Warum PSG das frühe Champions-League-Aus droht

13 Stunden vor

Paris St. Germain hinkt vor dem Spiel in München den eigenen Ansprüchen in der Champions League hinterher und muss sogar ums Weiterkommen fürchten. Der Plan mit sehr jungen Spielern geht bisher nicht auf.

Champions League - Figure 1
Foto kicker

Eines vieler junger Toptalente bei PSG: Bradley Barcola. IMAGO/Le Pictorium

Erstmals klang an einem späten Dienstagabend Ende Oktober Kummer durch die Worte, mit denen sich Luis Enrique an die Journalisten wandte. "Ja, ich bin besorgt", sagte der Trainer von Paris St. Germain nach dem 1:1 gegen die PSV Eindhoven in der Champions League und dem erst vierten Punkt nach drei Partien in diesem Wettbewerb gegen einen eher kleineren Gegner, zumindest gemessen an Atletico Madrid, das die Pariser zwei Wochen später mit 2:1 besiegte und damit auf Platz 25, den ersten "Abstiegsplatz" in der Tabelle der Königsklasse beförderte. Wie schon zu Beginn seiner Amtszeit verfällt der Coach stets ins Spanische, wenn er in offizieller Funktion spricht - ein Umstand, der so gar nicht in das Bild passen mag, das der Pariser Nobelklub seit nunmehr eineinhalb Jahren zu vermitteln versucht.

Denn damals, im Frühling 2023, kreisten die Gedanken der Bosse um die Ausrichtung ihres Klubs, der zwar in der Liga meist den Titel holt, in der Königsklasse aber regelmäßig scheitert - und das trotz der Millionensummen, die sie in die Mannschaft stecken. Ein neues Team muss her, eine neue Vision, ein neues Image. Und vor allem: neuer Erfolg. Am besten nachhaltig. Der Prozess, den diese Denkweise angestoßen hat, dauert noch immer an.

Der Gedanke der Bosse damals war im Grunde ein guter: junge, talentierte und vor allem französische Spieler einkaufen oder ausbilden und sie zu Champions formen. Teilweise gelang das, wie bei Bradley Barcola, dem Top-Talent aus Lyon, das zwar rund 50 Millionen Euro kostete, aber in der vergangenen Spielzeit auch dafür sorgte, dass das Team weniger abhängig von Kylian Mbappé wurde. Nun zeigt sich aber: Der im Sommer zu Real Madrid gewechselte Superstar zog viel Aufmerksamkeit auf sich, so konnten sich die jüngeren Akteure außerhalb des Fokus besser entwickeln, zum Beispiel Warren Zaire-Emery.

Junge Milde statt junge Wilde

Doch der 18-jährige EM-Fahrer (kein Einsatz in Deutschland) vermag nicht an jene Form heranzukommen, die er noch im Frühjahr gezeigt hatte. Trotzdem spielt er, natürlich, gilt er doch trotz dieser in seinem Alter normalen Leistungsdelle als überaus fähiger Spieler, als gebürtiger Parisien als Identifikationsfigur, kurzum: als Vorbild. Ähnlich wie Zaire-Emery geht es dem aus Rennes geholten Desiré Doué (19), Joao Neves (20, Benfica) oder Senny Mayulu (18) aus der eigenen Jugend. Alle drei kamen schon zum Einsatz, brauchen aber noch Zeit. Junge Milde statt junge Wilde. Wobei der junge Portugiese noch am ehesten aus dem genannten Jung-Trio hervorsticht und vor allem mit seiner Robustheit und Passtechnik überzeugt. Trotzdem muss er wie seine Kollegen weiter lernen.

Beunruhigend ist das nicht, den meisten jungen Spielern fehlt es zu Beginn ihrer Karriere an Konstanz. Doch angesichts der kommenden Gegner in der Königsklasse, dem FC Bayern und Manchester City, ist das Erreichen der nächsten Runde kein Selbstläufer. Aktuell stehen die Pariser auf einem Platz, auf dem sie sich nicht einmal für die Play-offs qualifizieren würden. Dabei war gegen Eindhoven mehr als ein Punkt eingeplant, nun, gegen die Münchner, sind die Chancen geringer.

Besetzung des Sturmzentrums ist ein Problem

Ein weiteres Problem neben den noch nicht komplett ausgereiften Talenten ist die Besetzung des Sturmzentrums. Dort verkörpern derzeit weder Marco Asensio noch Kang-In Lee internationale Klasse, Randal Kolo Muani sucht trotz der verbesserten Vorstellungen im Nationaldress seine Form. Am ehesten könnte da Achraf Hakimi helfen, der Ex-Dortmunder zeigte nicht nur gegen die PSV eine starke Leistung und traf - wenn auch dank der Mithilfe von Gästekeeper Walter Benitez.

Der ehemalige Dortmunder verkörpert einen äußerst offensiven Rechtsverteidiger, steht teilweise höher als Ousmane Dembelé und kann deshalb auch den Bayern in der hintersten Linie gefährlich werden. Dembelé ist derweil trotz seiner enormen Klasse zu oft mit sich selbst beschäftigt, agierte nicht nur gegen Eindhoven unglücklich und erzielte nur einen Treffer in seinen jüngsten sechs Einsätzen.

Nicht nur der Angreifer muss sich steigern, damit gegen Bayern ein Sieg gelingen kann. Was jedoch ebenfalls feststeht: Entwickeln sich die PSG-Talente wie beispielsweise Barcola, dürften sie bereits in der kommenden Spielzeit einen Schritt getan haben und damit auch in der Champions League für Furore sorgen.

Michael Postl

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