Darts-WM: Trotz Pfeilbruchs – Kai Gotthardt sorgt für deutschen ...

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Trotz Pfeilbruchs

Gotthardt sorgt für deutschen Traumstart in die Darts-WM

Stand: 19:30 UhrLesedauer: 5 Minuten

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Erster Deutscher, erster Sieg: Kai Gotthardt steht in der zweiten Runde der Darts-WMQuelle: PDC/Taylor Lanning

Kai Gotthardt steht in der zweiten Runde der Darts-WM. Der 29-Jährige zeigte bei seinem Debüt keine Nerven. Selbst der Bruch eines Pfeils samt anschließender Pause konnten den Deutschen nicht aus dem Konzept bringen. Anschließend schied der erste Topspieler aus.

Die große Bühne im Alexandra Palace hat in den vergangenen Jahren schon viele Dartsprofis kleinbekommen. Allzu oft kamen Spielerinnen und Spieler mit großem Selbstbewusstsein den Hügel im Norden Londons hinaufgefahren, um dann von der besonderen Atmosphäre bei der Darts-Weltmeisterschaft schlichtweg umgehauen zu werden – nicht so Kai Gotthardt.

„Nein, das bin einfach ich. Ich glaube an mich und weiß durch mein Scoring, dass ich immer meine Chancen habe und auf Doppel auch mal ein paar Darts daneben werfen kann“, sagte der deutsche Super-League-Champion nach seinem 3:1 gegen den ungleich erfahreneren Alan Soutar: „Ich bin da, warum auch immer, nicht der Typ dafür. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber ich mache mir da nichts draus. Es ist die größte Bühne der Welt, ja. Aber ich gehe hier nicht anders heran als bei jedem anderen Turnier.“

Dass dies mehr als nur eine kühne Behauptung war, hatte der 29-Jährige zuvor eindrucksvoll bestätigt. Ob nach leicht fahrigem Beginn oder sieben verpassten Setdarts zum Satzausgleich – Nervosität war nicht mal ein Anflug zu vernehmen. Selbst eine Kuriosität zu Beginn des Matches, vermochte den Baden-Württemberger nicht aus dem Konzept zu bringen.

Gotthardt war und blieb getreu seinem Spitznamen voll im Fokus. „The Tunnel“ störte sich im vierten Leg jedenfalls auch nicht daran, dass ihm der Barrel, als Verbindung von Spitze und Schaft das Herzstück des Pfeils, brach und er keinen Ersatz parat hatte. „Mein Manager hatte mich vor dem Match noch gefragt, ob ich nicht Ersatz mitnehmen wolle. Aber ich spiele diese Darts seit viereinhalb Jahren. Es war nie etwas passiert, und ich wollte nichts ändern“, erklärte Gotthardt später und zuckte mit den Schultern.

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Also war es nun an seinem Manager, durch die Katakomben des alten Gemäuers in den Practice-Bereich zu eilen, um seinem Spieler einen neuen Barrel zu holen. Nach mehr als fünfminütiger Pause, schnellem Austausch und kurzer Warm-up-Phase ging es dann weiter. Gotthardt eröffnete mit ordentlichen 79 Punkten und schaffte im ersten Satz noch den Ausgleich zum 2:2, der Decider aber ging an den Schotten, der angesichts von Antipathien im Publikum längst auch mit anderen Dingen beschäftigt war.

„Ich hätte schon den ersten Satz gewinnen können“, sagte Gotthardt, der fortan aber seine Scoring-Stärke besser ausspielen konnte und dem schwächelnden Feuerwehrmann aus Schottland zunehmend das Wasser abgrub. Mit dem achten Setdart checkte er zum 3:1 in Durchgang zwei.

Gotthardt bremst die Fans

In starker Frühform präsentierte sich auch der deutsche Anhang in der ausverkauften West Hall, der für eindeutige Kräfteverhältnisse sorgte und den Debütanten unaufhörlich mit „Kai-Gotthardt“-Sprechchören anfeuerte. „Oh, wie ist es schön“, klang es dann durch den Londoner Ally Pally, als „The Tunnel“ sich Satz drei zu null gesichert hatte. Sein Average stand nun deutlich über 90 Punkten.

Die Unterstützung habe ihn sehr gefreut, sagte er später, die ständigen Buhrufe und Häme gegen seinen Gegner aber hätten ihn gestört: „Irgendwann war es mir gegenüber Alan Soutar zu viel. Da muss man einfach auch herunterfahren, damit es nicht unsportlich ihm gegenüber wird. Und deshalb habe ich die Leute ein bisschen heruntergeholt. Ich bin keiner, der dafür ist, andere auszubuhen oder auszupfeifen.“

Material wechseln, Fans beruhigen, Spiel gewinnen – Gotthardt hatte bei seinem Debüt ungewöhnlich viel zu regeln, erfüllte letztlich aber alle drei Herausforderungen mit Bravour. Die Statistik mit drei 180ern, elf von 32 getroffenen Doppelfeldern und einem Average von 89,10 konnten den starken Eindruck nur unzureichend spiegeln.

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Gotthardt hat den sechs deutschen Spielern damit einen erfolgreichen Auftakt beschert – und darf am Freitag erneut antreten. „In der nächsten Runde wartet die Nummer acht der Welt. Natürlich weiß jeder, was Stephen Bunting in diesem Jahr gespielt hat. Man muss einfach auf dem Boden bleiben und schauen, was geht. Im Satzmodus ist tendenziell aber mehr für mich möglich als wenn wir ,First to 10‘ spielen würden. Ich glaube an meine Chance“, sagt er.

Vielleicht dann auch mit Ersatzteilen auf der Bühne und ein bisschen größerer Treffsicherheit auf den Doppelfeldern. Viel mehr gibt es für Gotthardt eigentlich nicht zu verbessern.

Zuvor hatten sich in der ersten Nachmittagsession dieser Weltmeisterschaft die beiden favorisierten ProTour-Spieler durchgesetzt. Der Niederländer Wesley Plaisier bezwang Ryusei Azemoto aus Japan mit 3:2. Der Engländer Luke Woodhouse gab beim 3:0 gegen Lournce Ilagan (Philippinen) lediglich zwei Legs ab. Zum Abschluss der Nachmittagsession warf der Niederländer Jermaine Wattimena den ersten gesetzten Spieler des Turniers heraus „Machine Gun“ besiegte James Wade aus England, die Nummer 16 der Welt, mit 3:0.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM, Ergebnisse, 16.12.

1. Runde

Wesley Plaisier (NED) – Ryusei Azemoto (JPN) 3:2 (1:3, 3:2, 1:3, 3:1, 3:0)

Luke Woodhouse (ENG) – Lourence Ilagan (PHI) 3:0 (3:0, 3:0, 3:2)

Alan Soutar (SCO) – Kai Gotthardt (D) 1:3 (3:2, 1:3, 0:3, 2:3)

2. Runde

James Wade (ENG/16) – Jermaine Wattimena (NED) 0:3 (1:3, 0:3, 1:3)

1. Runde (ab 20 Uhr)

Niels Zonneveld (NED) – Robert Owen (Wales)

Connor Scutt (ENG) – Ben Robb (NZL)

Cameron Menzies (SCO) – Leonard Gates (USA)

2. Runde

Gerwyn Price (WAL/10) – Keane Barry (IRL)

Darts-WM, Spielplan am 17.12.

1. Runde (ab 13.30 Uhr)

James Hurrell (ENG) – Jim Long (CAN)

Kevin Doets (NED) – Noa-Lynn van Leuven (NED)

Ryan Joyce (ENG) – Darius Labanauskas (LIT)

2. Runde

Mike De Decker (BEL/24) – Luke Woodhouse (ENG)

1. Runde (ab 20 Uhr)

Jeffrey de Graaf (NED) – Rashad Sweeting (BAH)

Ricardo Pietreczko (D) – Xiaochen Zong (CHN)

Ryan Meikle (ENG) – Fallon Sherrock (ENG)

2. Runde

Peter Wright (SCO/17) – Wesley Plaisier (NED)

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