Eintracht Frankfurt: Kaua Santos und die große Chance

3 Tage vor

Kevin Trapps Oberschenkelverletzung verhalf Kaua Santos beim Spiel in Wolfsburg schneller als erwartet zum Bundesliga-Debüt für die Eintracht. Hinterher gab es viel Lob für den hünenhaften Torwart. Die kommenden Wochen werden für den Brasilianer zur Reifeprüfung.

Eintracht Frankfurt - Figure 1
Foto kicker

Bei Eintracht Frankfurt nun gefordert: Kaua Santos. picture alliance/dpa

Als sich Trapp kurz vor dem Halbzeitpfiff nach einem Abschlag an den rechten Oberschenkel fasste und behandelt werden musste, konnte man bereits erahnen, dass der Torhüter eine Weile außer Gefecht gesetzt sein wird. Am Sonntag folgte die Diagnose: Muskelverletzung. "Der Kapitän von Eintracht Frankfurt fällt in den kommenden Wochen aus", teilte die Eintracht mit. Der Klub rechnet mit drei bis vier Wochen.

Trapps Stellvertreter Kaua Santos wird somit voraussichtlich mindestens in den kommenden drei Bundesligaspielen sowie an den ersten beiden Spieltagen der Europa League zwischen den Pfosten stehen. Bei seinem Bundesliga-Debüt in der zweiten Hälfte wirkte der 1,96 Meter große Brasilianer sicher und selbstbewusst, wurde vom VfL allerdings kaum ernsthaft geprüft. Sportvorstand Markus Krösche lobt den Auftritt des 21-Jährigen: "Er strahlte eine unheimliche Ruhe aus, ging auch bei Flanken gut raus. Das war fürs erste Spiel eine sehr gute Leistung. Er hat schon ein brasilianisches Selbstbewusstsein, das zeichnet ihn aus. Auch durch seine Körpergröße hat er eine gewisse Ausstrahlung."

Vor einem Jahr kam Kaua Santos für eine Sockelablöse in Höhe von etwa 600.000 Euro von Flamengo an den Main. In der vergangenen Saison stand er in der zweiten Mannschaft 13-mal in der Regionalliga zwischen den Pfosten, bei den Profis war der erfahrene Jens Grahl die Nummer 2. In diesem Sommer zog Kaua Santos an dem 35-Jährigen vorbei. Die Eintracht entschied sich bewusst gegen eine Leihe des Torwarttalents.

"Das Trainingsniveau bei Eintracht Frankfurt ist so hoch, dass es mehr bringt als Spielpraxis in einer unterklassigen Liga", sagte Torwarttrainer Jan Zimmermann in der Vorbereitung zum kicker. Ganz zu schweigen von den nun bevorstehenden Einsätzen in der Bundesliga und im Europapokal.

Wir haben extrem daran gearbeitet, die brasilianische Mentalität auf Bundesliga-Seriosität zu bringen.

Jan Zimmermann über Kaua Santos

Bundesliga, 3. Spieltag

"Körperlich, athletisch, da ist der deutsche Fußball und vor allem meine Torwart-Philosophie fordernder, als das, was er aus Brasilien kennt. Wir haben im letzten Jahr extrem daran gearbeitet, die brasilianische Mentalität auf Bundesliga-Seriosität zu bringen", erklärt Zimmermann und liefert ein Beispiel: "Die Konsequenz von Fehlern wird im Ausland ganz anders bewertet. In der Bundesliga musst du eine Lösung finden, die zehn von zehnmal funktioniert. Von mir aus auch 98 von 100 Mal. Die nötigen Fähigkeiten hat Kaua. Jetzt geht es um die Entscheidungsfindung, dass er die jeweilige Technik und Taktik so wählt, dass er da hinkommt."

Das Debüt dient gewiss als Mutmacher. Toppmöller lobt: "Kaua es sehr gut gemacht und das gezeigt, was wir von ihm in den vergangenen Wochen und Monaten auch im Training gesehen haben. Er ist ein Torwart, der sehr mutig agiert." Am Gegentor traf Kaua Santos keine Schuld. Ridle Bakus Schuss war platziert, zudem könnte Jonas Wind den Keeper irritiert haben. Ob der Wolfsburger exakt in der Sichtlinie des Torhüters, und damit strafbar im Abseits stand, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Im Zweifel sind die Schiedsrichter dazu angehalten, solche Situationen nicht zu ahnden. Über einen Pfiff hätte sich aber auch keiner beschweren können.

Julian Franzke

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