Der BVB schlägt Zagreb und erwartet den FC Bayern in der ...

15 Stunden vor

Nuri Sahin trug ausnahmsweise eine Krawatte. Ihm war danach gewesen, einfach so, und im Erfolgsfall hat eine Krawatte ja auch eine passende Wirkung. „Vier Siege aus fünf Spielen“, sagte der chic gewandete Trainer von Borussia Dortmund spät am Mittwochabend, „das kann sich sehen lassen.“ Allerdings war ihm der Schlips da bereits ein bisschen verrutscht.

BVB - Figure 1
Foto Süddeutsche Zeitung

In der Champions League hat Dortmund jetzt schon zum vierten Mal eine Party gefeiert, diesmal: ein 3:0 bei Dinamo Zagreb. Als Viertplatzierter im 36er-Tableau geht der BVB übernächste Woche ins Spiel gegen den punktgleichen Dritten FC Barcelona, dann kann die Borussia einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen. Nimmt man die vergangene Saison hinzu, haben die Dortmunder in der Champions League zuletzt von neun Spielen sieben gewonnen und bloß zwei Mal gegen Real Madrid verloren. In der Champions League ist der BVB wer.

:Fang mich, wenn du kannst!

Florian Wirtz erobert die Champions League im Sturm – und die feinsten Klubs Europas sind hinter ihm her. Doch materielle Erwägungen stehen bei ihm gar nicht im Vordergrund.

Die Bundesliga hingegen bereitet weiter Sorgen. Da sind die Dortmunder im 18er-Tableau nur Fünfter, weil sie von elf Spielen schon vier verloren haben – und zwar immer genau dann, wenn sie zuvor Champions League gespielt hatten: 1:5 in Stuttgart, 1:2 in Berlin, 1:2 in Augsburg und 1:3 in Mainz. Auf jede Champions-League-Party folgte zuverlässig ein Bundesliga-Kater. Und jetzt folgt auf die fünfte internationale Partie ausgerechnet das Samstagabend-Topspiel gegen Bayern München. Allerdings zu Hause im heimischen Stadion vor 81 365 Zuschauern! Das ist ein entscheidender Unterschied für den BVB. Acht Heimspiele hat er in dieser Saison bislang bestritten, sechs in der Bundesliga, zwei in der Champions League – und alle acht gewonnen. „Wir werden auch gegen die Bayern gewinnen“, prophezeit Sportchef Lars Ricken. „Wie könnte ich meinem Chef widersprechen?“, sagte Trainer Sahin.

In der Bundesliga-Heimtabelle ist die Borussia mit sechs Siegen Erster - in der Auswärtstabelle ist sie mit einem Punkt Drittletzter. Sechs Auswärtsspiele nacheinander in drei Wettbewerben (vier in der Bundesliga, eines im Pokal und eines in der Champions League) hatten die Dortmunder verloren, ehe sie nach Zagreb reisten. Beim kroatischen Meister und dessen Trainer Nenad Bjelica (zuvor Union Berlin) waren sie auf erbitterten Widerstand vorbereitet. Doch Dinamo gab sich mit 29 Prozent Ballbesitz zufrieden und ließ Dortmund gewähren. Jamie Gittens (56.), Ramy Bensebaini (56.) und Serhou Guirassy (90.) erzielten die Treffer. Zudem hatten Bensebaini (8.) und Donyell Malen (27.) die Latte getroffen.

Das letzte Heimspiel hat Dortmund im April verloren – hält die Serie gegen die Bayern?

Gittens und Guirassy gehören mit je vier Toren zu den zehn besten Torschützen der laufenden Champions-League-Saison. Aus der Bundesliga sind nur Bayerns Harry Kane und Leverkusens Florian Wirtz mit je fünf Treffern besser.

„Wir haben nichts anbrennen lassen“, sagte BVB-Torwart Gregor Kobel und lobte einen „super Job von Schlotti und Waldi“ – das sind die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton. Anton durfte zuletzt zweimal mitspielen, weil Emre Can in der Bundesliga Rot gesehen hatte. Beim 4:0 gegen Freiburg war Can gesperrt, nun in Zagreb saß er durchgängig auf der Bank. Gegen die Bayern wird er ein zweites Mal gesperrt sein und danach könnte er es schwer haben, sollten Schlotti und Waldi weiterhin so einen super Job machen. Im zentralen defensiven Mittelfeld hat Felix Nmecha die Nase vorn.

Schlotterbeck wollte Mittwochnacht in Zagreb nicht das Ende des Dortmunder Auswärtsfluchs ausrufen, er wollte darüber gar nicht nachdenken. Mit unschönen Statistiken beschäftigen sich Fußballer lieber nicht – sonst schleichen sich noch schlechte Gedanken ein. Nach einem 4:0 gegen Freiburg und diesem 3:0 in Zagreb war Schlotterbeck schon mal nicht ganz unzufrieden. Aber er weiß auch, dass die schönen Gefühle bei einer Niederlage gegen die Bayern wieder hinfällig wären. Deshalb betonte er: „Wenn wir am Samstag auch noch gewinnen, dann sage ich: passt!“

Die Statistik könnte den BVB beflügeln. Die letzte Heimniederlage ist fast acht Monate her: am 6. April ein 0:1 gegen Stuttgart. Gegen die Bayern droht nun allerdings der wichtigste Mann für Dortmunds Spielgestaltung auszufallen: Julian Brandt ließ sich in Zagreb mit muskulären Problemen nach der ersten Halbzeit auswechseln. „Es wird eng für Samstag“, glaubt der Trainer Sahin, „dabei ist er für uns fast unersetzlich.“

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