FAQ: 100. Verhandlungstag im Bushido-Prozess gegen Abou ...
Wenn aus Freundschaft Feindschaft wird: Die Trennung von Rapper Bushido und seinem ehemaligen Freund und Manager Arafat A.-Ch. beschäftigt seit fast drei Jahren die Justiz.
Prozessbeginn war am 17. August 2020. Heute steht der 100. Prozesstag am Berliner Landgericht an. Zeit für einen Rückblick:
Die Anklage gegen Arafat A.-Ch., der als Chef des Abou-Chaker-Clans gilt, und drei seiner Brüder lautet unter anderem auf Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue.
Ein Großteil der Vorwürfe basiert auf den Aussagen von Bushido. Der 44-Jährige ist Nebenkläger und hat an 25 Verhandlungstagen seine Sicht der Dinge geschildert. Dabei hatte er seine Beziehung zu dem Clanchef mit einer Zwangsehe verglichen. Sein Ex-Geschäftspartner Arafat A.-Ch. habe bis zu 50 Prozent von Bushidos Einnahmen als Rapper verlangt.
Mitte August 2022 musste Bushido erneut aussagen. Hintergrund war ein zwischenzeitlich aufgetauchtes Tondokument. Für die Aussage reiste der Musiker extra aus Dubai an, wo er inzwischen mit seiner Familie lebt.
Das Tondokument soll im Januar 2018 heimlich bei einem Treffen von Bushido und Arafat A.-Ch. aufgenommen worden sein. Seit Anfang Februar 2022 liegt die Aufnahme auch dem Gericht vor. Aus Sicht der Verteidiger widerlegt die etwa zweistündige Tondatei die Darstellungen von Bushido.
Ein Audioforensiker sollte feststellen, ob das Dokument authentisch ist. Es handle sich allerdings wohl lediglich um eine Kopie der Audiodatei. Das Fazit des Audio-Experten: "Der Datei sei mit vorsichtiger Skepsis zu begegnen."
Bushidos Anwalt ist der Meinung, dass die Datei "schon immer eine Fälschung" gewesen sei, um seinen Mandanten zu diskreditieren.
Bisher wurden knapp 60 Zeugen gehört. Dabei kamen mehrere prominente Rapper zu Wort – zum Beispiel Samra, Fler, Ali Bumaye oder Rapper Kay One.
Der Berliner Rapper Fler erklärte im Zeugenstand, aus seiner Sicht seien Bushido und sein Ex-Manager ein "perfektes Team" gewesen.
Anfang Juni 2022 hat das Landgericht eine erste Bilanz gezogen: Demnach haben sich die Vorwürfe der Freiheitsberaubung und der versuchten schweren räuberischen Erpressung nicht bestätigt.
Doch es gibt weitere Vorwürfe wie etwa die Veruntreuung von 180.000 Euro, Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Mit einem Urteil wird noch in diesem Jahr gerechnet.
Prozessbeginn war am 17. August 2020 – also mitten in der Coronapandemie. Die strengen Auflagen haben dazu geführt, dass die Verhandlungstage zeitlich beschränkt waren. Außerdem fehlten mehrfach Zeugen.
Ist mit dem Urteil das Kapitel Bushido contra Clanchef erledigt?Wahrscheinlich nicht.
Erst einmal bleibt abzuwarten, ob das Urteil im Strafverfahren rechtskräftig wird.
Daneben gibt es vor Zivilgerichten in Berlin und Brandenburg weitere Prozesse: Bushido und sein Ex-Manager streiten um Einnahmen in Millionenhöhe. Das Landgericht Berlin hatte den Clanchef zur Zahlung von mehr als 2,2 Millionen Euro an den Rapper verurteilt. Dagegen wehrte sich der 47-Jährige allerdings. Im September 2023 dann das Urteil: Abou-Chaker muss Bushido 1,8 Millionen Euro plus Zinsen erstatten!
In Brandenburg geht vor dem Oberlandesgericht ein Zivilstreit der beiden um eine Wohnanlage weiter, die sie gemeinsam besitzen.
BRISANT/dpa