Bundesliga: Warum BVB - Bayern doch noch ein Klassiker ist
Mit zehn Punkten Rückstand geht Borussia Dortmund ins Spiel gegen den FC Bayern. Immerhin: Das letzte Mal hat der BVB gewonnen, mit 2:0 in München.
Quelle: IMAGO
Eins vorweg: Der Kaiser ist unschuldig. Mit "We call it a Klassiker" beschrieb Franz Beckenbauer einst die Duelle Deutschland gegen England - nicht aber die Spiele seines FC Bayern gegen Borussia Dortmund.
Die sind als "deutscher Klassiker" in den Sprachgebrauch eingezogen - jedenfalls in den Fachmedien. Unter Fußball-Puristen ist der Kunstbegriff verpönt. Die "taz" ätzte: "Jedes Mal, wenn ein Sportreporter vom deutschen Clásico spricht, stirbt in Spanien ein Platzwart."
Vom wildesten Ausraster bis hin zum ungewöhnlichsten Torhüter: Die vier legendärsten Momente bei BVB vs. FCB.03.11.2023 | 3:48 min
Der einzig wahre Clásico ist natürlich das 122 Jahre alte Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Königliche gegen Katalanen, das weiße Ballett gegen Blaugrana, Hauptstadt gegen aufmüpfige Provinz. Ein Spiel, in dem sogar mal ein Schweinskopf auf den Rasen flog. Eine globale Fußballmarke.
1972: Dortmund geht in Liga 2
Bayern und Dortmund dagegen haben weite Teile ihrer Geschichte nicht nur sprichwörtlich in anderen Ligen gespielt. Kurz nachdem Anfang der 1970er Jahre der Stern des Südens aufging, rutschte der BVB in die Bedeutungslosigkeit.
Bayerns 11:1-Rekordsieg in der BVB-Abstiegssaison 71/72 verursacht bei schwarz-gelben Zeitzeugen nur ein Zucken - sie haben Schlimmeres erlebt.
München bleibt - die Rivalen wechseln
Die Bayern lieferten sich in den Siebzigern Fehden mit Gladbachs Fohlen, in den Achtzigern mit dem HSV und danach mit Werder Bremen. Da hieß der Klassiker "Nord-Süd-Gipfel".
Nach dem Jahr 2000 hatten Leverkusen und Schalke das Zeug zum Rivalen - doch für sie sprangen nur Titel raus wie "Vizekusen" und "Meister der Herzen".
Hoeneß’ Bayern-Traum wird wahr
Bei den BVB-Sternstunden unter Ottmar Hitzfeld hingen die Bayern gerade durch. Genauso zum Start der Ära Jürgen Klopp. Spätestens nach dem Abschied der Trainer-Ikone war sportliche Rivalität nur noch Wunschdenken einer Branche ohne Spannung. Der "Klassiker": ein leerer Werbeclaim, um im Monopol noch Wettbewerb vorzutäuschen.
Bei Münchens Meisterabo mit elf Titeln in Folge war der BVB sieben Mal Zweiter. Aber im Schnitt hechelten die "Bayern-Jäger" zwölf Punkte hinterher. Beim Debüt von Pep Guardiola betrug der Rückstand am Ende 25 Punkte. Uli Hoeneß’ Traum: Die Konkurrenz sieht nur durchs Fernglas zu.
BVB zehn Punkte hinter Bayern
Vor allem die Duelle in der Bundesliga waren ungleich. Dortmunds Horror-Bilanz seit der Saison 2015/16: acht Auswärtspleiten in Folge, 9:35 Tore. Erst im vergangenen März gewann der BVB wieder ein Ligaspiel in München.
Im früheren Westfalenstadion sieht’s kaum besser aus. Nur zwei von neun Partien gingen an Schwarz-Gelb. Aktuell geht Dortmund wieder mal als Außenseiter in die Partie - mit zehn Punkten Rückstand.
Deutsches Finale: BVB - Bayern in Wembley
Entstanden ist der Begriff "deutscher Klassiker" wohl beim Endspiel der Champions League 2013. Strategen der UEFA hatten rund um Wembley Werbesprüche plakatiert: "Fußball’s coming home" und "El Clasico - Der Klassiker".
Das passte perfekt, weil Bayern und Dortmund zuvor Barca und Real ausgeschaltet hatten. Der BVB war da aber schon über den Zenit.
Zum Endspiel der Champions League 2013 übt sich die UEFA in Wortspielereien.
Quelle: Patrick Brandenburg
Ahnengalerie mit Kahn, Mill und Co.
Legendäre Momente lassen sich trotzdem destillieren. "Klassiker"-Foto-Shows gehören zum Stehsatz jeder Sportredaktion: Mit Lothar Matthäus, wie er in den Neunzigern Andi Möller als "Heulsuse" verhöhnt; Oliver Kahn, wie er in Kung-Fu-Manier auf Stephane Chapuisat zuspringt oder Heiko Herrlich in den Hals beißt.
Ein Duell mit großer Geschichte: 1999 kochen die Emotionen hoch. Knapp verfehlt Oliver Kahn Dortmunds Stephane Chapuisat mit diesem Sprung. Daraufhin bekommt er den Spitznamen "Kung-Fu-Kahn".
Quelle: hpfl
Mit dem Kartenfestival von 2001: zehn Mal Gelb und vier Mal Rot in einer Partie; BVB-Stürmer Jan Koller im Jahr darauf als Not-Torwart. Hasan Salihamidzics Brutalo-Attacke gegen Sebastian Kehl 2006; oder tiefer im Archiv: Frank Mills Fehlversuch vorm leeren Tor von Jean-Marie Pfaff 1986.
Auch der DFB-Pokal birgt große Momente: Dortmunds 5:2-Triumph in Berlin. Die Kultgrätsche von Sven Bender in München. Mats Hummels’ verwehrter Endspiel-Treffer, der die Torlinientechnik auf den Weg brachte. Alles Klassiker des deutschen Fußballs.
Quelle: Reuters
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