WM-Aus im Viertelfinale gegen die Schweiz: Deutschlands ...

24 Mai 2024
WM-Aus im Viertelfinale gegen die Schweiz Deutschlands Eishockeyspieler zerschellen am Lieblingsgegner

Zuletzt schmiss die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft die Schweiz regelmäßig aus dem Turnier. Dieses Mal fehlt der DEB-Auswahl der Punch – und am Ende auch die Qualität.

Eishockey-WM - Figure 1
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23.05.2024, 19.56 Uhr

Harte Rivalen: Immer wieder gerieten deutsche Spieler und Schweizer im Viertelfinale aneinander

Foto: Jari Pestelacci / justpictures.ch / IMAGO

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Immer wieder: Deutschland gegen Schweiz ist ein Evergreen der vergangenen großen Turniere, zuletzt immer mit besserem Ausgang für Deutschland: Im Vorjahr warf Deutschland die Schweizer im Viertelfinale raus und wurde anschließend Vizeweltmeister. Auch bei der WM 2021 und den Olympischen Spielen 2018 setzte sich Deutschland durch. Die mit vielen NHL-Stars ausgestatteten Schweizer spielen ungern gegen Deutschland. Das könnte sich nun geändert haben.

Ergebnis: Denn im Viertelfinale der diesjährigen WM verlor Deutschland gegen die Schweiz, 1:3 (0:2, 1:0, 0:1) stand am Ende im tschechischen Ostrava auf der Anzeigetafel. Damit verabschiedet sich Vizeweltmeister Deutschland aus dem Turnier und kann nicht an den großen Erfolg vom Vorjahr anknüpfen.

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Nicht auf dem Eis: Gerade einmal 13 Sekunden nach dem Eröffnungsbully zeichnete sich ab: Das wird nicht das Drittel der deutschen Mannschaft. Kai Wissmann rumpelte mit dem Schweizer Kevin Fiala zusammen und musste wegen übertriebener Härte auf die Strafbank. Das DEB-Team geriet in Bedrängnis, überstand aber das Powerplay der Schweizer ohne Gegentor. Nur um dann doch in Rückstand zu geraten – und das bei eigener Überzahl. Christoph Bertschy traf nach einer schnellen Umschaltaktion der Schweizer per Schlenzer ins kurze Eck (8.). Goalie Philipp Grubauer schaute dabei nicht ganz glücklich aus. Beim zweiten Gegentor war Grubauer dann machtlos, Deutschland aber im Pech: Bei Lukas Kälble ging der Schläger zu Bruch, die Defensive der DEB-Mannschaft war dadurch unsortiert – Nico Hischier machte das 2:0 (17.).

Eishockey-WM - Figure 2
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Männer von Welt: Bei der jährlich ausgetragenen Eishockey-WM fehlen immer zahlreiche Stars der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL, der stärksten Liga der Welt. Manche, weil sie nach einer langen Saison keine WM mehr spielen wollen, andere, wie der deutsche Star Leon Draisaitl, weil sie gerade in den Playoffs um den Titel kämpfen. Auch der im Vorjahr bei der WM überragende Verteidiger Moritz Seider war nicht dabei. Seider verhandelt mit seinem Klub Detroit Red Wings gerade über einen neuen Vertrag, die Versicherung wäre schwierig und teuer geworden. Aufseiten der Schweizer fehlten ebenso Spieler, viele Stars waren aber dabei, wie etwa Hischier von den New Jersey Devils oder Roman Josi von den Nashville Predators. Insgesamt hatte die Schweizer Auswahl viermal so viele NHL-Spiele absolviert wie die der Deutschen, das spricht für die Qualität der Eidgenossen.

Zurück im Spiel: Die so starke deutsche Offensive, die in der Vorrunde 34 Tore erzielt hatte und damit mehr als je zuvor, lahmte bedenklich. Im zweiten Drittel änderte sich das zunächst nur minimal, aber die DEB-Mannschaft kann sich eben immer auf ihr starkes Powerplay verlassen. Der Schweizer Andrea Glauser musste nach einem harten Hit gegen Deutschlands J.J. Peterka für zwei Minuten vom Eis (und war damit noch gut bedient) – und das DEB-Team schlug sofort zu. Wojciech Stachowiak gewann das Offensivbully, Dominik Kahun bekam den Puck und traf über den Pfosten zum Anschluss (32.). Deutschland war nun deutlich aktiver und aggressiver, der Glaube an die Wende kehrte zurück.

Dominik Kahun gelang der Anschlusstreffer

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Unsportlichkeit: Wie groß die Rivalität zwischen beiden Teams ist, zeigte sich kurz vor Ende des zweiten Drittels. Die Schlusssirene war bereits ertönt, da schoss der Schweizer Sven Senteler noch ins leere Tor. Sofort hatte er eine deutsche Meute vor sich, die ihn für diese Unsportlichkeit zurechtwies. Und auch den Schiedsrichtern gefiel das nicht, Senteler musste den Beginn des dritten Drittels auf der Strafbank verbringen.

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Krimi: Das nutzte Deutschland aber wenig. Die Schweiz überstand die Unterzahl-Situation schadlos. Deutschland rannte danach zwar leidenschaftlich kämpfend an und drängte auf den Ausgleich, kam aber nur selten durch. Lukas Reichel hatte eineinhalb Minuten vor dem Ende die große Chance auf den Ausgleich, schoss aber knapp drüber. Danach ging Torwart Grubauer vom Eis, Deutschland spielte in Überzahl – doch die Schweiz traf ins verwaiste deutsche Tor. Erneut war es Bertschy, der das Spiel entschied (60.).

Christoph Bertschy gelangen zwei Tore

Foto: Darko Vojinovic / AP

Ehrlichkeit: »Im ersten Drittel haben wir das Spiel verloren«, sagte Paterka nach dem Spiel bei MagentaSport. Ähnlich äußerten sich seine Teamkollegen, niemand suchte nach einer Ausrede. Bundestrainer Kreis fand danach auch Lob für sein Team: »Es zeichnet die Mannschaft aus, dass sie sich zurückgekämpft hat.« Aber es habe eben nicht gereicht heute.

Was bleibt? Wer als Vizeweltmeister ins Turnier startet, gehört automatisch zu den Favoriten. Aber der deutsche Kader war in diesem Jahr nicht ganz so stark besetzt wie im Vorjahr, dennoch fehlte nicht viel zur nächsten Halbfinalteilnahme. Die DEB-Auswahl spielte ein wechselvolles, aber insgesamt starkes Turnier. Dem 6:4-Auftaktsieg gegen die Slowakei folgten zwei krachende 1:6-Pleiten gegen die USA und Favorit Schweden. Danach setzte sich das Team zusammen, ohne Trainer Harold Kreis. So könne es nicht weitergehen, beschlossen die Spieler und gelobten Besserung. Anschließend marschierte Deutschland mit einer deutlich stabileren Abwehrleistung durch die Vorrunde und hielt auch im Viertelfinale gegen die Schweiz mit. Außer eben im ersten Drittel. »Insgesamt bin ich mit der Mannschaft zufrieden, jeder hat alles aus sich rausgeholt«, sagte Kreis, wenngleich: »Die Enttäuschung ist sehr groß. Wir wollten mehr.«

So geht’s weiter: Das Gute am Eishockey: Man kann Pleiten schnell wieder ausbessern. Im kommenden Jahr ist wieder WM, dann tragen die schwedische Hauptstadt Stockholm und Herning in Dänemark das Turnier aus.

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