Dortmund: Tödliche Schüsse auf Mouhamed Dramé – Urteil gefallen
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Dortmund: Das ist die drittgrößte Stadt NRWs
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Dieser Fall hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Am 8. August 2022 ist Mouhamed Dramé (†16) bei einem Polizeieinsatz in Dortmund getötet worden.
Der Geflüchtete aus dem Senegal hatte zuvor gedroht, sich mit einem Messer umbringen zu wollen. Die Polizei Dortmund versuchte den 16-Jährigen zu entwaffnen. Doch der Einsatz lief komplett aus dem Ruder. Am Ende starb Mouhamed Dramé durch mehrere Schüsse aus einer Maschinenpistole (mehr dazu hier >>>).
Fünf Polizisten, darunter der Einsatzleiter mussten sich seit Dezember 2023 auf der Anklagebank für den tödlichen Einsatz verantworten. Am Donnerstag (12. Dezember) wurde das Urteil verkündet.
Dortmund: Prozess nach tödlichem Polizei-EinsatzSchon vor dem Urteilsspruch hatte Oberstaatsanwalt Carsten Dombert die Vorwürfe gegen vier der fünf angeklagten Polizisten fallen gelassen. Sie hatten zwar Einsatzmittel (Pfefferspray, Taser und Maschinenpistole) gegen den minderjährigen Geflüchteten eingesetzt. Doch die Hauptschuld für den tödlichen Verlauf des Einsatzes sah die Staatsanwaltschaft beim Einsatzleiter.
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Überraschende Wende – Polizei-Schüsse auf Mouhamed D. (†16) wurden doch aufgezeichnet! Einsatzleiter bricht nach tödlichen Schüssen auf Mouhamed D. sein Schweigen – „Nicht damit gerechnet, dass er stirbt“ Angeklagter Polizist im Fall Mouhamed D. sagt aus – „Ich bin für den Tod verantwortlich“Thorsten H. hätte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft weitere Kommunikationsversuche veranlassen müssen, bevor der Einsatz von Pfefferspray angeordnet wurde. Der Senegalese sprach nur gebrochen Deutsch, dafür aber fließend Französisch und seine Landessprache Wolof. Statt weiter auf Dolmetscher zu warten, entschied sich der Einsatzleiter für den Einsatz von Pfefferspray, in der Hoffnung den 16-Jährigen so entwaffnen zu können – doch der Versuch schlug fehl.
Der Senegalese wollte fliehen, noch immer das Messer in der Hand. Im Prozess sollte die Staatsanwaltschaft nach Angaben der „Ruhrnachrichten“ feststellen, dass Mouhamed Dramé die Beamten nicht angegriffen habe. Todesschütze Fabian S. habe ihn dennoch als Bedrohung wahrgenommen und das Feuer eröffnet. Die Schuld dafür sah die Staatsanwaltschaft im Verlauf des Prozesses nur noch beim Einsatzleiter.
Urteil im Fall Mouhamed DraméWegen fahrlässiger Tötung forderte die Dortmunder Staatsanwaltschaft eine zehnmonatige Haftstrafe auf Bewährung und die Zahlung von 5.000 Euro an eine gemeinnützige Organisation in Dortmund.
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Am Mittag ist das Urteil nun gefallen. Das Gericht sprach alle fünf Angeklagten frei. Damit folgte das Gericht zumindest zum Teil den Anträgen der Anklage. Nach der Beweisaufnahme hatte die Staatsanwaltschaft für vier von fünf Angeklagten Freisprüche gefordert. Die Polizeibeamten nahmen die Freisprüche mit ernsten Mienen auf. Die anwesenden Brüder des getöteten Geflüchteten hörten der Urteilsbegründung mit gesenkten Köpfen zu. (mit dpa)
>>Anmerkung der Redaktion<<
Zum Schutz der betroffenen Familien berichten wir normalerweise nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.
Wer unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leidet oder jemanden kennt, der daran leidet, kann sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.