Mirko Bortolotti gewinnt DTM 2024: Mit Extraportion Coolness zum ...

Wahrscheinlich ist Mirko Bortolotti als Kind in einen großen Bottich voller Eiscreme gefallen. Kann passieren, wenn die Familie einige Eisdielen betreibt. Wie bitt’schön wäre sonst die Extraportion Coolness zu erklären, die den 34 Jahre alten Lamborghini-Piloten auszeichnet, und die er nun dazu nutzte, im dritten Anlauf sein Meisterstück zu vollenden und am Sonntag auf dem Hockenheimring erstmals zum DTM-Titel zu rasen. Er unterstrich doppelt, was sie in der Szene über ihn erzählen: Je größer der Druck, desto cooler der Bortolotti.

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Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Famos, wie er in diesem Finale zurückschlug und das Momentum des Erzrivalen Kelvin van der Linde brach. Der Südafrikaner, der Bortolotti, wie abwegig, einst einen Warmduscher schimpfte, hatte tags zuvor den Samstagslauf gewonnen und die Gesamtführung übernommen.

„Im Fahrerlager lange geheult“

Sonntagmorgens verstand es Bortolotti jedoch im Oktobernebel von Hockenheim abermals am besten, jede einzelne der 640 Pferdestärken seines Huracán GT3 Evo in die Waagschale zu werfen. Er düste zur Pole-Position, sah im Finale als Zweiter das Ziel und stand nach zuvor zwei verlorenen Titelkämpfen, mit 17 Punkten Vorsprung auf van der Linde als DTM-Champion fest.

„Ich bin überglücklich“, sagte Bortolotti dem Sender Pro Sieben. „Letztes Jahr Vizemeister zu werden, war ein schwieriger Moment. Danach habe ich im Fahrerlager lange geheult. Aber das hat mich stärker gemacht.“

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Bortolotti, so wollten es die Eltern, kam in Trient in Südtirol zur Welt, startet unter italienischer Flagge. Die meiste Zeit seines Lebens aber, anhand der Sprachmelodie ist es leicht zu erraten, verbrachte er in Wien, wo die Familie seit den Siebzigern im dritten Bezirk köstliches Eis verkauft. Der Wunsch der Eltern aber, Sohn Mirko würde eines Tages die Gelato-Geschäfte führen, dürfte unerfüllt bleiben wie Bortolottis Traum von der Grand-Prix-Karriere.

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Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Formel-1-Test für Ferrari

Dass er sich per Triumph in der italienischen Formel 3 einst für einen Formel-1-Test im Ferrari empfahl, und auf der Versuchsbahn von Fiorano gar einen Rundenrekord aufstellte, bescherte ihm zwar kein Cockpit in der Königsklasse, aber wertvolle Aufmerksamkeit.

Mit Coolnessfaktor: Bortolottis Eltern betreiben in Wien mehrere Eisdielen.Picture Alliance

Die Spritztour im Herbst 2008 verhalf ihm kurzzeitig ins Förderprogramm von Red Bull und bescherte ihm weitere Formel-1-Probefahrten für Toro Rosso und Williams. Aber, so sagte Bortolotti das einmal, in der Formel 1 sei Talent nicht das einzige Jobkriterium. Bei ihm hätten nicht alle Puzzleteile gepasst.

So kämpft Bortolotti, der mit Anfang zwanzig in den Tourenwagensport wechselte, heute nicht gegen Verstappen oder Hamilton, gilt aber als bester Sportwagenpilot der Welt. Der Titel im dritten DTM-Jahr bildet den vorläufigen Höhepunkt für Bortolotti, den Lamborghini 2015 zum Werksfahrer berief, der für die squadra corse auch in der Langstrecken-WM und in Le Mans startet.

Für welches Team der Champion künftig in der DTM kreist, ist noch unklar. Das Engagement des SSR-Performance-Rennstalls wackelt, dafür setzt das ehemalige Audi-Team Abt 2025 auf Lamborghini. Platzierten die Italiener Bortolotti bei Abt, käme sein neuer Teamkollege wahrscheinlich aus Südafrika. Sein Name: Kelvin van der Linde.

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