Sieg nach 75 Minuten Unterzahl Eintracht stürmt mit müden Beinen zu Meisterstück

Eintracht Frankfurt lässt sich gegen Gladbach auch von einer frühen Roten Karte nicht aufhalten und fegt ins DFB-Pokal-Achtelfinale. Ein beeindruckender Erfolg, der die ganze Saison beeinflussen könnte.

Eintracht Frankfurt bejubelt den Einzug in die nächste Runde, Omar Marmoush mit Maske

Kollektiver Jubel bei Eintracht Frankfurt. Bild © Imago Images

Die Sache mit der Maske war nach Abpfiff des atemberaubenden Pokal-Erfolgs von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend das allesbeherrschende Thema. Aus welchem Horrorfilm stammt denn nun das Kleidungsstück, das sich Omar Marmoush nach seinem Siegtreffer zum 2:1 übergestreift hatte? Scream? Saw? Hannibal? Die Antwort ist viel einfacher: Die Maske trägt den Namen "blutiger Clown" und kostet 11,99 Euro im Fasching-Fachhandel. Irgendwie enttäuschend.

Einen cineastischen Bezug hatte Marmoushs modische Botschaft also nicht, die perfekte Pointe für diesen spektakulären Abend in Frankfurt bildete die Maske natürlich dennoch. Einen Tag vor Halloween lehrte die Eintracht den Gästen aus Gladbach trotz einer frühen Roten Karte das Fürchten und zeigte dabei einen gespenstisch guten Auftritt. Die Hessen spielten mehr als 75 Minuten in Unterzahl, unterlegen war aber nur Gladbach. "Wir waren heute alle Maschinen", fasste Sportvorstand Markus Krösche zusammen.

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Eintracht Gladbach live

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Ende des Videobeitrags Eintracht stürmt auch in Unterzahl

Nun gehören zu einem Fußballspiel immer zwei Teams, und die Eintracht profitierte letztlich auch davon, dass sich die Borussia gegen zehn Frankfurter wirklich unglaublich ungeschickt anstellte. Die Art und Weise, wie das Team von Trainer Dino Toppmöller auf den Platzverweis von Arthur Theate (15.) reagierte und das Spiel am Ende völlig verdient gewann, war dennoch beeindruckend. Die Eintracht hatte die besseren Chancen, die Eintracht ließ hinten quasi nichts zu, die Eintracht fand sogar hier und da Zeit für Kabinettstückchen und gönnte sich in der Schlussphase auch noch den Luxus, zwei Top-Möglichkeiten liegenzulassen.

Abgesehen von der etwas zu offen zur Schau getragenen Lockerheit im Abschluss vom ansonsten sehr starken Ellyes Skhiri (88.) und Marmoush (90.+5) gab es aber wirklich nichts zu meckern. Ganz im Gegenteil. Das Tempo in der Offensive, das zeigte auch das Spiel gegen Gladbach, ist eine Naturgewalt, die fußballerische Klasse von Hugo Larsson, Mario Götze und Skhiri im Mittelfeld ein Faustpfand im Vergleich mit vielen anderen Teams. Trotz müder Beine stellte die Eintracht die Borussia immer wieder vor Probleme, die Gladbacher Defensive um den heillos überforderten Marvin Friedrich war teilweise fast schon zu bemitleiden.

Eintracht beeindruckt auch die Ehrengäste

Laut Vorstandssprecher Axel Hellmann, der traditionell nur an außergewöhnlichen Abenden an die Öffentlichkeit tritt, sollen selbst Bundes-Co-Trainer Sandro Wagner und DFB-Alleskönner Rudi Völler auf der Tribüne mit den Zungen geschnalzt haben. "Die fanden das auch richtig stark", berichtete er. Eine Zweitrunden-Partie im DFB-Pokal als Statement und Botschaft an die Fußball-Nation. Diese Eintracht lässt sich nicht aufhalten.

"Wir haben einen überragenden Spirit gezeigt, das ist ein Sieg von allen", unterstrich auch Toppmöller, der nach Schlusspfiff noch emotionaler als sonst über den Sieg gejubelt und seine Freude in den Frankfurter Nachthimmel geschrien hatte. Die kurze Schwächephase mit den beiden überschaubaren Leistungen gegen Riga und Union Berlin ist schon wieder beendet, die Eintracht ist zurück. "Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen", so Toppmöller. "Wir genießen diesen Moment." Von wegen Durchhänger.

Collins macht "Spiel seines Lebens"

Das Besondere an dem Erfolg war zudem, dass alle Umstellungen und personellen Anpassungen funktionierten und auch die Spieler aus der zweiten Reihe glänzten. Nathaniel Brown zeigte ein gelungenes – wenn auch teilweise etwas nervöses – Startelf-Debüt auf der Linksverteidiger-Position. Nnamdi Collins, der nach Theates frühem Feierabend auf die Rechtsverteidiger-Position rückte, war neben den Torschützen Hugo Ekitiké und Marmoush der Mann des Abends.

Der 20-Jährige marschierte immer wieder unaufhaltsam die Linie auf und ab und bereitete Marmoushs Treffer direkt vor. "Er hat das Spiel seines Lebens gemacht", befand Hellmann. Collins darf wiederkommen und ist plötzlich die erste Alternative für den verletzten Rasmus Kristensen. So schnell kann's gehen.

Sieg könnte einen Push geben

Richtig schnell, so ist das in Englischen Wochen, wartet auf die Eintracht auch das nächste Spiel. Bereits am Samstag (15.30 Uhr) ist der VfL Bochum zu Gast in Frankfurt, die Hessen gehen als klarer Favorit in die Partie und müssen sich nun an ihren eigenen Taten messen lassen. Wer zu zehnt gegen Gladbach gewinnt, hat eigentlich keine Ausreden mehr. "Wenn wir über Grenzen gehen, können wir zusammen mit diesem Publikum besondere Dinge erreichen", betonte Toppmöller. "Das Team merkt, was möglich ist. Dieser Sieg kann uns einen Push geben."

Die Eintracht hat das Potenzial, für Angst und Schrecken zu sorgen. Ob mit oder ohne Maske.