90 Sekunden vor dem Weltuntergang: Was ist die Doomsday Clock ...

26 Jan 2023

Wissenschaftler forschen bekanntlich nicht nur, sondern warnen auch die Öffentlichkeit vor Gefahren, die in Zukunft auf uns zukommen könnten. Sei es zum Beispiel durch Forschung im Bereich der Medizin oder zum Klimawandel.

Alle Jahre wieder verkündet das Magazin amerikanische Wissenschaftsmagazin Bulletin of the Atomic Scientists mit der Doomsday Clock eine Uhr, die zeigt, wie nah sich die Menschheit am Abgrund befindet, indem alle großen Gefahren für die Menschheit in Betracht gezogen werden. 

Seit der Gründung vor 76 Jahren stand die Untergangs-Uhr allerdings noch nie 90 Sekunden vor der Vernichtung. Wie es dazu kam und was die Doomsday Clock genau ist, erfahrt ihr jetzt. 

Was ist die Doomsday Clock? 

Die Idee kam vom Bulletin Ausschuss für Wissenschaft und Sicherheit, der 1945 von Albert Einstein gegründet wurde und am Manhattan-Projekt mitgearbeitet hat. Zwei Jahre später, im Jahr 1947, hat der Ausschuss die Doomsday Clock ins Leben gerufen. 

Das Ziel der Weltuntergangsuhr ist es, die Bedrohung der Menschheit und des Planeten darzustellen. Mitternacht steht für den Weltuntergang, beziehungsweise das Ende der Menschheit. Je kürzer die Doomsday Clock also vor 0 Uhr steht, desto schwieriger ist die internationale Lage.

Was ist das Manhattan-Projekt? Es ist der Name für das militärische Forschungsprojekt der Amerikaner, das zum Ziel hatte, die erste Atombombe zu entwickeln und zu bauen. Forschungsleiter des Projekts war der Wissenschaftler Julius Robert Oppenheimer, der als Vater der Atombombe gilt.

Jedes Jahr wird die Uhr neu eingestellt. Dafür ist immer noch der Bulletin-Ausschuss für Wissenschaft und Sicherheit verantwortlich. Zusätzlich werden der Stiftungsrat des Bulletin-Magazins und 10 Nobelpreisträger konsultiert. 

Beim jährlichen »Einstellen« der Uhr wird laut Bulletin auf verschiedene Tendenzen geachtet. Darunter die Anzahl an Atomwaffen auf der Welt, das Steigen des Meeresspiegels und Bemühungen von Regierungen gegen diese und ähnliche Dinge vorzugehen. 

(Bild: Bulletin of the Atomic Scientists)

Warum steht die Doomsday Clock dieses Jahr 90 Sekunden vor Mitternacht? 

Das offizielle Statement des Bulletin steigt mit einer eindeutigen Antwort ein: Der Grund für das Vorstellen der Uhr sei vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Gefahren, die von ihm ausgehen. Laut dem Doomsday Clock-Komitee hat der Krieg Fragen zum Zusammenspiel von Staaten aufgeworfen und Verhaltensnormen »ausgehöhlt«, die für das Vorgehen gegen andere internationale Probleme essenziell sind. 

»Und das Schlimmste ist, dass Russlands kaum verhüllte Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen die Welt daran erinnern, dass eine Eskalation des Konflikts - durch einen Unfall, eine Absicht oder eine Fehlkalkulation - ein schreckliches Risiko darstellt. Die Möglichkeit, dass der Konflikt außer Kontrolle gerät, bleibt hoch.« 

Passend dazu hat Bulletin das Statement zum ersten Mal in der Geschichte auch auf Russisch und Ukrainisch veröffentlicht. So soll auf die Dringlichkeit dieser Nachricht hingewiesen werden. 

Auch wenn das Statement anfangs betont, dass die Uhr nicht nur wegen des Angriffskrieges auf 90 Sekunden vor Mitternacht gestellt wurde, dreht sich das Statement doch hauptsächlich um dieses Thema.

In der deutlich ausführlichen Pressemitteilung hingegen werden dann auch die anhaltende Klimakrise und Institutionen im Zusammenhang mit fortschreitenden Technologien oder biologischen Bedrohungen wie Covid-19 thematisiert.  

Unterstrichen wird das unter anderem durch Aussagen wie die von Mary Robinson. Sie ist eine ehemalige Präsidentin von Irland, ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und aktuell Vorsitzende von The Elders (Eine Gruppe von ehemaligen Staatsoberhäuptern, Friedensaktivisten und Menschenrechtlern):

»Wir befinden uns am Rande eines Abgrunds. Aber unsere Politiker handeln nicht schnell genug und nicht in ausreichendem Umfang, um einen friedlichen und lebenswerten Planeten zu sichern. Wir wissen, was zu tun ist, von der Senkung der Kohlendioxidemissionen über die Stärkung von Rüstungskontrollverträgen bis hin zu Investitionen in die Pandemievorsorge. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig, aber es fehlt der politische Wille. Das muss sich 2023 ändern, wenn wir eine Katastrophe abwenden wollen.«

Die Uhr wurde zuletzt im Jahr 2020 auf 100 Sekunden vor Mitternacht gestellt. Um die Uhr zurückzustellen, ist es laut Bulletin nötig, dass die US-Regierung, ihre NATO-Partner und die Ukraine alle Möglichkeiten zum Dialog ausschöpfen.

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