DB-Schenker-Verkauf an DSV: Dieser Deal wird BMW und DHL weh ...

6 Tage vor

Mit der Fusion des dänischen Logistikers DSV und der Bahntochter DB Schenker entsteht ein neuer Logistikgigant. Verlierer sind die Konkurrenten – und große Kunden. Etwa die deutschen Autobauer. Ein Kommentar.

DSV - Figure 1
Foto WirtschaftsWoche

Die „Kronjuwelen“ der Deutschen Bahn, wie Politiker die Logistiktochter Schenker gerne nennen, sind verkauft: Ein Vorvertrag sei unterzeichnet, teilte der dänische Logistiker DSV nun mit.

14,3 Milliarden Euro soll der Preis für DB Schenker betragen. Verplant dürften die bei der Bahn längst sein, fehlt dort derzeit doch viel Geld, um die dringend nötige Sanierung des Bahnnetzes endlich mit Schwung vorantreiben zu können. Nach Zustimmung von Aufsichtsrat und Eigentümern soll der Kauf laut DSV im zweiten Quartal 2025 formal abgeschlossen sein.

Und auch wenn sich die Umsetzung einer solchen Fusion Jahre hinziehen könnte – ein neuer Logistikgigant wird die Branche nachhaltig verändern. Gewinner wären wohl die Fusionspartner, DSV und Schenker. Harte Zeiten anbrechen könnten hingegen für den großen einheimischen Konkurrenten DHL - und für einige Schenker-Kunden.

DSV bekommt mit Schenker den europäischen Marktführer für Straßentransporte in ihr Portfolio. Zwar ist der Konzern mit seinen 75 000 Mitarbeitern und rund 20 Milliarden Euro Umsatz bereits selbst auf der Straße aktiv. Um in jeden Winkel der westlichen Welt liefern zu können, ist das Unternehmen bisher jedoch auf Verteilnetzwerke angewiesen, in Deutschland das von IDS.

Dem gehören auch andere Große an, so die Schweizer Kühne+Nagel-Gruppe. 

DSV - Figure 2
Foto WirtschaftsWoche

Als unabhängiger Akteur könnte DSV zusammen mit Schenker wohl deutlich bessere Margen erzielen, Volumen und Skaleneffekte wären plötzlich auf Seiten der Allianz. Viele mittelständische Konkurrenten könnte das an den Rand der Existenz drängen. Und selbst Branchenprimus DHL - mit einem Umsatz von 80 Milliarden Euro immer noch deutlich größer selbst als der fusionierte Schenker-DSV-Konzern - könnte das Nachsehen haben, wenn Aufträge aus Kopenhagen prioritär behandelt werden.

Zu den Verlierern zählen dann möglicherweise auch die globalen Konzerne, die auf die Dienste der Logistiker angewiesen sind. Für Siemens, BMW und Co. zählt neben den Preis für Transporte, vor allem die Verlässlichkeit ihrer Lieferkette.

Kaum etwas stört die Großen mehr als die Abhängigkeit von einem einzelnen Dienstleister. Zwar wird man nach dem Deal von Schenker und DSV nicht von einem globalen Monopol sprechen können, der gemeinsame Marktanteil wird kaum die zehn Prozent übersteigen, doch werden die Alternativen weniger. Vor allem die Perspektive dürfte den Managern in den Großkonzernen Kopfzerbrechen bereiten: Die Akquisition dürfte Wettbewerber dazu animieren, ihrerseits nachzurüsten und die Marktkonsolidierung vorantreiben. Der Schenker-Deal wäre dann nur der Anfang großer Veränderungen.

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