Eintracht Frankfurt nutzt den Platz an der Sonne

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Stand: 11.11.2024, 19:31 Uhr

Von: Thomas Stillbauer

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Obenauf, v.l.: Diana Rauhut, Mike Josef, Axel Hellmann, Tina Zapf-Rodriguez, Michael Maxelon.

Obenauf, v.l.: Diana Rauhut, Mike Josef, Axel Hellmann, Tina Zapf-Rodriguez, Michael Maxelon. © Michael Schick

Eine große Solaranlage auf dem Stadiondach ist fast fertig. Sie soll Strom erzeugen – und Emotionen fürs Klima.

Einige Leute haben das seit dem 5. August mehrmals täglich gemacht. Andere machen das zum ersten Mal. Die Leiter hochklettern, lass es drei Meter sein, dann rauf auf die Plattform – und ab geht die Fahrt. In die Höhe. Dach des Waldstadions. 40 Meter.

Es handelt sich um die Rettung des Klimas. Jedenfalls eines Teils davon. „Ein Meilenstein“, sagt Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). „Ein ganz großer Schritt“, sagt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann. „Ein emotionaler Ort“, sagt Mainova-Vorstand Michael Maxelon.

1288 Solarmodule haben die Partner seit August auf den äußeren Kranz des Stadiondachs montieren lassen. Immer, wenn die Eintracht nicht gerade im Europapokal spielte. Etwa 2500 Quadratmeter Kollektorenfläche. Da kommen 500 000 Kilowattstunden Strom raus. Eine halbe Million. Genug für zehn Prozent des Energiebedarfs beim Stadionbetrieb. Einsparung: 220 Tonnen CO2 im Jahr.

Zahlen, die man sich durch den Kopf gehen lässt, während man mit der Plattform in die Höhe fährt und versucht, sich nicht vorzustellen, wie dünn die Teleskopbeinchen jetzt von unten aussehen müssen, an denen unser Höhenflug hängt. Aber es ist ja für einen guten Zweck. Mike Josef hat schon vorher zugegeben, dass er ein bisschen Höhenangst hat. Und dass ihm dieser große Lift allemal lieber ist als jener kleine und windgebeutelte, der ihn vor dem Römer an die Spitze des Weihnachtsbaums brachte.

Was Josef aber hauptsächlich mitzuteilen hat: 2035 soll die Stadt klimaneutral sein, dabei helfen starke Partner – und die Eintracht ist so einer. Das kann sicher auch der VfB Stuttgart bestätigen. Beim Umbau zur WM-Arena vor rund 20 Jahren sei es noch nicht gelungen, Photovoltaik mit einzuplanen: zu schwer die Elemente. Heute hingegen haben sie „nur noch die Hälfte des Gewichts (25 Kilo das Stück) und die doppelte Leistung“, sagt Mike Lorenz, Chef der Firma Lorenz Energie, die das Ganze montiert.

„Ein wichtiger Schritt zur Nachhaltigkeit und ein Projekt mit Strahlkraft“, sagt Josef – auch weil die Partner auf die Emotionalität bauen, die Eintracht Frankfurt und ihre Fans einbringen. „Der Fortschritte sind es noch nicht genug“, formuliert Hellmann. Die Zeiten hätten sich geändert: „Das Stadion wurde gebaut, als wir noch fern von Überlegungen zum Klimaschutz waren.“ Hier sei nun eines der Felder, auf denen es gelte, die Komfortzone zu verlassen: „Als Volkssport sind wir verpflichtet, Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen.“ Aber: „Es ist ein weiter, weiter Weg für einen Klub mit einem Stadion, das aus einer anderen Denke stammt.“

„Das Projekt an diesem Ort trägt die Idee des Klimaschutzes auch in die Herzen“, sagt Michael Maxelon. Entscheidend sei nicht das Ausmaß: 220 kWh – da habe die Mainova anderswo mehr zu bieten. „Der emotionale Nutzen ist viel größer.“ Schließlich gebe es gerade Sorge um die Akzeptanz von Klimamaßnahmen. Bei Wahlumfragen sei der Klimaschutz nicht mehr unter den drei Topthemen der Bürgerinnen und Bürger. „Da ist ein emotionaler Partner sehr wichtig.“

„Wie schaffen wir den Umstieg? Durch solche Projekte“, sagt Josef und fährt mutig mit hinauf bis an den Rand des Stadiondachs. Ein großartiger Anblick, auch wenn ausgerechnet heute der Himmel grau ist und kein Sonnenstrahl die Solaranlage begrüßt. Das Dach wirkt wie eine Arktislandschaft, umrundet von spiegelnden Panels. Wieder unterwegs hinab fällt der Blick über die Tribünen auf den Rasen, der gerade bunt bestrahlt wird, damit er besser wächst. Zehn Prozent der Energie dafür liefert jetzt die Sonne. Und im Fußball können zehn Prozent eine Menge ausmachen.

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