Mirko Bortolotti übt scharfe Kritik an der DTM: "Wird artifiziell ...

10 Stunden vor

(Motorsport-Total.com) - Nach Platz fünf beim vorletzten DTM-Rennen der Saison, das Mirko Bortolotti die Führung in der Meisterschaft kostete, übt der SSR-Lamborghini-Pilot scharfe Kritik. Allerdings nicht an seinen Rivalen, sondern an den Verantwortlichen der Rennserie. Stein des Anstoßes ist das harte Überholmanöver von Titelrivale Maro Engel im Kampf um Platz vier, bei dem er gegen den Winward-Mercedes-Piloten das Nachsehen hatte.

DTM - Figure 1
Foto Motorsport-Total.com

© Alexander Trienitz

Dritter Titelkampf, wieder nicht Meister? Bortolotti fühlt sich ungerecht behandelt Zoom

"Ich will Maro nicht angreifen, aber es gibt in der DTM gewisse Fahrer, die haben ein bisschen einen Immunitätsstatus, die sich alles oder sehr viel erlauben können", sagt Bortolotti im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Und für andere Fahrer ist das nicht so. Das ist schade, aber das ist halt leider in der DTM so."

Warum das seiner Meinung nach der Fall sei, wollte er "nicht kommentieren". Dennoch sei Engels Aktion in der Mercedes-Arena eindeutig nicht regelkonform gewesen.

Wieso Bortolotti findet, dass Engel bevorteilt wurde

"Wir haben in der DTM Regeln, die klar definiert sind. Und auch alle Fahrer im Raum werden mit in die Diskussion geholt: Was sollen wir machen, wie sollen wir gewisse Dinge angehen?", holt Bortolotti aus. Diesbezüglich sei auch zu Beginn des Jahres klar festgelegt worden, dass man bei einem Überholmanöver "immer eine Wagenbreite Platz lässt".

Daran habe sich Engel nicht gehalten. Wenn "ein Kontakt zustande kommt, er schon fast von der Strecke rutscht und mich dann von der Strecke räumt und den Platz gutmacht, dann ist auch nichts passiert, aber es war kein cleaner Move. Und in dem Fall müsste man den Platz zurückgeben", fordert Bortolotti. Die Rennleitung entschied aber zum Unverständnis des Italieners auf "no further action".

Aktion für Engel "hartes, aber faires Racing"

Bortolotti betonte mehrmals, dass sich seine Kritik nicht gegen Engel richtet: "Ich respektiere Maro sehr. Wir fahren jedes Wochenende gegeneinander - immer hart und fair, also überhaupt kein Thema."

Engel, der bei seinem Manöver von weit hinten kam, aber davon profitierte, dass Bortolotti innen nicht abdeckte, sieht sich übrigens nicht im Unrecht. "Ich muss es mir noch einmal anschauen, aber im Auto war es für mich hartes, aber faires Racing", sagt er im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Es gab eine ganz leichte Berührung. Ich habe versucht, am Kurvenausgang Platz zu lassen. Da war glaube ich auch noch Platz zur weißen Linie."

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Kelvin van der Linde (Abt-Audi) sichert sich mit seinem Sieg im Samstagsrennen die Gesamtführung zurück. Die weiteren Titelkandidaten Miko Bortolotti (SSR-Lamborghini) und Maro Engel (Winward-Mercedes) geraten aneinander. Weitere DTM-Videos

Wieso Renndirektor Sven Stoppe keine Strafe aussprach? "Das Manöver von Maro war an der Grenze, aber aus meiner Sicht nicht zu hart", sagt er auf Nachfrage von Motorsport-Total.com. "Die Kerbs sind an dieser Stelle sehr breit, sodass am Kurvenausgang eigentlich genug Platz war."

DMSB reagierte auf Bortolotti: "Mehr als fragwürdig"

Zudem reagierte der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB), der für die Einhaltung der Regeln zuständig ist, auf Bortolottis Vorwürfe, gewisse Fahrer würden einen Immunitätsstatus genießen. "Dass ein Fahrer eine Situation im Rennen aus der Cockpitperspektive anders bewertet, als die Rennleitung mit diversen Kameraeinstellungen und Zeitlupen, ist völlig normal und sein gutes Recht", sagt DMSB-Pressesprecher Michael Kramp.

"Einem Renndirektor, der mehr als 15 Jahre DTM-Erfahrung mitbringt und einen ausgesprochen guten Ruf im Fahrerlager genießt, aber zu unterstellen, dass er Fahrer unterschiedlich behandle, ist mehr als fragwürdig. Bei der Rennleitung gibt es weder einen Bonus für bestimmte Fahrer, noch für Teams oder Nationalitäten", stellt Kramp klar.

"Dessen wird sich auch Mirko wieder bewusst werden, wenn die Emotionen des Tages etwas verraucht sind." Doch Bortolotti kritisiert nicht nur die Rennleitung. Er wirft auch den Verantwortlichen vor, dass der Titelkampf durch die Balance of Performance (BoP) künstlich offengehalten wird.

Doppeltes Erfolgsgewicht? Sarkasmus bei Bortolotti

"Wir fahren ja mit doppeltem Erfolgsgewicht", reagiert Bortolotti mit Sarkasmus auf die Frage, ob die 20 Kilogramm Erfolgsballast für den neuen DTM-Leader Kelvin van der Linde am Sonntag ein Vorteil sind. Eine Anspielung darauf, dass der Lamborghini am Samstag um 40 Kilogramm schwerer war als der Audi von Kelvin van der Linde.

"Es passt vorne und hinten nicht zusammen. Hat man wieder mal gesehen. Es wird artifiziell offen gehalten - muss man so hinnehmen. Mehr als das, was wir heute gezeigt haben, kann der 'Lambo' mit dieser BoP nicht. Und deswegen glaube ich nicht, dass wir morgen mehr als das zeigen können", zuckt er mit den Schultern.

"Deswegen werden wir unseren Job machen, unsere Runden abspulen, weil wir am Ende des Tages Profis sind. Und danach fahren wir nach Hause", zeigt er sich in Hinblick auf den Titelkampf ernüchtert. Aussagen, die zur Kritik von Bortolottis Ex-Teamchef Gottfried Grasser vor dem Wochenende passen, wonach der Lamborghini schlechter als der Audi und vor allem als der Mercedes eingestuft sei.

"Der arme Mirko", fühlte Grasser mit Bortolotti mit. Zudem deutete er an, dass deutsche Marken in der DTM bevorteilt werden: "Formulieren wir es mal so: Die DTM mit einem ausländischen Fabrikat zu bestreiten, ist nicht so gescheit."

Bortolotti gibt sich vor dem Finaltag der Saison ähnlich machtlos. "Physik hat seine Limits", antwortet er auf die Frage, ob am Sonntagmorgen eine seiner berühmten fehlerlosen Qualifying-Runden dafür sorgen müsse, damit er aus seinem dritten DTM-Titelkampf in Folge endlich als Sieger hervorgeht.

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