Kandidatur zurückgezogen: Robert F. Kennedy Jr. wirft hin – und tritt ...

26 Tage vor
Donald Trump

Viel Zeit hat er sich nicht gelassen. Aber Zeit dürfte in diesem US-Wahlkampf auch die wohl knappste Ressource sein. Der parteilose Robert F. Kennedy Jr. ist erstmals bei einer Wahlkampfveranstaltung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aufgetreten.

Wenige Stunden zuvor hatte Kennedy verkündet, sich aus dem Wahlkampf in den besonders umkämpften »Swing States« zurückzuziehen und ab sofort Trump zu unterstützen – das dürfte dem Republikaner im Rennen gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris helfen.

Nun erklärte Kennedy vor jubelnden Trump-Anhängern, er habe mit dem 78-Jährigen »nicht über die Dinge gesprochen, die uns trennen, denn wir sind nicht in allem einig, sondern über die Werte und Themen, die uns verbinden«. Das Publikum feierte ihn mit »Bobby, Bobby«-Sprechchören – seinem Rufnamen.

»Wir standen etwas auf entgegengesetzten Seiten«, empfing Trump seinen Gast auf der Bühne im Bundesstaat Arizona. Kennedy sei ihn im Wahlkampf ein paar Mal angegangen, das habe ihm nicht gefallen. »Aber er ist eine phänomenale Person, ein phänomenaler Mann.«

»Ich denke, er wird einen guten Einfluss haben«, sagte Trump. Er und Kennedy würden »gemeinsam kämpfen, um das korrupte politische Establishment zu besiegen und die Kontrolle über dieses Land zurückzugewinnen«. Die Unterstützer Kennedys bat Trump darum, »sich dem Aufbau dieser Koalition anzuschließen«.

Doch auch die Gegenseite umwirbt die Kennedy-Anhänger. Das Wahlkampfteam von Kamala Harris meldete sich nach dem Ausscheiden Kennedys zu Wort: Die demokratische Kandidatin wolle sich »Ihre Unterstützung verdienen«, erklärte Kampagnenchefin Jen O’Malley Dillon am Freitag (Ortszeit) an Kennedys Anhänger gerichtet. »Auch wenn wir nicht in allem einer Meinung sind, weiß Kamala Harris, dass uns mehr eint als uns spaltet.«

Kennedy lag in den jüngsten landesweiten Umfragen der Politik-Website »The Hill« in dieser Woche bei 8,7 Prozent. Experten zufolge könnten in dem derzeit knappen Präsidentschaftsrennen zwischen Trump und seiner demokratischen Rivalin Kamala Harris die Stimmen von Kennedys Anhängern in einigen umkämpften Bundesstaaten den Ausschlag geben.

Kennedy hatte erklärt, in den meisten Bundesstaaten werde sein Name auf den Stimmzetteln bleiben. Er werde seinen Namen in etwa zehn Staaten vom Wahlzettel nehmen, wo seine »Anwesenheit eine Störung darstellen würde«.

Banger Blick auf die entscheidenden Swing States

Die Bedeutung von Kennedys Entscheidung hat mit dem komplizierten Verfahren bei US-Präsidentschaftswahlen zu tun. Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest den Republikanern oder den Demokraten zugerechnet werden, sind einige wenige politisch hart umkämpft. Enge Rennen werden besonders in Pennsylvania, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet.

Die Rolle dieser Swing States ergibt sich wiederum aus dem US-Wahlsystem: Die Wählerinnen und Wähler entscheiden mit ihren Stimmen über die Zusammensetzung eines 538-köpfigen Wahlkollegiums, das dann im Dezember den Präsidenten oder die Präsidentin wählt. Für einen Sieg benötigen die Kandidaten nicht die meisten Wählerstimmen insgesamt, sondern die Mehrheit der 538 Wahlleute – also mindestens 270. Bei Präsidentschaftswahlen wird deshalb zwischen der tatsächlichen Wählermehrheit (»popular vote«) und der Mehrheit im Wahlkollegium (»electoral vote«) unterschieden.

Die Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich dabei ungefähr nach der Bevölkerungsgröße. Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle seine Wahlleute – selbst bei knappen Siegen. Das macht Swing States so entscheidend für den Wahlausgang.

Kennedy stammt aus der prominenten politischen Familie und war jahrzehntelang selbst Demokrat, entfernte sich in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend von der Partei und sagte sich im Oktober 2023 ganz von den Demokraten los, als er seine Präsidentschaftsbewerbung als Parteiloser verkündete. Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und anderen Mitgliedern seiner Familie wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und des Kontakts zu extremen Politikern der Rechten häufig kritisiert.

Kennedy machte zuletzt mit aufsehenerregenden Geschichten von sich reden. Vor einigen Woche erzählte er etwa, im New Yorker Central Park eine Bärenleiche entsorgt zu haben (mehr dazu finden Sie hier).

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