DFB-Team besiegt in EM-Test Griechenland: Manuel Neuer im Fokus

Der Schuss zum Schluss begann sich sehr schnell sehr gut anzufühlen. Als Pascal Groß den Ball auf das Tor der griechischen Fußball-Nationalmannschaft schoss, kam der innere Jubel bereits, ehe er sein Ziel auch tatsächlich erreicht hatte. „Als er meinen Fuß verlassen hat, war mir relativ schnell klar, dass er reingeht“, sagte Groß, der kurz vor Spielende am Freitagabend in Mönchengladbach den 2:1-Sieg der Auswahl des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) sicherte. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl.“

DFB-Team - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Nach einer Kopfballabwehr eines Griechen war Groß so frei, das auf ihn zukommende Spielgerät noch zum spät erzielten deutschen Erfolg im letzten Testspiel vor der Europameisterschaft im eigenen Land im Tor unterzubringen. „Bei solch einem springenden Ball ist immer wichtig, dass man ihn von oben nach unten probiert herunterzudrücken, um ihn aufs Tor zu schießen“, beschrieb der Schütze seine Großtat in der 89. Minute. Der Rest war Jubel über seinen ersten Treffer in der Nationalmannschaft.

Doch bei aller Freude über die zumindest vom Ergebnis gelungene Generalprobe bleiben, genau eine Woche vor dem EM-Eröffnungsspiel am Freitag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) gegen Schottland in München, Fragen über den Zustand der Auswahl von Julian Nagelsmann. Die Begeisterung, die nach bleiernen Jahren des Niedergangs durch das plötzliche Hoch im März entstanden war, ist nicht verflogen, dennoch ist die deutsche Fußballwelt nicht mehr rosarot.

Wie gut also ist diese Nationalmannschaft, für die Kai Havertz den Ausgleich gegen Griechenland erzielte, anno 2024 wirklich? „Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden – aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden“, sagte Toni Kroos bei RTL. Der Rückkehrer, gerade abermals Champions-League-Sieger mit Real Madrid geworden und auf der Zielgeraden seiner Karriere, ist ein guter Kronzeuge, um die Dinge mit ruhigem Blick einzuordnen. „Man weiß, dass im Fußball auch schlechte Halbzeiten dazu gehören“, sagte er am Freitagabend.

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Die erste deutsche war eine solche. Obwohl der Bundestrainer die Feldspieler – alleine Manuel Neuer ersetzte im Tor Marc-André ter Stegen – aufgestellt hatte, die sich bei Nagelsmanns Rollengesprächen als Wunschelf zusammengesetzt hatten, war das, was die Spieler in Pink-Lila auf den Rasen brachten, nicht dazu angetan, wunschlos glücklich zu sein. Im Gegenteil. Fehlpässe, Unkonzentriertheiten, kein Zug zum Tor, wenige gelungene Kombinationen und hinten zu offen, die Mängelliste war lang, zu lang.

Hinzu kam, dass Neuer im Tor schwer patzte. Hatte er gegen Christos Tziolis zunächst noch zwei Mal sensationell reagiert, hielt er später einen Versuch des Düsseldorfers nicht fest. Giorgos Masouras hatte keine Mühe, aus Nahdistanz zu vollenden. „Grundsätzlich muss ich den Ball besser wegbringen, das steht fest für mich, das habe ich auch sofort gemerkt“, sagte Neuer in der ARD. In der zweiten Halbzeit rettet er wiederum gut, als er gegen den durchgebrochenen Tziolis abwehrte.

In der Woche vor Turnierstart wird sich eine Debatte um Neuer indes kaum vermeiden lassen, auch wenn Nagelsmann seine Nummer eins in Schutz nahm. „Er hatte drei Weltklasseparaden, die hält nicht jeder“, sagte der Bundestrainer. Der Schuss zum 0:1 sei „minimal abgefälscht“ gewesen. „Mir ist bewusst, dass das Thema in den Medien diskutiert wird. Auch wenn ich den Sinn nicht nachvollziehen kann. Jeder Deutsche sollte ein Interesse daran haben, dass jeder Spieler gefestigt und stabil spielt.“

Es wurde schnell deutlich bei der Analyse, dass Nagelsmann bestrebt war, positiv ins Wochenende zu gehen. Seinen Nationalspieler gab er frei, bis Montagmorgen. Zunächst war geplant, dass sie sich am Sonntagabend schon wieder im EM-Camp in Herzogenaurach treffen. „Es gibt jetzt zwei Tage, wo die Jungs zur Familie können“, sagte er, „dann bereiten wir uns konzentriert vor auf Schottland.“ Dennoch wird Nagelsmann der EM-Start auch am freien Wochenende, zumindest gedanklich, nicht loslassen.

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Denn auch wenn die Startelf durch die Erfolge vom Frühjahr festzustehen schien, ist er durch die zwei Wochen Vorbereitung und die Testspiele – am Montag gab es ein 0:0 gegen die Ukraine – ins Grübeln geraten. „Wir haben 13 Spieler, die für die Startelf infrage kommen“, sagte Nagelsmann. Sie werde in etwa aussehen wie gegen Griechenland, sei aber „nicht in Stein gemeißelt“. Im offensiven Mittelfeld seien die Optionen besonders groß. Mit dem zuletzt gesperrten Leroy Sané gibt es eine weitere.

Und so bleiben vor dem Duell mit den Schotten einige Baustellen offen. Nagelsmann bewertete die Probe trotz aller Mängel als gelungen. „Es war auch ein Test für die Psyche, um mit Druck umzugehen. Das fand ich sehr wertvoll. Das Stadion war nicht zufrieden, wir waren in der Halbzeit nicht zufrieden. Wir mussten eine Reaktion zeigen, das haben wir getan“, sagte er. Ein spätes Tor tue immer gut. „Da kann man in Leverkusen nachfragen.“ Eine Woche bleibt, das Gefühl zu behalten. Dann wird es ernst.

Knapp zehn Millionen sehen deutschen Sieg

Die EM-Generalprobe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat bis zu 9,7 Millionen Menschen vor die TV-Bildschirme gelockt. Im Schnitt verfolgten 7,97 Millionen Zuschauer beim Privatsender RTL den Sieg der Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann gegen Griechenland am Freitagabend. Das entspricht einen Marktanteil von 33,4 Prozent beim Gesamtpublikum.

Mit der Übertragung des Testspiels gegen die Ukraine (0:0) hatte die ARD am Montag bereits 9,07 Millionen Menschen im Schnitt erreicht. Am kommenden Freitag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) bestreitet die Nationalmannschaft gegen Schottland das EM-Eröffnungsspiel in München.(sid)

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