Antisemitismus : Bundestag verabschiedet Antisemitismus-Resolution
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Die umstrittene Resolution gegen Antisemitismus ist im Bundestag verabschiedet worden. Sie sieht ein hartes Vorgehen gegen Hass auf Menschen jüdischen Glaubens vor.
Aktualisiert am 7. November 2024, 12:22 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, iyf
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Der Bundestag hat eine Resolution gegen Antisemitismus verabschiedet. Abgeordnete von SPD, Grünen, FDP, von CDU und CSU sowie der AfD stimmten für das Papier mit dem Namen "Nie wieder ist jetzt: Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken". Die beteiligten Fraktionen hatten zuvor lange über den Entwurf diskutiert, Kritik kam bis zuletzt von den Grünen.
Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 gab es fraktionsübergreifende Verhandlungen über die Resolution. Die Fraktionen sprechen sich darin generell für ein härteres Vorgehen gegen Antisemitismus aus – "in besonderem Maße im Strafrecht sowie im Aufenthalts-, Asyl- und Staatsangehörigkeitsrecht". Hochschulen werden aufgefordert, gegen Antisemitismus dort in schweren Fällen auch mit dem Mittel der Exmatrikulation vorzugehen.
Der SPD-Abgeordnete Dirk Wiese befürwortete das "gemeinsame Zeichen" der Fraktionen "in nicht einfachen, herausfordernden Zeiten". Dieses sei "gerade in dieser Woche im Vorfeld des Gedenkens an die Reichspogromnacht" wichtig. "Bei allen Meinungsverschiedenheiten gibt es Themen, über die wir nicht streiten", sagte Wiese.
"Große Bandbreite des Antisemitismus"Konstantin von Notz von den Grünen problematisierte die "große Bandbreite" des Antisemitismus in Deutschland. "Er kommt von ganz rechts und geht nach ganz links", sagte er. "Wenn die barbarischen Anschläge vom 7. Oktober offen bejubelt werden, wenn Vernichtungsfantasien gegen Israel unverfroren artikuliert werden, wenn davon gesprochen wird, Jüdinnen und Juden ins Meer zu treiben, dann ist das glasklar antisemitisch."
Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in Deutschland könne nicht getrennt werden vom Bekenntnis zum Existenzrecht Israels, sagte der FDP-Politiker Konstantin Kuhle. Er betonte, dass dies für Hochschulen ebenso gelte wie in der Migrationsdebatte. "Wer für sich selbst zu Recht den Schutz vor Diskriminierung und Rassismus verlangt, darf bei antisemitischen Erzählungen und Klischees, bei Ausgrenzung und Gewalt, die auch von Muslimen ausgeht, nicht schweigen."
Zustimmung zu der Resolution kam auch von der Union. Die CSU-Abgeordnete Andrea Lindholz mahnte: "Wir dürfen nicht zusehen, wie sich hier ein neuer Antisemitismus breitmacht und nach und nach die Verantwortung Deutschlands für Jüdinnen und Juden in Deutschland und das Existenzrecht Israels relativiert." Zudem sagte sie: "Wer in unser Land kommt und hier leben will, muss Verantwortung für die Juden und das Existenzrecht Israels ohne Wenn und Aber akzeptieren oder muss unser Land verlassen."
Der AfD-Politiker Jürgen Braun behauptete, die "Masseneinwanderung" nach Deutschland sei das "Kernproblem, das jüdisches Leben in Deutschland gefährdet".
Kritik an der ResolutionGregor Gysi von den Linken kritisierte die Resolution. Sie sei "nicht gut", unter anderem weil "viele eine Einschränkung der Kunst-, Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit fürchten". Kritik äußerte auch die Grünenpolitikerin Lamya Kaddor. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns bei der Antisemitismusbekämpfung stärker unserer Einwanderungsgesellschaft bewusst gewesen wären", sagte sie. "Der nachhaltige Schutz jüdischen Lebens gelingt nur, wenn wir alle Gruppen mitdenken." Das betreffe "gerade auch muslimisch-migrantische Milieus, die miteinbezogen und mitgenommen werden müssen in dem Bewusstsein, dass auch sie marginalisiert werden".
Die Resolution war im Vorfeld bei Teilen der Grünen auf Widerstand gestoßen. Die Kritik richtete sich vor allem gegen die Formulierung in der Resolution, in den vergangenen Monaten sei "nicht zuletzt das erschreckende Ausmaß eines Antisemitismus deutlich geworden, der auf Zuwanderung aus den Ländern Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens basiert".