Erstes Freilichttheater in Delmenhorst feiert Premiere

23 Jul 2024

DELMENHORST - Figure 1
Foto WESER-KURIER
Freilichttheater Delmenhorst Bühnenspektakel rund um Faust, Gretchen, Mephisto und Co

Die Premiere des ersten Freilichttheaters musste aufgrund der Wetterverhältnisse in die Stadtkirche verlegt werden. Was die Besucher bei dem Stück „Ein Faustisch Leben“ zu sehen bekommen haben.

Die Premiere des Theaterstücks "Ein Faustisch Leben" musste aufgrund der Wetterverhältnisse kurzerhand in die Stadtkirche verlegt werden. Ingo Möllers

Die Premiere des ersten Freilichttheaters an der Delmenhorster Stadtkirche ist am Sonntagabend im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Aber die drei „Delmödianten“ zu denen die Schauspieler Marcel Krohn, Marie-Theres Schwinn sowie Johannes Mitternacht gehören, hatten angesichts der zurzeit unbeständigen Wetterverhältnisse natürlich einen Plan B in der Tasche. Das Stück „Ein Faustisch Leben“ – eine Bearbeitung von Goethes Faust I – wurde alternativ kurzerhand in den Innenraum des Sakralbaus verlegt. Gleich zu Beginn stach ein erstes gerahmtes Goethe-Zitat auf der improvisierten Bühne ins Auge: „Der Mensch muss sich selbst überwinden, um zum Glücklichen zu geraten“. Dadurch, dass in Bezug auf die spartanische Spielfläche kurzfristig umdisponiert werden musste, wurden letzte technische Handgriffe getätigt, vermeintliche Stolperfallen wie Kabel mit Kreppklebeband fixiert. Theatermacher Marcel Krohn begrüßte das erwartungsvolle Publikum und ließ wissen: „Im Ursprung wollten wir die Premiere gestern machen, haben das aber wegen der Burginselträume auf heute verschoben.“ Das Wetter sei ideal gewesen, nun handle es sich um eine Notfalllösung und es gelte zu improvisieren.

Nachdenkliche Kommentierungen

Krohn, der im Frühherbst vergangenen Jahres zufällig die Wiese an der Stadtkirche entdeckt hatte und zu dem Ergebnis gekommen war, dass es sich um einen tollen Ort für Freilichttheater mit den schönen Bäumen und der Kirchenfassade handle, gab, ohne sich eine Enttäuschung anmerken zu lassen, den Gästen mit auf den Weg: „Ich wünsche Ihnen einen schönen, vergnüglichen Abend. Rund 60 Neugierige verfolgten gebannt das seinen Lauf nehmende Bühnenspektakel rund um Faust, Gretchen, Mephisto und Co.

In der ersten Szene sah man den Herrn schlafend auf dem Boden liegen. Dann traten Wagner und Mephisto in Erscheinung. Um den Herrn zu wecken, stimmten beide ein „Hallelujah“ an, forderten das Publikum auf, es ihnen gleichzutun. Gesagt, getan! Danach fragten Mephisto und Wagner in die Zuschauerrunde: „Sind sie bereit für Heavy Metal?“ Erneut kam das Publikum dieser Aufforderung nach, diesmal jedoch mit entsprechender Stimmgewalt. Die mit viel Humor gewürzte und von einem Augenzwinkern begleitete Inszenierung wurde zwar überwiegend in der Sprache von Goethe belassen, zwischendurch gab es jedoch kleine, amüsante Einwürfe aus dem heutigen Sprachschatz sowie mitunter nachdenklich stimmende Kommentierungen seitens der Schauspieler während der Aufführung – ganz zur Freude der anwesenden Gäste.

Szenen zwischen Kirchenbänken

Wie ein roter Faden zogen sich diverse Goethe-Zitate wie beispielsweise „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“, „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“ sowie „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“ durch die spannungsgeladene Handlung. Szenen spielten sich immer wieder auch zwischen den Kirchenbänken auf den Zuschauerrängen ab. Neben den drei Protagonisten Krohn (Faust, der Herr), Schwinn Gretchen,Wagner) sowie Mitternacht (Mephisto) kamen zwei weitere Schauspieler und mehrere Laiendarsteller, die unter anderem die Rollen als Bürger, Valentin und Einflüsterin übernahmen, zum Einsatz.

Während einer eingeläuteten Pause wurden erste Kritiken formuliert. „Bisher hat mir das Stück sehr gut gefallen, vor allem der Spagat von damals und heute. Ich finde die Darbietung perfekt – sehr kurzweilig, nachdenklich und humorvoll“, äußerte sich Regina Ungethüm-Meißner. Auch Petra Paul lobte die Präsentation: „Ich finde das sehr professionell gespielt, sehr lebendig und erfrischend. Das Einbeziehen des Publikums ist toll – das nimmt dem Ganzen die Schwere.“ Gatte Frank ergänzte: „Für mich ist es schön, dass man prägnante Zitate wiedererkennt, weil das in der Schule behandelt wurde.“ Hervorragend seien die Schauspieler, „die Stimme von Mephisto kommt in der Kirche besonders gut zur Geltung“.

Weitere Aufführungen gibt es am 27. Juli, 28. Juli, 3. August, 4. August, 10. August und 11. August. Gespielt wird sonnabends um 20 Uhr und sonntags um 18 Uhr. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen der Freilichttheaterreihe kostet 15 Euro, ermäßigt zehn Euro. Tickets gibt es beim Kirchenbüro, der Tourist-Info und in der Buchhandlung Jünemann.

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