Veranstalter: "Sind hier nicht zum Spaß"

Hunderttausende feiern in Berlin den Christopher Street Day. Dennoch betonen die Veranstalter: "Wir sind hier nicht zum Spaß". Und der Kanzler lobt: "Vielfalt ist unsere Stärke".

Zum Christopher Street Day in Berlin erscheinen Hunderttausende. Gerade in Zeiten, in denen es mehr Angriffe auf die LGBTIQA*-Community gibt, ist das ein wichtiges Signal.

Politische Kundgebung - Kein Spaß

Die bunte CSD-Parade unter dem Motto "Be their voice - and ours! für mehr Empathie und Solidarität!" führt auf einer mehr als sieben Kilometer langen Strecke durch die Innenstadt.

Wie jedes Jahr startet am 1. Juni der Pride Monat. Auch in England feiert die LGBTQ+ Community das Queer sein.

Die Veranstalter wollen den CSD ausdrücklich als politische Kundgebung verstanden wissen. Patrick Ehrhardt, Vorstandsmitglied im Berliner CSD e.V. erklärte:

Patrick Ehrhardt, Vorstandsmitglied Berliner CSD e.V.

Wegner: Für Grundgesetzänderung einsetzen

Vor Beginn der Demonstration wurde am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen der NS-Opfer gedacht. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) begrüßte zum CSD-Auftakt das Engagement gegen Diskriminierung. Auf Twitter erklärte er:

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister Berlin

Die Bundesregierung will mit dem Aktionsplan Queer-Feindlichkeit entgegenwirken und Diskriminierungen abbauen. Das Maßnahmenpaket sieht auch eine Grundgesetzänderung vor.

Der Senat sei fest entschlossen, die Stadt "für alle sicherer zu machen, egal wie man liebt oder woran man glaubt".

Der konservative Wegner stellte eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht. "Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen"", sagte Wegner.

Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

Bas: Feier und Demonstration von Rechten

Aus der queeren Community gibt es seit Langem die Forderung, den Artikel zu ergänzen. Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) war beim CSD-Start dabei. Sie betonte:

Bärbel Bas (SPD), Bundestagspräsidentin

Das sei nicht selbstverständlich, sagte die Bundestagspräsidentin. "Das sehen wir in anderen Ländern, wo Menschen eingesperrt werden, gefoltert werden, sogar getötet."

"Transgeschlechtlichkeit existiert, die existierte schon immer" und wichtig sei die Anerkennung, sagt Sven Lehmann (B‘90/Grüne), Queer-Beauftragter der Bundesregierung.

Regenbogenfahne vor Kanzleramt und Reichstagsgebäude

Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler

Am Vormittag hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vor dem Bundeskanzleramt die Regenbogenflagge aufgezogen, das internationale Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung. Auch auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags, wehte sie.

Die Flagge sei auch "Auftrag, dass politisch noch einiges für mehr Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung zu tun ist", schrieb Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) auf Twitter - und fügte hinzu: "Liebe ist für alle da!"

Die CSD-Kundgebung erinnert an den 28. Juni 1969, als die Polizei die Schwulenbar Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street stürmte, worauf tagelange Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften folgten. Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung.

Erfahrt hier, was man unter dem Begriff versteht.