US-Vorwahlen in New Hampshire: "Auch für Trump noch ein weiter ...

25 Jan 2024

interview

Stand: 24.01.2024 13:27 Uhr

Donald Trump - Figure 1
Foto tagesschau.de

Trump ist aus Sicht vieler Beobachter so gut wie gesetzt als Kandidat der US-Republikaner für die Präsidentschaftswahlen. Doch auch er steht vor einigen Unwägbarkeiten in den kommenden Wochen, gibt SWP-Expertin Laura von Daniels zu bedenken.

tagesschau24: Ist Donald Trump nach diesem weiteren Sieg bei den Vorwahlen als Kandidat der Republikaner praktisch schon gesetzt?

Laura von Daniels: Das wäre zu viel gesagt. Trump hat jetzt eine sehr gute Ausgangsposition und die Prognosen haben sich erfüllt. Er liegt weit vorne, das muss man ganz klar sehen.

Andererseits hat er jetzt nach zwei Vorwahlen in zwei Bundesstaaten erst 31 Delegiertenstimmen. Er wird am Ende 1.215 Stimmen brauchen. Es ist für ihn noch ein weiter Weg, allerdings für seine Konkurrentin, jetzt Nikki Haley, ein um so weiterer.

Zur Person

Laura von Daniels leitet die Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört die Wirtschaftspolitik der USA, Innenpolitische Bedingungen der US-Außenwirtschaftspolitik oder auch die US-Währungspolitik.

"Noch Wählerbewegung möglich"

tagesschau24: Aber Nikki Haley will ja nicht aufgeben. Welche Chancen hat sie also tatsächlich?

von Daniels: Natürlich hat sie noch Chancen, etwa bis zum sogenannten Super Tuesday Anfang März. An diesem fünften März wählen sehr viele Bundesstaaten und sie kann hier noch Stimmen dazu gewinnen.

Erst kurz vor der Vorwahl in New Hampshire ist ihr Hauptkonkurrent, Ron DeSantis, aus dem Rennen ausgestiegen. Man kann da also schon noch Wählerbewegungen sehen.

Andererseits hat dieser Hauptkonkurrent von Haley dazu aufgerufen, für Trump zu stimmen. Was Haley nun braucht, sind sicherlich Unterstützer aus dem klassischen republikanischen Milieu der Großspender.

Sie wird auf jeden Fall große finanzielle Unterstützung brauchen, um in dem Wahlkampf gegen Trump noch irgendeine Chance zu bekommen.

"Geld alleine ist es nicht"

tagesschau24: Inwieweit ist es am Ende also eine Frage des Geldes, wer sich da durchsetzt?

von Daniels: Es ist immer auch eine Frage des Geldes. Aber die gesamte Forschung zu Wahlen in den USA und auch in anderen Ländern zeigt eigentlich immer wieder: Geld alleine ist es nicht. Man muss ja auch dem Kandidaten Trump zugestehen, dass er charismatisch ist und immer wieder Wählerinnen und Wähler für sich begeistert.

Es ist also nicht allein das Geld, aber für Haley, die auch große Mengen begeistern kann, ist es sehr wichtig, in diesem bisher noch recht aussichtslosen Wahlkampf gegen Trump die Unterstützung durch weitere Spenden zu bekommen.

Auch, um wirklich große Kampagnen finanzieren zu können, Werbung im Fernsehen oder in lokalen Medien schalten zu können - oder auch in sozialen Medien, das wird für sie entscheidend sein.

Gerichtstermine kurz vor dem Super Tuesday

tagesschau24: Und nun gibt es ja auch schon Versuche, Haley zum Aufgeben zu bewegen. Inwieweit kann Haley Trump damit ärgern, dass sie genau das nicht tut?

von Daniels: Die ganze Strategie auf Seiten von Trump ist natürlich darauf ausgerichtet, dass er möglichst früh möglichst viele Delegiertenstimmen auf sich vereinen kann. Man sollte nicht vergessen: Parallel laufen die Gerichtsverfahren gegen ihn, auch Strafverfahren, und es stehen Anfang Februar und Anfang März, kurz vor dem Super Tuesday, für Trump wichtige Gerichtstermine an.

Auch das kann noch mal die Meinung auf Seiten seiner Anhänger umstimmen. Und so gesehen ist es genau das entgegengesetzte Spiel. Haley muss sehen, dass sie immer relativ gut abschneidet und Stimmen hinzu gewinnt.

Und Trump, das merkt man, ist nervös geworden. Er attackiert Haley, weil er unbedingt so früh wie möglich das Signal aussenden will, dass er der einzige Sieger ist, den Amerika je gesehen hat. Das kennen wir von ihm.

Auch jüngere Wähler halten Trump für kompetent

tagesschau24: Und wie weit kann diese Strategie dann tatsächlich verfangen und Erfolg haben?

von Daniels: Insoweit, als dass Trump tatsächlich immer wieder überrascht. Zum Beispiel auch damit, dass ihm zunehmend junge Wählerinnen und Wähler zufliegen. Damit, dass ihn immer mehr, auch in diesen jüngeren Altersgruppen, für kompetenter halten. Ihm beispielsweise in der Wirtschaftspolitik mehr Kompetenz zuschreiben als dem amtierenden Präsidenten Joe Biden.

Das gilt auch für andere Bereiche wie Sicherheit, Kriminalität oder Migration. Wenn er tatsächlich dieses Image beibehält und erfolgreich vermittelt, dass er die Dinge regelt, die die Demokraten nicht geschafft haben, dann muss er eigentlich nur so weitermachen wie bisher.

Wir haben gesehen, dass die Gerichtsverfahren, die Prozesse gegen ihn, eher noch mehr Leute auf seine Seite gebracht haben. Das müsste sich erst mal fundamental ändern.

Liberaler Konservatismus wurde nicht belohnt

tagesschau24: Dazu gilt Haley als eine Art Trump light. Wollen die Wählerinnen und Wähler denn überhaupt eine leichtere Version von Trump oder wollen die nicht genau das Original, das dann tatsächlich auch drauf haut?

von Daniels: Das ist eine sehr spannende Frage. Das offizielle Motto des Bundesstaates New Hampshire ist ja, "Live Free or Die", also "Frei leben oder sterben". Haley ist eine Kandidatin, die für einen liberalen Konservatismus steht, für Freiheitsrechte, sogar im Bereich der Abtreibung.

Dafür ist sie jetzt bei dieser Wahl nicht belohnt worden. Das heißt, so viel Sehnsucht nach Freiheit scheint es dann doch bei den republikanischen Wählerinnen und Wählern derzeit nicht zu geben.

Das Gespräch führte Kathrin Schlass für tagesschau24. Das Interview wurde für die schriftliche Fassung leicht angepasst.

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