2:3-Niederlage in Köln: Belgien zeigt Deutschland die Grenzen auf

29 Mär 2023

Stand: 29.03.2023 07:43 Uhr

Belgien mit dem deutschen Coach Domenico Tedesco hat Deutschland in einem Testspiel am Dienstag (28.03.2023) in Köln klar die Grenzen aufgezeigt. In der ersten halben Stunde drohte sogar ein Debakel, am Ende stand eine verdiente 2:3 (1:2)-Niederlage - mit vielen offenen Fragen.

Sportschau

Das einzig Positive an diesem Abend: Es hätte noch deutlich schlimmer kommen können. "In der ersten halben Stunde waren wir körperlich und vom Kopf her überhaupt nicht da. Wir kriegen zu Recht zwei Tore, hätten das ein oder mehr kriegen können", sagte Joshua Kimmich im Sportschau-Interview - und hatte damit recht.

Vor allem in den ersten zehn Minuten schien die deutsche Mannschaft bemüht, jeglichen positiven Ansatz vom 2:0 gegen Peru am vergangenen Samstag in Stücke zu reißen. Nach vorne ging nichts, die Defensive war ein Desaster. In der 6. Minute ließ sich Rechtsverteidiger Marius Wolf mit einem simplen Hüftwackler von Yannick Carrasco ausmanövrieren, Torwart Marc-André ter Stegen spekulierte im Eins-gegen-eins auf einen Flachschuss und tauchte früh ab, sodass Carrasco freie Bahn zum 1:0 hatte.

Flächendeckende Nervosität beim DFB-Team

Sofort machte sich flächendeckend Nervosität breit, und Belgien legte nach. Nach einem Fehler von Kimmich nutzte Kevin De Bruyne den freien Raum, um Romelu Lukaku freizuspielen, der in der 9. Minute zum 2:0 abschloss.

Auch danach ging es drunter und drüber in der DFB-Abwehr, im Mittelfeld reihte sich Fehlpass an Fehlpass, im Sturm kam erst gar kein Ball an. In der 19. Minute hätte Herthas Dodi Lukébakio schon das 3:0 machen müssen, als er nach einem weiteren Stellungsfehler von Wolf ohne jegliche Konterabsicherung auf ter Stegen zulief und die Kugel knapp vorbeischob. Auch bei Lukakus Latten-Kopfball (21. Minute) und David Raums Beinahe-Eigentor kurz danach half Deutschland allein das Glück - nach einer halben Stunde reagierte Flick auf das kollektive Chaos.

Can und Nmecha für Goretzka und Wirtz

Leon Goretzka, der sich in einem Zweikampf mit Lukaku am Knöchel verletzt hatte und der überforderte Florian Wirtz machten Platz - Emre Can und Debütant Felix Nmecha sollten für Sicherheit sorgen. Der Plan ging auf, vor allem dank Can, der sofort rigoros die Zweikämpfe und Tacklings suchte und seinen Kollegen damit ein deutliches Signal zum "Dagegenhalten" gab.

Ein Produkt der Willenskraft war dann auch der Anschlusstreffer kurz vor der Pause: Niclas Füllkrug warf sich am belgischen Fünfmeterraum in ein Kopfballduell mit dem bulligen Lukaku und köpfte ihm an den ausgestreckten Arm. Den fälligen Elfmeter verwandelte Füllkrug persönlich - statt 0:4 oder 0:5 stand es zur Pause plötzlich 1:2.

Plötzlich das Mittelfeld beherrscht

Die Can-Einwechslung, Füllkrugs Anschlusstreffer und vermutlich auch ein paar Handlungsansätze in Flicks Pausenpredigt bewirkten immerhin einen veränderten Auftritt im zweiten Durchgang. Plötzlich suchten die deutschen Spieler die direkten Duelle, gingen früher ins Pressing, übernahmen die Herrschaft im Mittelfeld und ließen zunächst kaum noch Gegenangriffe zu.

Allein die klaren Abschlüsse fehlten, immer wieder wurden die Schüsse von Kimmich und Gnabry geblockt, Füllkrug köpfte knapp über das Tor (57.), Timo Werners Treffer fiel aus Abseitsposition (59.).

De Bruyne und Gnabry treffen

Belgien ließ viel über sich ergehen, schlug dann aber in der 78. Minute zurück: Leandro Trossard überlief im Konter die DFB-Abwehr, De Bruyne vollendete zum 3:1. Serge Gnabry verpasste dann zuerst nach einem schönen Solo knapp den Anschluss, der ihm in der 86. Minute auf Vorarbeit der eingewechselten Mergim Berisha und Kevin Schade doch noch glückte. Etwas Schadensbegrenzung war damit gelungen - unter dem Strich stand dennoch eine schmerzhafte Heimniederlage.

Viel Selbstkritik am Sportschau-Mikrofon

Die deutschen Spieler zeigten sich nach der Partie am Sportschau-Mikrofon selbstkritisch. Emre Can sagte: "Am Anfang waren wir einfach zu passiv, haben in den Zweikämpfen nicht dagegengehalten. Ich habe dann versucht, der Mannschaft zu helfen. Nach 30 Minuten hat dann auch jeder einzelne besser gespielt, wir hatten viel Ballbesitz und haben uns Chancen erspielt. Das ist der Weg, den wir weitergehen müssen."

Niclas Füllkrug lobte nach der Partie den Kampfgeist der DFB-Elf: "Wir haben am Anfang immer den einen entscheidenden Zweikampf verloren. Aber danach war der Zugriff viel besser, wir haben versucht, das Spiel zu drehen und die Mannschaft hat sich nicht aufgegeben."

Quelle: sportschau.de

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche