Eintracht-Hauptversammlung am Montag: Es geht um 66 Millionen ...

3 Stunden vor

Der Montag verspricht in der Geschäftsstelle der Eintracht Frankfurt Fußball AG Spannung: Auf der ordentlichen Hauptversammlung der Aktionäre soll der Weg für eine Kapitalerhöhung über 66 Millionen Euro geebnet werden. Zudem wird ein Teil des Aufsichtsrats neu besetzt.

Eintracht Frankfurt - Figure 1
Foto kicker

Die Eintracht möchte 368.333 Aktien unters Volk bringen. IMAGO/HJS

Wirtschaftlich wandelte die Eintracht in den vergangenen Jahren zuweilen auf einem schmalen Grat. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie kosteten die Hessen etwa 80 Millionen Euro. Am 18. Mai 2022 stand der Klub am Scheideweg. An diesem Tag traf Frankfurt im Europa-League-Finale in Sevilla auf die Glasgow Rangers, der Sieg im Elfmeterschießen öffnete die Tür zur Champions League. Ohne die Millionen-Einnahmen aus der Königsklasse hätte die Eintracht im Sommer 2022 die meisten Leistungsträger verkaufen müssen. Das sagte zwar niemand offiziell, aber hinter vorgehaltener Hand. Der Druck im Endspiel war immens. Trotz des Gewinns der Europa League belief sich der Verlust in der Spielzeit 2021/22 auf 31,9 Millionen Euro. Das Eigenkapital schrumpfte auf 5,9 Millionen Euro zusammen.

Mittlerweile hat sich der "Patient" Eintracht Frankfurt erholt. Nicht zuletzt dank der Transfererlöse (143,2 Millionen Euro) erzielte der Klub 2023/24 einen Rekordumsatz in Höhe von 390,5 Millionen Euro, das Eigenkapital stieg auf 51,6 Millionen Euro (2022/23: 24,7 Millionen Euro). Trotzdem ist nicht alles rosig, die Finanzschulden betragen 68,2 Millionen Euro. Davon sind noch etwa 30 Millionen Euro auf den Bau des Profi-Camps zurückzuführen. Als Oliver Frankenbach Ende Oktober auf eigenen Wunsch frühzeitig als Finanzvorstand ausschied, sprach er von "extremen Herausforderungen, wenn wir unter den Top-Klubs der Bundesliga bleiben wollen“.

Details zur Kapitalerhöhung: 66 Millionen Euro für 368.333 neue Aktien

Deshalb wurden in den vergangenen Jahren Pläne für eine Kapitalerhöhung geschmiedet. Bereits im März 2022 hatten Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, eine Kapitalmaßnahme zu prüfen. In der Einladung zur an diesem Montag ab 10 Uhr stattfindenden Hauptversammlung steht: "Die Eintracht Frankfurt Fußball AG hat sich in den letzten Jahren sowohl sportlich als auch wirtschaftlich außerordentlich positiv entwickelt. Um diese positive Entwicklung für die nächsten Jahre abzusichern, ist eine nachhaltige Stärkung des Eigenkapitals notwendig. Nach umfangreicher Prüfung unterschiedlicher Optionen empfehlen Vorstand und Aufsichtsrat die Durchführung einer Kapitalerhöhung im ersten Halbjahr 2025."

Die Investmentbank Nomura wurde beauftragt, den Unternehmenswert der Fußball AG zu ermitteln. Nach Abzug der Finanzschulden beträgt dieser Wert rund 503 Millionen Euro. Bei der geplanten Kapitalerhöhung sollen 368.333 neue Aktien ausgegeben werden. "Nomura hat Vorstand und Aufsichtsrat anhand der ermittelten Bewertungsspanne aufgezeigt, dass ein Preis von mindestens EUR 179,41 je neuer Aktie fair und angemessen ist", heißt es in der Einladung zur Hauptversammlung. Daraus ergibt sich, dass durch die Kapitalerhöhung etwa 66 Millionen Euro generiert werden würden.

Aktuelle Anteilsverteilung

Offen ist, wie sich durch die Kapitalerhöhung die Anteile der Aktionäre verändern würden. Momentan hält der e.V. 67,89 Prozent der Anteile an der Fußball AG. Laut Mitgliederbeschluss dürfen es nie weniger als 60 Prozent sein. Die Wolfgang Steubing AG hält drei Prozent, die Herzschlag Eintracht GmbH fünf Prozent, die Freunde der Eintracht Frankfurt AG 7,30 Prozent und die Freunde des Adlers GmbH 16,81 Prozent. Aufsichtsrat und Vorstand schlagen vor, dass die Aktionäre mit Ausnahme des e.V. auf ihr gesetzliches Bezugsrecht verzichten. Der e.V. soll berechtigt sein, sein Bezugsrecht auf eine Tochtergesellschaft zu übertragen. Offen ist, ob die Aktionäre zustimmen. Alternativvorschläge sehen unter anderem vor, dass die Aktionäre nicht auf ihr Bezugsrecht verzichten.

Nicht bekannt ist, wer die Tochtergesellschaft mit Kapital ausstatten würde, um ein millionenschweres Aktienpaket zu erwerben. Möglich ist auch, dass neue Aktionäre hinzukommen. Dazu heißt es: "Soweit die Zuteilung neuer Aktien an Personen erfolgen soll, die bislang nicht Aktionäre der Gesellschaft sind, müssen solche Zeichner sich gegenüber Eintracht Frankfurt e.V. dazu verbindlich verpflichten, die Ausübung ihres Stimmrechts in der Hauptversammlung der Gesellschaft an Eintracht Frankfurt e.V. zu übertragen bzw. das Stimmrecht nur in gleicher Weise wie Eintracht Frankfurt e.V. auszuüben." Darauf ließe sich wohl nur ein wohlhabender Gönner ein, der im Herzen ein großer Eintracht-Fan ist. Kurzum: Der e.V. würde im Zuge der Kapitalerhöhung auf jeden Fall gestärkt werden.

Das ist wichtig, um die Zustimmung der Mitglieder zu erhalten. Denn die finale Entscheidung zur Durchführung der Kapitalerhöhung treffen die Mitglieder auf der Mitgliederversammlung, die am 17. Februar 2025 stattfinden soll. Wenn der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Mathias Beck dort verkünden könnte, dass der e.V. seine Anteile (67,89 Prozent) durch die Kapitalerhöhung sogar erhöht, stünden die Chancen voraussichtlich gut, dass die Mitglieder die nötige Zustimmung erteilen.

Personalkosten stiegen 2023/24 auf 141,4 Millionen Euro

Die Kapitalerhöhung würde der Eintracht ein noch stabileres wirtschaftliches Fundament verleihen. Es wäre dann leichter, auch mal ein Jahr ohne internationalen Fußball zu überbrücken. Die Personalkosten stiegen 2023/24 um 18,23 Prozent auf 141,4 Millionen Euro, obwohl die SGE nur in der Conference League spielte und dort schon in den Play-offs zur K.-o.-Phase ausschied. Die hohen Kosten vergrößern den Erfolgsdruck. Der neue Finanzvorstand Julien Zamberk erwähnte bei seiner Vorstellung Anfang November noch einen weiteren wichtigen Aspekt: „Wir wollen uns wirtschaftlich so aufstellen, dass wir zum optimalen strategischen Zeitpunkt entscheiden können, wann wir jemanden kaufen oder verkaufen wollen."

Neubesetzung des Aufsichtsrats

Bei der Hauptversammlung am Montag wird auch über die Zusammensetzung des neunköpfigen Aufsichtsrats entschieden. Nach kicker-Informationen scheidet ein Quartett aus: Stefan Minden, Claudio Montanini, Stephan Sturm und Hans-Dieter Brenner. Neu ins Gremium rücken sollen Patrik Zeigherman von der Unicredit sowie der Bankier Emmerich Müller. Vom e.V. sollen Vize-Präsident Dominik Berker und Rike Goldbeck-Keitel (Abteilung Sportakrobatik) in das Gremium kommen. Neben Präsident Beck stammen auch die bisherigen Aufsichtsräte Moritz Theimann und Felix Wirmer aus dem Verein. Somit wäre gewährleistet, dass der Hauptaktionär Eintracht Frankfurt e.V. die Mehrheit im Aufsichtsrat stellt.

Julian Franzke

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