Deutschlandticket: Das müssen Bahnreisende jetzt wissen

3 Mai 2023
Deutschlandticket
Deutschlandticket Die wichtigsten Fragen und Antworten zum 49-Euro-Ticket

Das Deutschlandticket ist gestartet. Wo ist es gültig und für wen lohnt sich das Ticket? Wir klären die wichtigsten Fragen rund um das 49-Euro-Ticket.

Lange wurde über einen Nachfolger des populären 9-Euro-Tickets diskutiert. Nun hat es das sogenannte Deutschlandticket (49-Euro-Ticket) durch den Bundestag geschafft und bündelt seit dem 1. Mai die ÖPNV-Angebote in ganz Deutschland. Dennoch bleiben einige Fragen zur konkreten Umsetzung. Die wichtigsten beantworten wir hier:

Wie funktioniert das 49-Euro-Ticket?

Das 49-Euro-Ticket soll ein Angebot darstellen, welches komplizierte Ticketstrukturen verschiedener Verkehrsverbünde durch ein deutschlandweit einheitliches Ticket ersetzt. Zudem soll es günstiger als die meisten regionalen Abos sein. Es wird als monatlich kündbares Abonnement angeboten. Das Ticket ist nicht übertragbar.

Wohin kann man mit dem 49-Euro-Ticket fahren?

Mit dem Deutschlandticket kann man in ganz Deutschland den Nahverkehr nutzen. Man könnte also wie beim 9-Euro-Ticket beispielsweise von Köln nach München fahren, wenn man nur die enthaltenen Regionalbahnen nutzt.

Einfach, aber teurer: Was kann das geplante Nahverkehrsticket?

Stammkunden

Ob sich die Monatskarte für 49 Euro für Stammkunden rechnet, hängt von Ort und Fahrtstrecke ab. Wer nur innerhalb seiner eigenen Stadt unterwegs ist, den erwartet ein mehr oder weniger großer Rabatt. In Frankfurt kostet das Abo in der günstigsten Variante rund 77 Euro, in Berlin um die 63 Euro und in Paderborn nur etwa 55 Euro.

Klarer ist die Sache für Menschen, die aus dem Umland in Innenstädte pendeln. Für sie lohnt sich das geplante Angebot in den allermeisten Fällen. Denn bisher galt bei den Tarifen: Je weiter, desto teurer. Wer etwa die 50 Kilometer zwischen Lüneburg und Hamburg pendelt, zahlt im Abo mindestens rund 187 Euro im Monat. Kommt der Einheitspreis, dann gilt: Je weiter, desto größer die Ersparnis.

Auto-Pendler

Viele haben sich daran gewöhnt: allmorgendlich Stau, Nervenprobe auf Einfallstraßen der Großstadt. Ein neues, dauerhaft günstiges Ticket für Busse und Bahnen könnte da manche ins Grübeln bringen - und vielleicht zum Umstieg bewegen. Jedoch: Bus- und Bahnfahren ist in den meisten Fällen schon jetzt günstiger als ein eigenes Auto. Denn dieses schlägt jeden Monat mit mehreren hundert Euro zu Buche. Viele fahren trotzdem Auto, der Preis ist für sie nicht das Hauptargument.

Ausflügler

Das 9-Euro-Ticket hat sich vor allem an touristischen Zielen bemerkbar gemacht. Viele nutzten die Gelegenheit für günstige Ausflüge. Das dürfte sich bei einer Nachfolgelösung für 49 Euro ändern. Denn für gelegentliche Tagesausflüge, gerade mit mehreren Reisenden, sind häufig die bestehenden Länder-Tickets der Bahn oder das bundesweiten Quer-durchs-Land-Ticket günstiger.

Dorfbewohner

Wenn in der Nähe selten Busse oder Züge halten, bringt auch die günstigste Fahrkarte nicht viel - so wie in vielen Dörfern. An mehr als jeder dritten Haltestelle in Deutschland kann man nach Berechnungen der Bahn-Tochter Ioki nicht mal einmal pro Stunde in die eine oder die andere Richtung fahren. Auch der Autofahrerclub ADAC mahnt an, weiterhin Lücken im öffentlichen Angebot zu schließen.

Es müsse nicht nur Geld für günstigere Fahrkarten geben, sondern auch für mehr Busse und Bahnen, heißt es beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Andernfalls müssen im kommenden Jahr umfassend Leistungen abbestellt werden, da diese mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr finanziert werden können“, ergänzt der Bundesverband Schienennahverkehr.

Familien

„Es fehlt die Familienkomponente“, kritisiert Karl-Peter Naumann, der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn. Denn eine kostenfreie Kindermitnahme wie beim Vorbild 9-Euro-Ticket ist bisher jedenfalls nicht angekündigt. Das werde manche davon abhalten, auf Bus und Bahn umzusteigen. „Für den Autofahrer macht es bei den Kosten aber keinen Unterschied, ob er seine Kinder mitnimmt.“

Fernreisende und Fernpendler

Eine gute Stunde fährt der ICE morgens von Berlin nach Wolfsburg, eine Verbindung, die auch Berufspendler nutzen. Wollten sie das neue Ticket nutzen, müssten sie mehr als drei Stunden in Nahverkehrszügen verbringen - keine gute Alternative. Das gleiche gilt für Fernreisen durch Deutschland, sofern man nicht sehr viel Zeit hat. Doch wer viel Zeit hat, kann sich auch rechtzeitig Sparpreis-Tickets für den Fernverkehr ab 17,90 Euro sichern und mit dem ICE fahren.

Welche Züge darf man mit dem Deutschlandticket nutzen?

Zu den enthaltenen Transportmitteln zählt der gesamte Nahverkehr in Deutschland, also Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Regionalzüge. Dabei ist es egal, ob es sich um Bahnen der Deutschen Bahn oder eines regionalen Betreibers handelt. Auch einige Fähren, die Teil des Nahverkehrs sind, gehören dazu. Nicht enthalten sind Fernzüge der Deutschen Bahn wie IC- und ICE-Züge. Die erste Klasse in Zügen darf nicht mit dem Ticket genutzt werden. Ebenso sind Busse und Züge von Flixbus nicht mit dem Ticket nutzbar, sowie einige wenige Regionalexpress-Verbindungen.

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Wo kann ich das Ticket kaufen?

Das Ticket funktioniert seit dem 1. Mai als monatlich kündbares Abo. Abschließen können es Kundinnen und Kunden unter anderem über die App und Internetseite der Deutschen Bahn sowie bei den jeweiligen regionalen Verkehrsunternehmen. Außerdem bieten verschiedene Unternehmen eigene Apps an, über die das Abo abgeschlossen werden kann, etwa die Verkehrsdienstleister Hansecom sowie Mobility Inside. Bei Kontrollen kann das Abo dann per Chipkarte oder per Handyticket nachgewiesen werden.

Für wen lohnt sich das 49-Euro-Ticket?

In den verschiedenen Regionen Deutschlands gibt es bereits eine Vielzahl an Tickets und Abonnements, die unterschiedliche Leistungen zu verschiedenen Preisen anbieten. Daher rät die Verbraucherzentrale dazu, die örtlichen Angebote nicht nur hinsichtlich des Preises, sondern auch in Bezug auf den Leistungsumfang mit dem 49-Euro-Ticket zu vergleichen.

Falls Sie bereits ein Ticket haben, können Sie sich folgende Fragen stellen:

1. Ist das regionale Angebot günstiger als das Deutschlandticket?
2. Wie häufig würde ich die zusätzliche räumliche Flexibilität des Deutschlandtickets nutzen?
3. Kann ich bei meinem aktuellen Ticket Personen mitnehmen und nutze ich diese Funktion?
4. Ist mein aktuelles Ticket übertragbar und nutze ich es mit einer anderen Person?
5. Nehme ich regelmäßig meinen Hund oder ein Fahrrad mit?

Was ändert sich durch das 49-Euro-Ticket für Abonnenten?

Die verschiedenen Verkehrsunternehmen behandeln die Einführung des Deutschlandtickets jeweils unterschiedlich. In den meisten Fällen werden Abonnenten vom Verkehrsunternehmen über Änderungen oder Umstellungen des bestehenden Abos informiert. Oft besteht dann die Möglichkeit, das Abo auf das Deutschlandticket umzustellen. Hierbei sollten Abonnenten genau hinsehen und die Angebote entsprechend der Fragen aus dem oberen Punkt „Für wen lohnt sich das 49-Euro-Ticket“ bewerten. Die Verbraucherzentrale rät dazu, bei einer Umstellung genau hinzusehen, da durch die Umstellung Abovorteile verloren gehen können.  

Gibt es ein günstigeres 49-Euro-Ticket für Studenten, Schüler, Auszubildende und Senioren?

In einigen Bundesländern wie etwa Bayern wurden bereits günstigere Versionen des Deutschlandtickets für Azubis und Studierende angekündigt. In anderen Ländern wird auch über Ermäßigungen für Senioren und Schüler nachgedacht und manche Bundesländer haben bereits eigene Varianten wie beispielsweise das Jugendticket in Baden-Württemberg. Vorschläge gehen meist von einer Variante für 29 Euro pro Monat aus. Im Fall der Studierenden steht zurzeit eine Ermäßigung und deutschlandweite Gültigkeit des bestehenden Semestertickets zur Debatte. Als Übergangslösung wird ab dem 1. Mai im Sommersemester 2023 ein „Upgrade“ für das Semesterticket angeboten. Dieses kann direkt bei den Verkehrsverbünden erworben werden und kostet, je nach Region, zwischen zehn bis 20 Euro oder ist, wie in Nürnberg, kostenlos.

Wie wird das 49-Euro-Ticket finanziert?

Während der Debatte um die genaue Gestaltung des Deutschlandtickets, war der Preis ein zentraler Streitpunkt. Besonders eine schlichte Fortführung des vorangegangenen 9-Euro-Tickets hielten viele für nicht finanzierbar. Nach dem Beschluss des Bundestags sollen die geringeren Einnahmen der Verkehrsunternehmen durch das jetzige 49-Euro-Ticket zur Hälfte vom Bund und zur anderen Hälfte von den Ländern getragen werden. Dafür stellt der Bund bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro bereit. Den Rest sollen die Länder tragen.

Bleibt der Preis von 49 Euro?

Der beschlossene Preis von 49 Euro soll ausdrücklich als Einführungspreis gelten. Demnach kann der Preis in Zukunft durch den Bundestag angehoben werden. Dafür sollen Änderungen zwischen Bund und Ländern abgestimmt werden. Vertreter der Ampelkoalition betonten jedoch, den Preis möglichst lange beizubehalten.

Gibt es Kritik am 49-Euro-Ticket?

Die Union kritisiert, dass das Ticket einzig für Menschen in Ballungsräumen sinnvoll sei. Weiter sei es ein Fehler, die staatlichen Ausgaben nicht stattdessen für die Ausweitung und Verbesserung des Angebots genutzt werde. Von der Linken gibt es Kritik am Preis des Tickets. Laut ihnen sei das Ticket immer noch zu teuer, um viele Menschen zum Umstieg zu bewegen.

Was wird aus bestehenden Abos?

Das ist von Verbund zu Verbund unterschiedlich. Prinzipiell ist das 49-Euro-Ticket ein zusätzliches Abo und ersetzt nicht automatisch bestehende Angebote der Verkehrsunternehmen und -verbünde. Bestehende Abo-Kundinnen und -Kunden sollten sich deshalb vorher bei dem ausgebenden Verkehrsunternehmen informieren.

Wie buche ich Verbindungen, die aus Fern- und Regionalverkehr bestehen?

Auch einige Strecken im Fernverkehr werden nun günstiger, da nur noch das Fernverkehrsticket gebucht werden muss. Wer zum Beispiel von Berlin nach Paderborn will, muss nur noch für die ICE-Fahrt bis Bielefeld zahlen, die Fahrt weiter nach Paderborn deckt das Deutschlandticket ab. Bisher fehlt aber die Option, bei der Buchung anzugeben, dass man das Deutschlandticket besitzt. Es findet sich nur folgender Hinweis: „Für Inhaber:innen des Deutschland-Tickets kann es günstiger sein, die Anfrage und Buchung auf die Fernverkehrsstrecke zu beschränken, da der Nahverkehr (z.B. RB) über dieses bereits abgedeckt ist. Weitere Infos (u.a. zu ggf. beschränkten Fahrgastrechten) erhalten Sie unter bahn.de/deutschlandticket.“

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