Studie: E-Fuels sind aufwändig, teuer und ineffizient

29 Mär 2023
E-Fuels

Aktualisiert: 29.03.202315:49

Ab 2035 dürfen in der EU Verbrenner nur noch mit klima-neutralem Kraftstoff betankt werden. Doch Fachleute bezweifeln, dass E-Fuels überhaupt zu wettbewerbsfähigen Preise produziert werden können.

München - Die mögliche Einführung von E-Fuels könnte zu riesigen Kosten führen. Das geht aus einer Studie der Strategiebereatung Oliver Wyman hervor, aus der das Handelsblatt zitiert. Für eine schrittweise Beimischung von synthetischen Kraftstoffen zu Benzin, Diesel und Kerosin sind laut der Analyse von 2030 bis 2040 Investitionen von 120 bis 310 Milliarden Euro erforderlich. Deutschland hatte sich bei der EU kürzlich durchgesetzt, dass E-Fuels eine politische Perspektive bekommen sollen.

„Der Aufwand, um E-Fuels in großen Mengen herzustellen, ist gigantisch. Das macht man nicht nebenbei“, sagte Fabian Brandt, Leiter des Bereichs Automobil- und Fertigungsindustrie bei Oliver Wyman. Er geht zwar davon aus, dass in den kommenden Jahren ein globaler Markt für synthetische Kraftstoffe entstehen wird. „Es wird aber viel zu wenig E-Fuels geben, um Millionen von Fahrzeugen im deutschen Bestand damit betreiben zu können“, sagt er.

E-Fuels: Weltweite Kapazitäten reichen nicht

E-Fuels werden mithilfe von Strom aus Wasser und CO₂ gewonnen. Laut den Berechnungen von Brandt und seinem Team würden schon bei einer Beimischungsquote von zehn Prozent E-Fuels jährlich etwa vier Milliarden Liter des Kraftstoffs benötigt. Um Diesel und Benzin perspektivisch vollständig zu ersetzen, wären sogar 20 Milliarden Liter erforderlich. „Die weltweiten Kapazitäten der bis dato angekündigten Produktionsprojekte für E-Fuels summieren sich aber lediglich auf ein Volumen von maximal zwei Milliarden Litern pro Jahr“, hieß es weiter.

„Die Voll-Substitution von Diesel und Benzin für den deutschen Pkw-Flottenbestand ist überhaupt nicht leistbar“, sagt Brandt. Am besten wäre es aus seiner Sicht, die begrenzten Mengen an E-Fuels in Flugzeugen und Schiffen einzusetzen, die nicht so leicht durch in Batterien gespeicherte Energie angetrieben werden können.

Zur Minimierung des Ausstoßes von klimaschädlichen Abgasen im Pkw-Bestand böten sich alternativ zu E-Fuels beispielsweise Kraftstoffe an, die aus Biomasse gewonnen werden, so Brandt. Auch wenn beim Einsatz von E-Fuels kleinere Umrüstungen bei Bestandsfahrzeugen vorgenommen werden müssten, böten diese noch Potenzial. „Zudem sollte man über Anreize wie Verschrottungsprämien nachdenken, um alte Verbrennerfahrzeuge aus dem Markt zu nehmen“, rät der Experte.

Nischenanwendung für Sportwagen

Wie das Handelsblatt weiter schreibt, würden sich bei Neuwagen E-Fuels bestenfalls als Nischenanwendung für Sportwagen und andere High-Performance-Fahrzeuge eignen. Die großen Segmente würden alle Fahrzeughersteller dagegen gerade im Eiltempo auf elektrische Antriebe umrüsten. Der Grund sei, dass reine Batterieautos sehr effizient seien, denn sie wandelten etwa 70 Prozent der Energie in Vortrieb um. Mit E-Fuels betankte Fahrzeuge kämen dagegen auf einen Wirkungsgrad von 14 Prozent, Benziner auf 20 Prozent.

Synthetische Kraftstoffe seien zudem derzeit nicht wettbewerbsfähig, sie kosteten zwischen fünf und zehn Euro pro Liter. E-Fuels seien zudem nur dann klimaneutral, wenn der zur Herstellung benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen werde und das notwendige CO2 aus der Atmosphäre, aus Biomasse oder aus Industrieabgasen stamme, also schon vorhanden sei.

In Deutschland wären die Kosten dafür zu hoch, heißt es weiter. Zudem würde die Herstellung von E-Fuels bei dem aktuellen Strommix hierzulande laut Oliver Wyman um den Faktor 1,8 bis 2,6 mehr CO₂-Emissionen verursachen als die Weiternutzung von konventionellen Treibstoffen. E-Fuels müssten daher absehbar aus sonnenreichen und windstarken Ländern importiert werden.

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