Statt Bernabeu: Bayer erlebt Champions League auf dem Dorf

16 Stunden vor

Weil die heimische Arena nicht den Anforderungen der UEFA entspricht, weicht Stade Brest in der Champions League nach Guingamp aus - in eine 7000-Seelen-Gemeinde, dessen Stadion keinerlei Königsklassen-Flair verbreitet. Eine Herausforderung für Bayer.

Champions League - Figure 1
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Arena ohne Champions-League-Flair: Bayer 04 tritt am Mittwoch im Stade de Roudourou in Guingamp an. IMAGO/Icon Sport

Denkt man an die Champions League, hat man direkt die großen Arenen in Fußball-Europa vor Augen. Das Bernabeu in Madrid, das an der Anfield Road in Liverpool, das Giuseppe Meazza in Mailand - Fußball-Tempel, die zwischen 61.000 und mehr als 78.000 Zuschauern Platz bieten. Die großen Bühnen für Fußballfeste. Stadien, in denen jeder Spieler automatisch von der ersten Minute an elektrisiert ist, unter Hochspannung steht.

Am Mittwochabend in der Partie bei Stade Brest wird Bayer 04 Leverkusen in der Königsklasse aber das komplette Kontrastprogramm dazu geboten: Statt in einer Metropole tritt der deutsche Double-Gewinner in der Provinz an. Etwa 7100 Einwohner leben in Guingamp in der Bretagne, wohin der französische Erstligist in der Champions League zum ungeliebten Nachbarn und aktuellen Zweitligisten EA Guingamp ausweichen muss.

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Das dortige Stade de Roudourou, erbaut 1990, besitzt grundsätzlich eine Kapazität von 18.378 Plätzen und bietet damit für mehr als doppelt so viele Menschen Platz wie in dem Städtchen wohnen. Vom Flair der Königsklasse ist hier nichts zu spüren. Aber immerhin entspricht die Arena, die am Mittwochabend mit 15.250 Zuschauern, darunter 750 Bayer-Fans, voll besetzt sein soll, den Anforderungen der UEFA. Anders als das altehrwürdige Stade Francis-Le Blé im rund 100 Kilometer entfernten Brest.

Das Flair eines Erstrundenspiels im DFB-Pokal

Das aufgrund des kleinen Stadions gar nicht zu der Größe des Wettbewerbs passen wollende Umfeld lässt Xabi Alonso allerdings nicht als mögliche Entschuldigung für seine Mannschaft gelten. "Das ist kein Nachteil, der Rasen ist sehr, sehr gut, das Spielfeld ist toll. Ich mag diese nicht so neuen Stadien mit Geschichte", erklärt der Leverkusener Trainer, "hier kann guter Fußball gespielt werden."

Vorausgesetzt, seine Profis gehen mit der richtigen Spannung und Haltung in die Partie. Der von außen eher triste, teils von Baugerüsten eingerahmte Betonbau, neben dem ein Container-Zelt aufgestellt ist, in dem der Raum für die Pressekonferenz und Arbeitsplätze für die Journalisten bereitgestellt werden, erweckt jedenfalls eher die Atmosphäre eines Erstrundenspiels im DFB-Pokal.

Kann Xabi Alonso das richtige Bewusstsein wecken?

Doch Stade Brest hat trotz eines durchschnittlichen Saisonstarts in der Ligue 1 (Platz 11 mit zehn Punkten nach acht Spielen) sportlich einiges zu bieten und bereits sechs Zähler in der Königsklasse eingefahren. "Was ich zu Brest sagen kann, ist, dass sie eine super Saison hingelegt haben. Der Anfang dieser Saison scheint etwas komplizierter zu sein. Sie können aber in der Champions League zeigen, wie sie spielen können, das haben wir gesehen", urteilt Xabi Alonso und warnt: "Es ist eine tolle Mannschaft, die man auf keinen Fall unterschätzen darf."

Vor der Partie wird es vielleicht die größte Aufgabe für Leverkusens Erfolgstrainer sein, dieses Bewusstsein auch bei seinen Profis zu wecken. Bevor diese zu Bayers Champions-League-Spiel auf dem Dorf antreten.

Stephan von Nocks

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