Messerattacke in Zug von Kiel nach Hamburg: Zwei Tote in Brokstedt

25 Jan 2023

Stand: 25.01.2023 19:50 Uhr

Am Mittwochnachmittag ist in der Bahn von Kiel nach Hamburg ein Mann mit einem Messer auf andere Zugreisende losgegangen. Er konnte festgenommen werden, zwei Menschen starben.

Bei einer Messerattacke eines Mannes auf Passagiere in einem Regionalexpress von Kiel nach Hamburg sind am Mittwoch zwei Menschen getötet worden. Drei weitere Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten, teilte die Polizei in Itzehoe am Mittwochabend mit. Vier Menschen wurden demnach leicht verletzt. Den Informationen nach war der Mann kurz vor 15 Uhr vor der Ankunft im Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg) mit einem Messer auf Reisende losgegangen.

Mutmaßlicher Täter festgenommen

Nach Angaben der Behörden hat die Polizei einen 33 Jahre alten Mann festgenommen. Auch er sei bei der Attacke verletzt worden - er befinde sich jetzt in einem Krankenhaus in Neumünster und werde so bald es geht befragt. Ersthelfer haben den Angaben nach geholfen, ihn festzusetzen. Wie der NDR aus Ermittlungskreisen erfuhr, ist der Mann mit unklarer Staatsangehörigkeit vor etwa acht Jahren aus Gaza nach Deutschland gekommen. Seitdem ist er mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten. Politisch motivierte Taten waren aber offenbar nicht darunter. Bis vor kurzem saß er noch in Untersuchungshaft.

"Über die Hintergründe der Tat können wir bisher noch nichts sagen, wir sind dabei, uns selbst Überblick über den ganzen Einsatzraum zu verschaffen", sagte Polizeisprecherin der Polizeiinspektion Itzehoe, Astrid Heidorn, am Tatort. "Wir haben einen Notruf bekommen um 14.55 Uhr - da sind etliche Notrufe eingegangen von Fahrgästen, da dieser Mann Fahrgäste mit einer Stichwaffe attackiert hat." Daraufhin sei die Polizei losgefahren, der Zug hielt im Bahnhofsbereich in Brokstedt. "Wir wissen noch nicht, wie viele Fahrgäste im Zug waren, sie werden jetzt erstmal betreut", sagte die Sprecherin weiter, "auch von den Geschädigten und den Toten haben wir noch keine Identitäten. Das muss alles noch geklärt werden." Auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz. Der Bahnhof wurde für die polizeilichen Maßnahmen gesperrt, laut Bahn kommt es zu Zugausfällen im Fernverkehr zwischen Hamburg und Kiel beziehungsweise Neumünster. Kurz vor 20 Uhr verließ der Zug den Bahnhof Brokstedt.

Innenministerin erschüttert über Tat
Einsatzkräfte der Spurensicherung untersuchen einen Tatort am Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg) nach einem Messerangriff in einem Regionalzug. © NDR Foto: Laske, Kevin

Einsatzkräfte der Spurensicherung untersuchen den Tatort am Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg) nach einem Messerangriff im Regionalzug von Kiel nach Hamburg.

"Es ist ganz furchtbar", sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack bei einer ersten Stellungnahme zur Tat, "wir sind ganz erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist." Die Landespolizei und die Bundespolizei seien vor Ort, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Mittlerweile ist die Innenministerin in Brokstedt angekommen. Sie dankte den Polizisten, die den Täter festgenommen haben, sowie allen Rettungskräften, die die Verletzten versorgt haben. "Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet", sagte Sütterlin-Waack vor Ort.

Daniel Günther (CDU) äußerte sich am Abend ebenfalls zur Tat. "Ich habe mit tiefer Trauer und Bestürzung diese Nachricht aufgenommen - diese sinnlose Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet hat und viele weitere Verletzte", sagte der Ministerpräsident, "ich bin in Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen in dieser wirklich schweren Situation." Den Einsatzkräften vor Ort, der Polizei, allen Menschen, die sich um die Passagiere und Verletzten kümmern, sprach Günther seinen Dank aus. "Wir werden alles dafür tun - Polizei, Staatsanwaltschaft - dass es zügig geklärt wird - die Hintergründe dieser schrecklichen Tat", sagte Günther und kündigte an, sich umfassend zu äußern, wenn es weitere Neuigkeiten gibt. "Schleswig-Holstein trauert, das ist ein furchtbarer Tag, ganz schrecklich, was dort an dieser Stelle passiert ist", sagte er zum Abschluss.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 25.01.2023 | 19:30 Uhr

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