Champions League: BVB verdient sich Punkt gegen Barca ...
Düsseldorf · Trotz eines couragierten Auftritts verliert Borussia Dortmund sein Champions-League-Heimspiel gegen den FC Barcelona und Hansi Flick mit 2:3. In Stuttgart schießt sich der VfB den angestauten Frust aus den vergangenen Partien in der Königsklasse von der Seele.
BVB-Akteur Felix Nmecha (r.) im Duell mit Barcelonas Robert Lewandowski (M.).
Foto: AP/Martin MeissnerBorussia Dortmund – FC Barcelona 2:3 (0:0)
Die Festung ist nach drei Jahren gefallen - Borussia Dortmund hat gegen die Ballkünstler des FC Barcelona trotz eines großen Kampfes die erste Champions-League-Heimniederlage seit November 2021 kassiert. Mit frischem Blut und zwei Toren von Serhou Guirassy bot der BVB dem Weltklub zwar im Topspiel die Stirn, er verlor aber dennoch 2:3 (0:0) und muss wieder um die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale zittern.
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Das Spiel in elektrisierender Atmosphäre war schnell und technisch anspruchsvoll, aber 45 Minuten lang kein Spektakel. Das sollte sich gewaltig ändern. Die von Ex-Bundestrainer Hansi Flick trainierten Gäste hatten die besseren Gelegenheiten. Zwar hielt der BVB vor 81.365 Zuschauern mit Leidenschaft, Disziplin und vielen Pässen in die Tiefe dagegen, auf den zweiten Treffer von Ferran Torres (85.) fanden die Westfalen aber keine Antwort mehr.
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Die erste Führung der Katalanen durch Raphinha (53.) hatte in der weitaus aufregenderen zweiten Halbzeit nicht lange gehalten, denn Guirassy blieb vom Elfmeterpunkt eiskalt (60.). Der Stürmer war selbst von Pau Cubarsi gefoult worden. Torres (75.) aber versetzte dem BVB den nächsten Stoß - Guirassy konterte nach einem Torwartfehler erneut und traf ins leere Tor (78.).
Die Dortmunder wollten den neuerlichen Beweis antreten, dass sie zu Hause in der Champions League eine ganz andere Mannschaft sind als in der Bundesliga auswärts: eine Macht. Trainer Nuri Sahin überraschte mit seiner jungen, offensiven Aufstellung. Jamie Gittens (20), inzwischen unverzichtbar, aber auch Gio Reyna (22) und Julien Duranville (18), sonst allenfalls Hilfskräfte, spielten hinter der Spitze Guirassy. Beide standen erstmals in dieser Saison in der Startelf.
Weil Niklas Süle und Waldemar Anton verletzt fehlten, rückte zudem Kapitän Emre Can wieder ins Team, als letzter Innenverteidiger von Format neben Nico Schlotterbeck. Barcelona, ebenfalls blutjung und von Flick sehr hoch ins Pressing geschickt, begann allerdings furios: Balde, Raphinha und Lamine Yamal rüttelten mächtig an den Dortmunder Ketten, nutzten aber in der ersten Viertelstunde allesamt ihre Großchancen nicht.
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Für den BVB ergaben sich die erwünschten Räume, sobald die erste Pressingreihe überwunden war. Rechts spielte Duranville mehrfach sein „brutales Tempo“ (Sahin) aus und legte dann in die Mitte, wo Marcel Sabitzer aus fünf Metern hätte treffen müssen (17.). Der BVB kam besser ins Spiel, weil er besser verteidigte: Besonders Felix Nmecha fiel auf der Sechs mit vielen öffnenden Aktionen auf. Wie in den vergangenen Wochen in der spanischen Liga zeigte sich Barcelonas Verwundbarkeit - auch wenn Guirassy bei seiner Kopfballchance (40.) und später beim vermeintlichen 1:0 (50.) noch im Abseits stand. Ruhig bleiben, zeigte Flick an.
Sahin applaudierte seiner Mannschaft immer wieder, allerdings musste er den angeschlagenen Rechtsverteidiger Julian Ryerson schon zur Pause durch Yan Couto ersetzen. Vorab hatte der BVB-Coach die immer weiter steigende Belastung als „kaum ertragbar“ bezeichnet, was auch die Fans auf einem Spruchband aufgriffen.
Die Dortmunder zeigten aber keine Spur von Resignation. Hinten hielten sie den früheren BVB-Topstar Robert Lewandowski bis zu dessen Auswechslung (70.) gut in Schach, vorne drängten sie nach dem 0:1 schnell und erfolgreich auf den Ausgleich. Dani Olmo hatte Raphinha steil geschickt, der nicht mehr aufzuhalten war.
Das Spiel war nun wie entfesselt. Der BVB erreichte sein Ziel, zu sticheln und sich nicht in ewigen Ballstafetten des Gegners zu verfangen. Auch nach dem 1:2 bäumte er sich noch einmal auf, die Fans wollten ihre Mannschaft nun sogar zum Sieg schreien. Stattdessen kam das 2:3.
VfB Stuttgart - Young Boys Bern 5:1 (1:1)
Mit einem Torfestival und dem ersten Champions-League-Heimsieg seit fast genau 15 Jahren hat sich der VfB Stuttgart eindrucksvoll im Rennen um die Playoffs zurückgemeldet. Der schwäbische Fußball-Bundesligist bezwang den Schweizer Meister Young Boys Bern mit 5:1 (1:1) und erhöhte seine Chancen aufs Weiterkommen vor den verbleibenden zwei Spieltagen der Ligaphase erheblich. Bern bleibt im laufenden Wettbewerb weiter ohne Punkt.
Gleich drei deutsche Nationalspieler trafen für den VfB, der vor 60.000 Zuschauern erst einen frühen Rückschlag verkraften musste und sich dann in einen Rausch spielte: Angelo Stiller (25. Minute), Chris Führich (61.) und Josha Vagnoman (66.) an seinem 24. Geburtstag. Außerdem waren Enzo Millot (53.) und Yannick Keitel (76.) für die Stuttgarter erfolgreich. Lukasz Lakomy hatte die Gäste zunächst in Führung gebracht (6.).
Emotionen nach Todesfall in Familie von Bern-Profi
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte von seiner Mannschaft eine Reaktion auf die 1:5-Klatsche bei Roter Stern Belgrad vor zwei Wochen gefordert - und er bekam sie. Dabei begann der Abend aus Sicht der Schwaben denkbar ungünstig. Keine sechs Minuten waren gespielt, als Lakomy mit einem Schuss aus rund 20 Metern zur Führung für Bern traf. Stuttgarts Nationaltorwart Alexander Nübel, der schon im Ligaspiel gegen Union Berlin (3:2) vergangenen Freitag gepatzt hatte, sah dabei nicht wirklich gut aus.
Lakomys Jubel war emotional: Der Mittelfeldspieler hielt ein Trikot seines Teamkollegen Meschack Elia hoch, der Rest der Mannschaft versammelte sich neben und hinter ihm. Die Young Boys hatten vor der Partie mitgeteilt, dass ein Sohn des kongolesischen Stürmers überraschend nach kurzer Krankheit gestorben und Elia daraufhin noch vor dem Spiel wieder abgereist sei. Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute, beide Teams spielten mit Trauerflor.
VfB dominant, aber zunächst unpräzise
Die Stuttgarter übernahmen nach dem Rückstand zwar recht zügig das Kommando und verdienten sich den Ausgleich durch Stiller nach einem feinen Doppelpass mit seinem Nationalmannschaftskollegen Vagnoman. In der ersten Halbzeit leisteten sich die Gastgeber bei aller Dominanz aber zu viele Ungenauigkeiten. Ein viel zu unpräzises Zuspiel von Atakan Karazor auf Chris Führich in sehr aussichtsreicher Position war exemplarisch dafür (36.).
Auch in der zweiten Hälfte waren die Stuttgarter, bei denen Kapitän Karazor zur Pause in der Kabine geblieben war, klar spielbestimmend. Der Unterschied zur ersten Halbzeit: Sie agierten nun deutlich präziser und entschlossener.
Verwirrung bei Millots Tor zum 2:1
Das 2:1 fiel allerdings kurios. Nachdem Rieder über die rechte Seite in den Strafraum gelaufen war, hob der Linienrichter die Fahne. Die Berner hörten auf zu spielen, Millot traf per Flachschuss. Ein ausführlicher Videocheck ergab, dass der Ball zuvor offenbar doch nicht im Aus gewesen war - das Tor zählte.
In der Folge fielen die Gäste regelrecht auseinander. Führich traf mit einem sehenswerten Schlenzer in den rechten Winkel, Vagnoman nach einer Flanke von Millot. Der für Karazor eingewechselte Keitel erhöhte per Distanzschuss sogar noch auf 5:1. Es war Stuttgarts erster Heimsieg in der Königsklasse seit dem 3:1 gegen Unirea Urziceni am 9. Dezember 2009 - und was für einer.