der schon jahrelang eine Doppelrolle als Chef von Tesla und SpaceX innehat, scheinen das Gegenteil zu beweisen.

Wie erklären sie das ihren Stakeholdern? Dieser Frage ist ein Forschungsteam der TU Dortmund und der Business School HEC Lausanne in einer neuen Studie  nachgegangen. Dazu haben die Wissenschaftler die Karrieren von vier Multi-CEOs untersucht: Elon Musk (Tesla/SpaceX), Carlos Ghosn (Renault/Nissan), Jack Dorsey (Twitter/Square) und Steve Jobs (Apple/Pixar). Sie alle hatten zwischen 1997 und 2019 zeitweise eine Doppelfunktion inne, Musk sogar ohne Unterbrechung seit 2008.

Die Studie zeigt, dass Multi-CEOs und ihre Verbündeten – etwa Aufsichtsräte – die Legitimität dieses Arrangements sorgfältig steuern. So sagen sie öffentlich zwar gern, dass ihre doppelte Verantwortung keineswegs wünschenswert sei, suggerieren aber zugleich, dass es in ihrer speziellen Situation einfach nicht anders gehe. „Multi-CEOs sprechen oft darüber, wie viel Arbeit es sei, zwei Unternehmen zu führen, was den Stakeholdern das gute Gefühl gibt, dass ihre Bedenken ernst genommen werden“, erklärt Lorenz Graf-Vlachy, Hauptautor der Studie und Professor für Unternehmensführung an der TU Dortmund. Gleichzeitig behaupteten sie, dass ihre Aufgabe durchaus erfüllbar sei, zum Beispiel weil sie von hervorragenden Teams unterstützt werden. Vor allem Chief Operating Officers nehmen ihnen oft Arbeit ab. So führt bei SpaceX nicht Musk das Tagesgeschäft, sondern Präsidentin und COO Gwynne Shotwell.

Den Vorwurf möglicher Interessenkonflikte entkräften Multi-CEOs häufig mit dem Argument, dass sie sich bei Entscheidungen, die beide Unternehmen betreffen, zurückhalten oder es dafür explizite Entscheidungsregeln gibt. Zudem schließen sie in der Regel auch symbolische Vergütungsvereinbarungen ab, wie Graf-Vlachy herausgefunden hat. Steve Jobs etwa ließ sich von Apple nur einen Dollar pro Jahr auszahlen, war aber der zweitgrößte Anteilseigner des Konzerns, „was den Investoren die Gewissheit gab, dass er nur dann Geld verdient, wenn sie das auch tun“. © HBm 2024

Quelle: Lorenz Graf-Vlachy et al.: „Multi-CEOs: A Legitimacy Perspective on Executives Leading Multiple Firms“, Academy of Management Discoveries, im Druck

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