Deutschland im Davis Cup: Hoffen auf die Hauptattraktion
Die Aufmerksamkeit, die Kevin Krawietz und Tim Pütz in den elf Monaten der Tennis-Saison zu teil wird, ist in der Regel überschaubar. Doch durch den Sieg bei den ATP-Finals in Turin, dem Finalturnier der besten acht Einzelspieler und Doppelpaarungen des Jahres, war das Duo in den vergangenen Tagen medial plötzlich ziemlich präsent – und konnte zudem ein für Doppel-Verhältnisse überproportionales Preisgeld von umgerechnet mehr als 800.000 Euro einheimsen.
Fast genauso schienen sich die erfahrenen Profis aber über eine kleine Geste am Montag zu freuen: Bei der verspäteten Ankunft von Krawietz und Pütz im Turnierhotel in Malaga bildete die gesamte deutsche Davis-Cup-Mannschaft samt Betreuerteam ein Spalier. Noch am Tag danach beim gemeinsamen Training in der 15 Autominuten von der Wettkampfstätte entfernten Übungshalle wirkten beide beschwingt von der Anerkennung.
An diesem Mittwoch um 12 Uhr startet das deutsche Team in Davis-Cup-Finalturnier der besten acht Nationen in Malaga. Über einen Sieg im K.o.-Duell in Ungarn im Februar und eine Zwischenrunde, die der Weltverband ITF aus finanziellen Nöten nach China verlegt hatte, hat sich die eingeschworene Gruppe um den langjährigen Kapitän Michael Kohlmann dafür qualifiziert. Nun geht es im Viertelfinale gegen Kanada. Krawietz/Pütz sind dann, das ist keine Übertreibung, die deutsche Hauptattraktion.
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Spitzenspieler Alexander Zverev hatte seine Teilnahme schon vor Wochen mit Verweis auf die lange Tennissaison abgesagt. Der im Teamwettbewerb stets verlässliche Jan-Lennard Struff, der in der Gruppenphase stark aufspielende Yannick Hanfmann sowie Nachrücker Daniel Altmaier komplettieren stattdessen das Team. Aber der Trumpf ist das Doppel. Es gibt nur ein Problem: Krawietz und Pütz kommen in Malaga nur dann zum Einsatz, wenn die deutsche Mannschaft vorher eines der zwei Einzel gewinnt.
„Die kanadische Mannschaft ist schwierig einzuschätzen“, sagte Struff. Die etatmäßige Nummer eins, Felix Auger-Aliassime, fehlt verletzt. Denis Shapovalov, der nach langer Knieverletzung auf dem Weg zurück zur alten Stärke ist, soll für Kanada mindestens einen Punkt holen. Der 23-jährige Gabriel Diallo, der in Astana vor kurzem sein erstes Finale bei einem ATP-Turnier erreichte oder der erfahrene Aufschlagriese Milos Raonic sind die Kandidaten für das zweite Einzel. Gegen das Doppel Shapovalov und Vasek Pospisil mussten Krawietz/Pütz vor zwei Jahren an gleicher Stelle ihre einzige Niederlage hinnehmen. Eine erfolgreiche Revanche würde diesmal den Halbfinaleinzug bedeuten.
Dort würden die Niederlande warten, die sich etwas überraschend gegen Spanien um Tennislegende Rafael Nadal durchgesetzt haben. Die Niederlage im Viertelfinale war Nadals letzte Partie einer eindrucksvollen Karriere, der 38-Jährige wurde anschließend mit einer Zeremonie offiziell verabschiedet. Das bevorstehende Karriereende hatte bereits in den Tagen zuvor das gesamte Davis-Cup-Finalturnier überstrahlt. Das Medienzentrum war voll, die Ticketpreise stiegen zum Teil deutlich in vierstellige Höhen. Gegenüber der Halle prangte eine gigantische Karikatur Nadals an der Außenseite der Tribüne eines Rugby- und Leichtathletikstadions. „Gracias Rafa“, stand daneben. Ähnliche, wenn auch kleinere Dankesplakate hingen in und um ganz Malaga.