Flughafen Hamburg wirft Fluggesellschaften Absprache vor

3 Tage vor
Ryanair, Eurowings, Condor

09:04 Uhr

HAMBURG - Ryanair, Eurowings und Condor bauen 2025 in Hamburg Flüge ab. Der Flughafen hebt die Gebühren an. Flughafenchef Christian Kunsch wittert hinter dem Dreifachschlag Absprachen - und wirft den Fluggesellschaften vor, ein "Droh-Szenario" für die Passagiere aufzubauen.

Nun also auch Condor. Der Ferienflieger zieht 2025 rund 13 Prozent Flugangebot aus Hamburg ab, revidiert Wachstumspläne - und streicht Linien nach Griechenland und Spanien.

Die Airline ziehe damit die "logische Konsequenz" aus einer "völlig unverhältnismäßigen Erhöhung der Entgelte in Hamburg", sagte Condor-Chef Peter Gerber. Mit gleicher Begründung reduziert Ryanair ihr Hamburg-Angebot 2025 um 60 Prozent, streicht die Lufthansa-Tochter Eurowings 1.000 Flüge in der Hansestadt.

Der Flughafen Hamburg hält die Begründung der Fluggesellschaften für vorgeschoben. Pro Passagier stehe eine Entgeltanhebung von lediglich 2,30 Euro, rund neun Prozent, im Raum, verteidigte Airport-Chef Christian Kunsch die Gebührenpläne - schließlich müsse man auch in Fuhlsbüttel gestiegene Betriebskosten decken.

"Spielball bundespolitischer Auseinandersetzungen"

"Dass sich jetzt auch Condor zeitgleich zu Wort meldet, verstärkt unseren Eindruck, dass der Flughafen Hamburg hier zum Spielball eigentlich bundespolitischer Auseinandersetzungen geworden ist", sagte Kunsch dem "NDR". "Wir bedauern sehr, dass sich die Airlines hier abgesprochen haben, um das maximale mediale Echo zu erzielen und ein Droh-Szenario für die Passagiere aufzubauen."

Tatsächlich machen Fluggesellschaften inzwischen lautstark gegen die insgesamt steigenden Standortkosten in Deutschland Front.

In diesem Jahr musste die Branche eine kurzfristig beschlossene Anhebung der Luftverkehrssteuer verdauen. 2025 entfällt die Deckelung der Luftsicherheitsgebühren bei 10 Euro pro Passagier, Airlines erwarten eine Anhebung auf 15 Euro. EU-Auflagen für den Einsatz nachhaltiger Flugtreibstoffe verteuern den Betrieb zusätzlich.

© aero.de | Abb.: Flughafen Hamburg | 15.10.2024 09:04

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Beitrag vom 15.10.2024 - 14:55 Uhr

Die Fluggesellschaften bereiten jetzt alle die Sommerflugpläne vor, darum ist das keine Absprache, sondern saisonal bedingt. Davon mal abgesehen ist der Flughafen HAM der schlechteste Flughafen Europas. Man wartet immer auf irgendetwas - Rollstuhlservice, Passagierbusse, Gepäck, Tanker, Crewbus und und und. Darum ist Hamburg eben auch nicht attraktiv, denn die dauerhaften Verspätungen kosten die Airlines viel Geld.

Beitrag vom 15.10.2024 - 14:46 Uhr

unter dem in dem Artikel genannten Link lässt sich das positive oder negative Wachstum seit 2019 für jedes EU Land anzeigen...ist ziemlich interessant!

 https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Verkehr/flugpassagiere.html


Ja, wirklich interessant, vor allem die Aussage, dass die Zahlen in 15 EU Staaten auch noch (teilweise) weit unter denen von 2019 liegen.

Beitrag vom 15.10.2024 - 14:43 Uhr

Selbst wenn Absprache unter den 3 herrschte, so ändert dies nichts an der berechtigten Kritik! Und selbst wenn HAM missbraucht wird, um eine generelle Fehlentwicklung in den Fokus der politischen Diskussion zu stellen, ist dies sowohl legitim wie absolut richtig in der Sache.

Absprachen zwischen Marktteilnehmern über Kosten und/oder Produktionsvolumen bzw. -Standorte können durchaus als Bildung eines Kartells gewertet werden und damit nicht legitim sein.
Ich finde Ihre Haltung kurios und kann sie ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Die ganze Zeit heißt es, wir müssen weniger fliegen, die Preise müssen hoch, weil sie einfach zu niedrig sind, etc. etc. Jetzt wird sogar eine der viel kritisierten Inlandsstrecken gestrichen und das Programm reduziert und es wird nach dem Kartellamt gerufen. Haben Sie das auch beim Bauernstreik gemacht? Die Reduktion des Programms ist doch eigentlich win-win-win:

a) am Flughafen ist eh zu wenig Personal. Mit weniger Flugprogramm teilt sich das ohnehin nicht ausreichende Personal auf weniger Flüge auf, somit entspannt sich die operative Lage.
b) die Preise steigen endlich mal auf ein akzeptables Niveau
c) die Menschen fliegen weniger. Zumindest in Deutschland

Und selbst unter der Annahme, dass es sich um eine plumpe Absprache zwischen den drei Akteuren handelt, dann ist sie so durchschaubar, dass man sich davon gar nicht unter Druck setzen lassen muss. Also wo ist jetzt eigentlich genau Ihr Problem? Der Hamburger Flughafen macht jetzt nicht gerade den Eindruck, als würde er die Gebührenerhöhung zurücknehmen. So what?

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