Dagestan: Mob macht Jagd auf Juden

29 Okt 2023
ZDFheute

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Ein antisemitischer Mob hat am Sonntagabend in Dagestan den Flughafen der Hauptstadt Machatschkala gestürmt. Zuvor war dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet.

Machatschkala Machatschkala ist Dagestans Hauptstadt. Keine Republik Russlands hat mehr Muslime als Dagestan. 90 Prozent gehen hier in die Moscheen. In den letzten fünfzig Jahren hat die Stadt ihre Einwohnerzahl vervierfacht. Fast 600.000. Und es wird weiter gebaut.
Quelle: ZDF

Wegen des Krieges im Nahen Osten kommt es in Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus verstärkt zu antijüdischen Übergriffen. In Machatschkala in der Teilrepublik Dagestan drang eine Menschenmenge am Sonntagabend in den Flughafen ein, weil dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war, in der angeblich Flüchtlinge aus Israel saßen.

Menge stürmt Flugfeld

Russischen Medienberichten zufolge durchbrachen Dutzende Männer am Sonntagabend Zäune, stürmten auf das Dach des Flughafens von Machatschkala und auf das Rollfeld. Zudem traten sie Türen im Terminal ein und versuchten, Autos beim Verlassen des Flughafens zu kontrollieren. Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen, ankommende Flugzeuge auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija der Agentur Tass zufolge mitteilte.

In einer Erklärung des Außenministeriums in Jerusalem heißt es, der israelische Botschafter in Moskau arbeite mit den russischen Behörden zusammen. Der Staat Israel betrachte Versuche, israelischen Bürgern und Juden überall zu schaden, mit großer Sorge.

Reisende unter Polizeischutz gestellt

In israelischen Medien waren Aufnahmen vom Flughafen Machatschkala in Dagestan ausgestrahlt worden, auf denen den Angaben zufolge zu sehen war, wie Jugendliche, die mutmaßlich über Israels Vorgehen im Gaza-Krieg aufgebracht waren, das Rollfeld stürmten, um Passagiere eines Fluges zu suchen, der aus Tel Aviv angekommen war. Israels Außenminister Eli Cohen sprach laut Reuters in einer ersten Stellungnahme davon, dass die Menschen offensichtlich Israelis oder Juden verletzen wollten.

Im zweiten Teil der Doku-Reihe "Exodus?" spürt Christopher Clark den Ursachen für den zunehmenden Antisemitismus in Europa nach, spricht mit Betroffenen und besucht Brennpunkte.

Beitragslänge: 43 min Datum: 06.11.2018

Israel rief nach dem Vorfall Russland zum Schutz aller israelischen Staatsbürger auf. Sein Land erwarte von den russischen Behörden, dass sie "alle israelischen Bürger und alle Juden schützen und entschlossen gegen die Randalierer sowie gegen die Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden und Israelis vorgehen", erklärte das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu. Israelische Medien berichteten, mehrere Menschen seien unter Polizeischutz gestellt worden.

Ob sich die Maschine am Abend noch auf dem Rollfeld befand und was mit den Passagieren war, blieb zunächst unklar. Bevor sie in den Flughafen eindrangen, hatten einige der Männer noch versucht, die Reisepässe von Passagieren auf der Suche nach israelischen Staatsbürgern zu kontrollieren. Auf den Videos war zu sehen, wie einer ein Schild mit der Aufschrift "Kindermörder haben keinen Platz in Dagestan" hochhielt. Andere riefen demnach "Allahu Akbar" (Gott ist groß).

Karte: Kaukasus und der tiefe Süden Karte des Kaukasus und des südlichen Russlands.
Quelle: ZDF

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: Am Samstag umringte eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan, weil es das Gerücht gab, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht. Die staatliche Agentur Ria bestätigte diesen Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Gebäude ab.

Verschärft wird die Lage dadurch, dass die Evakuierungsflüge für russische Staatsbürger aus Tel Aviv ausgerechnet im Nordkaukasus landen, nämlich auf den Flughäfen Machatschkala, Mineralnyje Wody und Sotschi.

Russische Muslime halten zu Palästinensern

Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern halten die russischen Muslime zu ihren palästinensischen Glaubensbrüdern. In Naltschik wurden am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die Nachrichtenagentur Ria meldete.

Erdogan verschärft seine Kritik an Israel und hat dazu aufgerufen, Unterstützung für Palästina zu demonstrieren. Hunderttausende gingen in Istanbul auf die Straße.

Beitragslänge: 1 min Datum: 28.10.2023

Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit extremistischen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort "Tod den Juden". In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.

Republikchef Dagestans warnt vor Fake News

Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, rief die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen, die die Lage destabilisieren wollten. "Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen", schrieb er auf Telegram.

Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: "Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus." Wegen der Gewalt im Nahen Osten hatte sich Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mit den Oberhäuptern der in Russland vertretenen Religionen getroffen. Dabei beschwor er ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen in dem großen Land.

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