Trumps veränderte Gestik bei seiner Siegerrede: Die Fratze der ...

4 Stunden vor
Donald Trump

Donald Trump war in aufgeräumter Stimmung, als er am Mittwochmorgen um halb drei in seinem Heimatort Mar-a-Lago vor die Schar seiner Anhänger trat. Inmitten seiner Familie und der engsten Mitarbeiter stand er auf der Bühne, sprach 25 Minuten über den glorreichen Sieg und bedankte sich bei seinen Vertrauten. Trumps Gesichtszüge in dieser knappen halben Stunde wirkten auffällig verändert. Nach den Monaten der hasserfüllten Wahlkampfattacken , der Droh- und Spottgebärden gegenüber politischen Widersachern, Migranten und den »Lügenmedien«, hatte sich die Mimik des wiedergewählten Präsidenten vollständig beruhigt und geglättet. Anstelle des angriffslustig schräggestellten Kopfes vor dem Mikrofon, anstelle der schmalen Lippen und geballten Fäuste sah man einen versöhnlichen, sogar gerührten Redner, der auf der Bühne immer wieder seine Frau küsste, seine Freunde herzte und die historische Bedeutung dieses Moments betonte.

Vor dem Bildschirm löste Trumps Sanftmut noch größere Beklemmung aus als seine bekannten fratzenhaften Entgleisungen. Wenn sich der Chauvinismus entspannt, wenn er es sich leisten kann, rührselig und fast sentimental zu werden, hat seine Politik der Gewalt und Rücksichtslosigkeit obsiegt.

Umarmungen und unbeholfene Klapse

Bis zur letzten Sekunde vor der Schließung der Wahllokale war Trumps Sache der Hass, die Ausgrenzung, die unverhohlene Bedrohung der Gegner und Sündenböcke. Jetzt, im Bewusstsein des Triumphs , gönnt sich der Autokrat einen Moment der Großmut. Seine Arme und Hände – lange Wahlkampfwochen nur dazu da, die aggressiven »Fight«-Rufe auf den Podien zu bekräftigen – verteilen Umarmungen und unbeholfene Klapse, und man sieht es Trump förmlich an, dass er diese zugewandten, fließenden Körperbewegungen nicht gewohnt ist.

Die knappe halbe Stunde steht ganz im Zeichen des Einverständnisses, des Zusammenhalts, der »Heilung« eines gespaltenen Landes, wie Trump häufiger sagt. Und doch zeichnet sich gerade in der überpointierten Güte die Brutalität seiner Politik noch deutlicher ab als unter den Normalbedingungen des Rohen und Vulgären.

An manchen Stellen der Rede zeigt die Glasur trotz aller Bemühungen Risse. Als Trump seinen Vizepräsidenten J.D. Vance zum Podium bittet, lobt er dessen hart gesottene Leistung, sich während des Wahlkampfs immer wieder den »enemy camps« der »Lügenmedien« wie CNN gestellt und dort Rede und Antwort gestanden zu haben. »Niemand mag das tun«, sagt Trump lachend, »aber er geht einfach rein und radiert sie aus.« Dann klopft er Vance kumpelhaft auf den Rücken, lächelt wieder sanft, und die Welt weiß, was sie in den nächsten vier Jahren an Hass und chauvinistischer Verachtung zu erwarten hat.

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