DFB-Pokal: Darmstadt 98 fehlen in Bremen 26 Sekunden und eine ...
Unglücklicher kann man kaum aus dem DFB-Pokal fliegen: Nach einer sehr guten Leistung fehlen Darmstadt 98 im Achtelfinale bei Werder Bremen nur 26 Sekunden. Außerdem hätte es Rot für den Bremer Torwart geben können. Von den mitgereisten Fans wurden die Darmstädter Spieler dennoch gefeiert.
Langsamen Schrittes nähern sich die Lilien der eigenen Fankurve Bild © Imago Images
Als im Bremer Weserstadion der Schlusspfiff ertönte, brach für die Spieler von Darmstadt 98 eine kleine Welt zusammen. Fast 94 Minuten hatten sie vorbildlich gekämpft und gespielt und dann das: Das Bremer Siegtor zum 1:0 (0:0) im DFB-Pokal-Achtelfinale durch Anthony Jung fiel handgestoppte 26 Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit. Ausgeschieden. Einige Lilien-Spieler ließen sich auf den Boden sinken, andere starten mit leerem Blick irgendwo ins Nichts des Weserstadions.
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Ende des VideobeitragsIrgendwann kam wieder ein wenig Leben in die Darmstädter Truppe. Mit langsamen Schritten gingen sie zusammen mit Trainer Florian Kohfeldt in Richtung der Lilien-Fankurve, rund 900 Fans hatten den Club nach Bremen begleitet. Dort bekamen sie - trotz der Niederlage - einen riesigen Applaus. Minutenlang holte sich die Mannschaft vor dem eigenen Anhang die Zuversicht zurück. Am Ende klatschten alle, Fans und Spieler, rhythmisch und laut, so wie man es eigentlich nur nach Siegen erlebt.
Lob auch vom GegnerLob gab's hinterher aber nicht nur vom eigenen Anhang. Auch Werder-Trainer Ole Werner bescheinigte Lilien-Coach Kohfeldt, einen tollen Job zu machen. "Ich glaube, dass die Darmstädter in der zweiten Liga noch ein Wörtchen mitreden werden", erklärte der Bremer Trainer. Für Werner sind die Lilien ein Aufstiegs-Kandidat im Unterhaus.
Lob für das eigene Team gab es aber auch vom angesprochenen Kohfeldt, der die Rückkehr ins Weserstadion sichtlich genossen hatte: "Wir haben wirklich ein herausragendes Spiel gemacht." Womit der Darmstädter Trainer durchaus recht hatte.
Hinten sensationell, vorne zu wenigIn den vergangenen Wochen war die Darmstädter Defensiv-Arbeit schon oft gelobt worden. In keinem der vergangenen sechs Spiele kassierten die Lilien mehr als ein Gegentor. In Bremen legten die Südhessen jedoch noch eine Abwehr-Schippe drauf, zeigten eine defensiv herausragende Leistung. Die Lilien verteidigten mit Verve, warfen sich in Bälle und klatschen sich gegenseitig nach gelungenen Defensiv-Aktionen ab.
Dabei begann die südhessische Verteidigungs-Kunst schon früh auf dem Feld. Nach Ballverlusten stellten die Lilien sofort die Lauf- und Spielwege zu und erstickten dadurch die meisten Bremer Angriffe schon im Keim. So stark die Darmstädter aber nach hinten arbeiteten, so wenig taten sie in der Offensive, was bei einem Auswärtsspiel eines Zweitligisten bei einem Bundesliga-Team aber auch nicht unbedingt zu erwarten war.
Wenig Ballbesitz für die LilienDie Statistik sprach dabei eine klare Sprache: Nur 34 Prozent Ballbesitz gab es für den SV98, außerdem standen lediglich fünf Torschüsse in der Endabrechnung. Werder hingegen feuerte gleich 20 Mal auf den Kasten von Keeper Marcel Schuhen.
Bei einem Angriff der Südhessen hätte es aber richtig gefährlich werden können. Torjäger Isac Lidberg lief auf halblinker Position Richtung Tor und wurde dabei äußerst unsanft vom Bremer Torwart Michael Zetterer durch ein heftiges Foul gestoppt. Rot? Nicht für Schiedsrichter Martin Petersen, der es bei Gelb beließ. Eine zumindest diskutable Entscheidung.
Rot für Zetterer? Trainer sind sich einigDennoch gab es nach der Partie beim Blick auf die Szene aber in der Fußball-Branche selten gesehene Einigkeit. "Ich glaube, dass noch zwei Spieler tiefer stehen als 'Zetti' Ich glaube, dass der Ball vom Tor weggeht, deshalb kann man Gelb geben" sagte Werder-Coach Ole Werner. Dennoch sei das Foul am Darmstädter Angreifer Isac Lidberg eine "unnötige Situation" gewesen.
"Ich glaube, so wie Ole es sagt, gehe ich mit", erklärte Lilien-Coach Florian Kohfeldt. "Trotzdem hat er eine freie Schussbahn aufs Tor, muss man auch sagen. Und man muss vielleicht auch über die Höhe des Kontakts reden in dem Fall, wo er ihn trifft. Deshalb ist es wahrscheinlich eine Grauzone, er hat so entschieden. Wir müssen das so akzeptieren." So gab es eben nur Gelb für Zetterer. Pech für die Lilien, denen 60 Minuten in Überzahl sicherlich geholfen hätten.
Bremens Torhüter Zetterer sieht nur Gelb. Bild © Imago Images
Nächster Gegner: HamburgSo blieb den Darmstädtern nach dem Last-Minute-Schock nur die Erkenntnis, dass sie in der momentanen Form - trotz der Niederlage - sogar mit einem Bundesligisten mithalten können. Am Sonntag geht's für die Lilien gleich wieder in eine Hansestadt: zum Tabellenzweiten Hamburger SV. Ein Sieg und die Darmstädter könnten punktetechnisch mit den Hamburgern gleichziehen.