Schenker-Verkauf betrifft auch Bremen

6 Tage vor

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Foto WESER-KURIER

Die Deutsche Bahn hat ihre Logistiktochter Schenker für über 14 Milliarden Euro an das dänische Unternehmen DSV verkauft. Wieso dabei ein Weg auch nach Bremen führt und das für die Hansestadt relevant ist.

Im J.-H.-Bachmann-Haus an der Schlachte in Bremen befindet sich die Deutschland-Zentrale von DSV. Das dänische Unternehmen wird der Deutschen Bahn wohl für mehr als 14 Milliarden Euro die Logistik-Tochter Schenker abkaufen. Frank Thomas Koch

Das J.-H.-Bachmann-Haus in Bremen an der Schlachte: Etwas unscheinbar hängt hier neben dem Eingang das blaue DSV-Logo. DSV ist die dänische Abkürzung für ""De Sammensluttede Vognmænd af 13-7 1976 A / S". Auf Deutsch bedeutet das „Die Vereinigten Fuhrmänner“. Diese dänischen Fuhrmänner haben hier in Bremen ihre Deutschlandzentrale für die Luft- und Seefracht. Und nun hat der dänische Logistikkonzern der Deutschen Bahn ihre Logistiktochter Schenker abgekauft. Hier die relevanten Fragen für diesen Verkauf:

Ist die Übernahme gut für Bremen?

Der Bremer Handelskammer-Präses Eduard Dubbers-Albrecht ist Logistikunternehmer und auch gleichzeitig Dänischer Honorarkonsul und sagt: "Für Bremen kann das eine positive Nachricht sein." Er meint, dass die Übernahme das Bremer Geschäft von DSV stärken werde und die Deutschlandzentrale für die Luft- und Seefracht weiter hier an der Weser bleiben werde.

Jörg Müller-Arnecke, Landesvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats, sieht in dieser Übernahme ebenso eine Chance für Bremen und hatte sie bereits vor einer Woche beim Wirtschaftsratstreffen der fünf Nordländer thematisiert: "Die Unternehmenszentrale von DB Schenker sitzt in Essen, und wenn ein Unternehmen ein anderes übernimmt, zieht normalerweise die Unternehmenstochter zur Unternehmensmutter." Das würde Bremen bedeuten. Zumindest sei DSV dafür bekannt, Doppelstrukturen abzubauen. Das werde zum Abbau von Arbeitsplätzen an einigen Standorten führen. Sollte jedoch der Weg möglicherweise nach Essen führen, sollte Bremen sich laut Müller-Arnecke politisch geschickt gut verkaufen: "Und wenn es nur die richtigen Worte sind. Für zusätzliche Büroarbeitsplätze hat Bremen auf alle Fälle genug Flächen." Da könne Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) ruhig mal aus ihrem Büro um die Ecke für ein Gespräch zu DSV gehen, um einen engeren Austausch zu suchen. Das Bremer Wirtschaftsressort werde nun erstmal abwarten, bis alles spruchreif sei.

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Foto WESER-KURIER
Welche Bedeutung wird DSV zusammen mit Schenker haben?

Dubbers-Albrecht geht davon aus, dass der neue Logistikriese bei der Seefracht Kühne+Nagel vom Umsatz her überholen werde: "DSV hat es in den vergangenen Jahren geschafft, immer hochprofitabel zu sein." DSV hat weltweit 75.000 Beschäftigte in 80 Ländern, bei Schenker sind es knapp 73.000 Beschäftigte in mehr als 130 Ländern. Allein in Bremen arbeiten 250 Mitarbeiter. Schenkers Stärke sind laut Dubbers-Albrecht immer die Landtransporte gewesen, wo DSV nun ein großer Player werde. Er sagt: "Der Hunger von DSV ist ungestillt." Ein so großes Unternehmen in einem kleinen Land wie Dänemark. Das begründet Dubbers-Albrecht so: "Da will man dann ganz oben mitspielen, wie es bei den Schiffen mit Maersk oder in der Windbranche mit Vestas der Fall ist." Dieser Ehrgeiz sei da.

Wird der Name Schenker erhalten bleiben?

Mit Blick auf frühere Unternehmensübernahmen von DSV geht Eduard Dubbers-Albrecht davon aus, dass der Name Schenker verschwinden wird. So war es auch bei der Übernahme des Schweizer Logistikunternehmens Panalpina 2019. Zwei Jahre später wurde der Name Panalpina gestrichen.

Wie sieht die Branche diese Übernahme?

Christoph Holtkemper, Geschäftsführer von Roland Umschlag im Bremer Güterverkehrszentrum, und Vorstandsmitglied der Bremischen Hafenvertretung sagt: "Die Deutsche Bahn hat hier ihr Tafelsilber verkauft, und damit fällt für die Zukunft ein zuverlässiger Gewinnbringer weg. Außerdem werden bei einem über 150 Jahre alten deutschen Unternehmen die Entscheidungen in Zukunft in Dänemark getroffen." DB Schenker verzeichnete im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Thorsten Dornia, Vorsitzender vom Verein Bremer Spediteure und Geschäftsführender Gesellschafter von Brelog, sieht dies ebenso und ergänzt: "Ich hätte nicht gedacht, dass DSV den Zuschlag bekommt. Das zeigt aber auch, wie dringend die Bahn wohl das Geld benötigte, das sie bei diesem Kaufangebot wohl schneller erhält."

War DSV Favorit für die Übernahme?

Nein, es gab mit dem Luxemburger Finanzinvestor CVC einen weiteren Interessenten. Verdi hatte den Verkauf an CVC favorisiert, weil die Gewerkschaft bei DSV nun den Wegfall von mehr als 5000 Arbeitsplätzen befürchtet. Thorsten Dornia mutmaßt mit Blick auf Hamburg: "Dort hat sowohl DSV drei Standorte als auch Schenker drei Standorte – daraus werden in Zukunft bestimmt nicht sechs." In Bremen hat Schenker zwei Standorte.

Was macht die Deutsche Bahn mit dem Geld?

Das soll sie für die Tilgung der Schulden verwenden. Die liegen bei über 30 Milliarden Euro.

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