Edin Terzic verlässt den BVB: Warum es richtig ist, dass der Trainer ...

13 Jun 2024

Edin Terzic verabschiedet sich am 34. Spieltag nach dem Heimspiel gegen Darmstadt 98 von den BVB-Fans. Es sollte sein letztes Heimspiel als Trainer von Borussia Dortmund sein

BVB - Figure 1
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© Bernd Thissen / DPA

Er wurde mit dem BVB Pokalsieger, beinahe Meister - und zog ins Champions-League-Finale ein. Dass der Trainer Edin Terzić nun geht, ist trotzdem richtig.

Hinter Borussia Dortmund liegt eine Jahr voller Höhen und Tiefen. Eine grandiose Champions-League-Saison führt den BVB bis ins Finale nach Wembley, wo sich die Schwarz-Gelben nach großem Kampf dem Favoriten geschlagen geben müssen. In der Bundesliga bleiben die Westfalen dagegen chancenlos und beenden die Spielzeit abgeschlagen mit 25 Punkten Abstand auf den Tabellenführer. Soll man sich in dieser Situation vom Trainer trennen?

Wirklich niemand zieht das in Erwägung. Allein der Gedanke – absurd! Es ist die Spielzeit 2012/13, der BVB wird von internationalen Medien als "Europe's hottest club" gefeiert – und der Trainer heißt Jürgen Klopp.

Edin Terzić hat mit dem BVB in der Bundesliga enttäuscht 

2024 erinnert vieles an 2013. Ein unglücklich verlorenes Champions-League-Finale in Wembley steht einer enttäuschenden Bundesliga-Saison gegenüber, der Abstand auf Meister Leverkusen beträgt sogar 27 Punkte.

Und doch ist alles ganz anders. Der BVB anno 2024 hat nur wenig mit den strahlenden Jungs gemein, die 2013 ganz Europa im Sturm eroberten. Stattdessen präsentierte sich die Borussia zuletzt als eine abgezockte Truppe, die zwar in der Lage ist, internationale Spitzenteams wie PSG oder Atlético Madrid zu bezwingen – in der Bundesliga aber allzu häufig unter den Möglichkeiten blieb.

Nicht der gewaltige Abstand zur Tabellenspitze war in der Bundesliga das Problem, sondern die Tatsache, dass mit dem FC Bayern, Stuttgart und Leipzig gleich drei weitere Teams vor der Borussia rangierten. Normalerweise hätte der BVB mit dieser Platzierung die Qualifikation zur Champions League verpasst. Es war eine sportliche und wirtschaftliche Katastrophe.

BVB - Figure 2
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Borussia Dortmund: Peinliche Auswärtsspiele 

Enttäuschender noch als die Punkteausbeute waren die auf dem Platz gezeigten Leistungen. Gegen schwächere Gegner begnügten sich die Borussen häufig mit minimalistischem Ergebnisfußball. Gegen stärkere Gegner hielt Terzić bisweilen defensiven Angsthasenfußball für das probate Mittel, etwa bei den Auswärtsspielen in Stuttgart und Leverkusen. Eine Selbstverzwergung, die dem Trainer viele Fans verübelten.

Und auch Teile der Mannschaft. Er habe sich in seiner Ehre gekränkt gefühlt, sagte Mats Hummels rückblickend über das Auftreten gegen den VfB, "so unterwürfig, so fußballerisch unterlegen". Mit der Kritik stand Hummels wohl nicht allein. 

Dass nach 34 Spieltagen kaum ein Spiel in Erinnerung bleibt, in dem der BVB rundum begeistert hat – dieser Vorwurf wiegt am schwersten. Bei der Borussia haben sich die Anhänger schon lange damit abgefunden, dass man in Deutschland bestenfalls die Nummer zwei ist und andere die großen Titel holen. Aber schönen, offensiven Fußball – den erwartet man dann allerdings doch.

Fehler in der Transferpolitik

Den hat Terzić nicht liefern können. In den beiden zurückliegenden Jahren konnte er die Mannschaft auch nicht erkennbar weiterentwickeln. Zudem hat er in der Personalpolitik schwere Fehler begangen. Die dringend benötigte Verpflichtung eines defensiven Mittelfeldspielers unterband der Trainer aktiv. Gegen den fertig ausgehandelten Transfer des Mexikaners Edson Álvarez soll Terzić sein Veto eingelegt haben, stattdessen beförderte er Emre Can zum Kapitän. Und stand damit in der Pflicht, ihn auch regelmäßig aufzustellen – trotz mäßiger Leistungen.

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Bei all der Kritik bleibt Edin Terzićs Bilanz in seinen insgesamt zweieinhalb Jahren bei Borussia Dortmund beachtlich: Er hat 2021 den DFB-Pokal gewonnen, die Mannschaft 2023 um ein Haar zur Meisterschaft geführt und 2024 das Endspiel in der Champions League erreicht.

Und doch hält sich das Vertrauen seitens des Klubs in Grenzen, dass er derartige Erfolge wird wiederholen können. Und dass ihm der notwendige Umbruch gelingen kann. Terzić hat das erkannt. Und daraus seine Konsequenz gezogen. 

"Echte Liebe" lautete das Motto des BVB. Mit seinem Abgang beweist Edin Terzić, dass es für ihn mehr ist als eine leere Floskel. Die Fans haben allen Grund, ihm dankbar zu sein. Und allen Grund, sich auf die Zukunft mit einem neuen Trainer zu freuen.

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