Aus in der Champions League: RB Leipzig und der Blick in den ...

Champions League

Die Gesichter dieser Nacht, sie erzählten alle dieselbe Geschichte, nur jedes auf seine Art. Da war Loïs Openda, der sagte, er sei traurig, aber doch arge Probleme hatte, so zu wirken aufgrund seines Naturells und der Tatsache, dass er gerade mehr als 90 Minuten lang hervorragend Fußball gespielt und seine Leistung durch ein Tor und eine Vorlage gekrönt hatte. Marcel Schäfer gab sich schwer enttäuscht, wie so oft und auch, weil das zu seinem Stellenprofil gehört. Ein Verantwortlicher von RB Leipzig muss schließlich mindestens schwer enttäuscht sein, wenn die Dinge nicht so laufen wie gewünscht. Christoph Baumgartner kämpfte nach Spielschluss verbal so weiter, wie er es zuvor auf dem Rasen getan hatte. Auf keinen Fall wollte er sich in Ausreden flüchten, aber die Gründe, die aus seiner Sicht zum 2:3 von RB Leipzig gegen Aston Villa führten, gehen weit über das Sportliche hinaus.

Openda, Schäfer und Baumgartner einte das Entsetzen über das Resultat und das damit verbundene Ausscheiden von RB Leipzig aus der Champions League. Nach sechs Niederlagen in sechs Spielen ist ein Weiterkommen nicht mehr möglich. Die abschließenden Vergleiche im Januar mit Sporting Lissabon und Sturm Graz sind nur noch für die Statistik. „Es tut unfassbar weh“, sagte Baumgartner, dessen zwischenzeitliches 2:2 Mitte der zweiten Halbzeit Hoffnung aufkommen ließ. Leipzig hätte dieses und die folgenden zwei Spiele gewinnen müssen, um noch eine theoretische Chance auf die Play-offs zu haben. Ein Tor von Ross Barkley fünf Minuten vor dem Ende führte aber zur letztlich verdienten Niederlage.

„Das ist ein Spiegelbild unserer Saison in der Champions League“, sagte Baumgartner und meinte den Umstand, dass Barkleys Schuss von Lukas Klostermann ab­gefälscht wurde. Ohne die Berührung des Leipziger Verteidigers wäre der Ball nie im Tor gelandet. „Wir sind immer im Spiel, wir sind immer dran, aber am Ende doch nicht ganz, und wir verlieren. Wir müssen ehrlich zu uns sein und sagen, dass es nicht gut genug war, um weiterzukommen“, sagte Baumgartner.

„14, 15 Mann, die alles durchackern müssen. Das ist brutal hart“

Immer nah dran und am Ende doch erfolglos war Leipzig in der Tat mehr als einmal. Gegen Atlético Madrid (1:2), Juventus (2:3), Liverpool (0:1) und Inter Mailand (0:1) gaben Nuancen den Ausschlag zu Ungunsten der Leipziger. Anders als beim Vorgängermodell des Wettbewerbs mit kleiner Gruppenphase musste sich RB dieses Mal frühzeitig einer sehr gehobenen Gegnerschaft stellen. „Natürlich war das ein hartes Programm, aber mit unserem Anspruch und dem Potential, das in der Truppe steckt, hätten wir deutlich mehr rausholen müssen“, sagte Sportchef Schäfer.

Wie realistisch diese Haltung ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Gegen Aston Villa saßen neben den eingewechselten Kevin Kampl, André Silva, Lukas Klostermann und Ersatztorwart Maarten Vandevoordt die Spieler Nuha Jatta, Viggo Gebel und Faik Sakar auf der Bank. Der Reihe nach 18, 17 und 16 Jahre alt. Trainer Marco Rose hatte in der entscheidenden Phase, als bei mehreren Spielern die Kräfte schwanden, keine Alternativen zum Reagieren, während sein Gegenüber Unai Emery die international erfahrenen Jhon Durán, Ross Barkley oder den früheren Dortmunder Ian Maatsen einwechselte. Duran und Barkley schossen Villas Tore zwei und drei. Bei Durans Tor patzte auch noch der sonst so zuverlässige Torwart Péter Gulácsi, indem er sich per Fernschuss überwinden ließ.

„Wir haben im Moment 14, 15 Mann, die alles durchackern müssen. Das ist brutal hart“, sagte Christoph Baumgartner. Der Österreicher gehört zu diesem Kreis und gab an, selbst gegen die physische und mentale Müdigkeit zu kämpfen. „Auch ich habe bei mir gemerkt, dass die letzte Spritzigkeit fehlt“, sagte er.

Auf eine Diskussion über Größe und Struktur des unter seinem Mitwirken zusammengestellten Kaders wollte sich Sportchef Schäfer nicht einlassen: „Ich sehe kein strukturelles Problem. Wenn wir über eine Ursache reden müssen, dann: Warum haben wir so viele Verletzte? Die Anzahl ist doch sehr groß. In der Kaderplanung sehe ich kein Problem“, sagte er. Allerdings wird auch Schäfer kaum verneinen können, dass es für die aktuell oder zuvor lange Verletzten Xavi Simons, David Raum, Castello Lukeba, Lukas Klostermann und Xaver Schlager kaum Alternativen gibt. Zumal diese in Person von El Chadaille Bitshiabu, Assan Ouédraogo, Eljif Elmas und Yussuf Poulsen selbst verletzt sind. Von den im Sommer verkauften Mohamed Simakan und Dani Olmo ganz zu schweigen.

Gegen Aston Villa wurden vor allem am Beispiel der wild improvisierten Viererkette die Grenzen dieses Kaders aufgezeigt. Da verteidigten Nicolas Seiwald und Lutsharel Geertruida auf ungewohnten Positionen, was auf diesem Niveau zwangsläufig zu Problemen führen musste. Exemplarisch das frühe 0:1 durch John McGinn, bei dem sichtlich die Abstimmung unter den Verteidigern fehlte.

Schäfer weiß das, trotzdem sprach er als ranghoher Vertreter des ehrgeizigen Konzerns von der Champions League als „einen Wettbewerb, wo wir uns große Ziele gesetzt haben, weil wir große Ambitionen haben“. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, nur hätte eine realistischere Herangehensweise in diesem Herbst dem Verein genauso gut getan wie ein üppigerer Kader.

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