Ein unfassbares Stadion: DFB-Elf verliebt sich in surrealen Ort

6 Tage vor
Ein unfassbares Stadion DFB-Elf verliebt sich in surrealen Ort

12.10.2024, 10:20 Uhr

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Training vor Wohnblock.

(Foto: IMAGO/Nordphoto)

Ein bisschen wackelig, aber doch verdient, absolviert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den Stresstest in Bosnien-Herzegowina. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann freut sich nicht nur über das Ergebnis, sondern auch über den heimlichen Star.

Es wirkt wie eine Zeitreise. Rustikale Plattenbauten ragen hinter den Kurven hervor. Die Beton-Wohntürme sind Teil der Kulisse für eine Fußballpartie in Gruppe A der Nations League, einem offiziellen UEFA-Wettbewerb. Dem Verband, der sonst viel Wert auf das Hochglanzprodukt Fußball legt. Das rostig-charmante Stadion "Bilino Polje" liegt mitten in der alten Berg- und Stahlarbeiterstadt Zenica in Bosnien-Herzegowina. Im Osten steht ein Minarett, im Westen ein Kirchturm. Und am Freitagabend spielte dort die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Trotz aller Ausfälle steht immer noch ein Starensemble mit Spielern von Real Madrid, dem FC Bayern und Borussia Dortmund auf dem Rasen.

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Seit nun fast 30 Jahren trägt die Fußball-Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina ihre Heimspiele in Zenica aus. In der Hauptstadt Sarajevo gibt es kein UEFA-taugliches Stadion. Aber das ist kein Problem. Die Fans, die Spieler: Sie lieben Bilino Polje. Es ist eng, es ist laut, es ist rustikal. Als es in den 1970er-Jahren gebaut wurde, fasste es mal 30.000 Menschen. Zwar ist seither nicht viel verändert worden, aber seit es dort Sitzplätze geben muss, sind es keine 15.000 mehr. Knapp 650 deutsche Fans finden auch den Weg nach Zenica. Sie trennt nur ein dünner Zaun vom gegnerischen Anhang.

Für die Nationalmannschaft ist es ein wohltuender Kontrast zu dem, was die Profifußballer sonst erleben. Bundesliga-Stürmer Ermedin Demirovic vom VfB Stuttgart meinte vor dem Anpfiff noch: "Deutschland erwartet eine ganz andere Sportart." München, Stuttgart, Düsseldorf, Amsterdam: Dort fanden die vorherigen Spiele des DFB-Teams statt. Dort stehen polierte Hochglanz-Fußballtempel. Sie haben wenig mit dem zu tun, wie viele Amateursportlerinnen - und sportler diesen Sport jedes Wochenende in den Kreisligen erleben. In den Kabinen von Bilino Polje gibt es noch die Holzbänke, die man aus dem Sportunterricht von früher kennt. Die Duschvorhänge könnten auch bei der Großmutter hängen.

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"Top, top, top"

Und die DFB-Stars genießen es - trotz des kleineren Platzes. "Es ist tatsächlich charmant und ganz gesund, dass man nicht nur die Top-Stadien gewöhnt ist", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann vor dem Spiel. Ähnlich äußerte sich auch Antonio Rüdiger. Der Abwehrchef spielt normalerweise bei Real Madrid, das sein Santiago Bernabéu erst kürzlich für 1,17 Milliarden Euro hat umbauen lassen. In seiner Vita stehen Topklubs wie der FC Chelsea. Viel krasser kann der Gegensatz kaum sein.

Doch Rüdiger schwärmte von der Atmosphäre. "Top, top, top. Ich bedanke mich bei den bosnischen Anhängern. Sie haben mir von Anfang an Liebe gezeigt", sagte er. "Seitdem ich hier gelandet bin, haben mir die bosnischen Brüder und Schwestern Liebe gezeigt. Einfach überragend Bosnien. Danke schön!" Das alte Stadion und die einfachen Kabinen störten ihn überhaupt nicht. "Für mich war hier alles gut. Stadion, Fans, die Bedingungen, damit muss man klarkommen. Es war alles gut."

Nach dem Aufwärmen der Mannschaften vor dem Anpfiff hatte Rüdiger sein Aufwärmshirt einem Fan geschenkt, wofür der deutsche Abwehrchef viel Beifall der einheimischen Fans erhielt. Das Publikum hatte das DFB-Team freundlich empfangen, verhielt sich auch während des Spiels fair. Kapitän Joshua Kimmich stellte im Anschluss auch überrascht fest, dass er in seinen 93 Länderspielen es nicht erlebt habe, vom gegnerischen Anhang gefeiert zu werden - vor und nach dem Spiel. Und das, obwohl das DFB-Team mit 2:1 gewonnen hat. Es war für alle besonders.

Quelle: ntv.de, ses

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