"Queen Charlotte" bei Netflix: Ein Muss für "Bridgerton"-Fans

4 Mai 2023

Laura Stunz

Am 4. Mai startet "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Story" auf Netflix. In der Vorgeschichte der Erfolgsserie erfahren Fans alles über den Aufstieg und das Leben von Königin Charlotte. Das können Fans erwarten.

"Bridgerton"-Fans haben sehnsüchtig darauf gewartet: Das Prequel der Erfolgsserie "Queen Charlotte: A Bridgerton Story" startet am 4. Mai auf Netflix. Doch anders als das Original, geht es im Spin-off weder um Debütantinnen noch um die Geschwister der Bridgerton-Familie, die sich in Londons High-Society auf die Suche nach dem Eheglück machen.

Stattdessen erzählen die "Bridgerton"-Schöpfer in sechs Folgen à 60 Minuten die Geschichte von Königin Charlotte, die in "Bridgerton" bereits als kühle Monarchin in Erscheinung tritt, die ein Faible für Traditionen und Schnupftabak hat. 

Queen Charlotte: Die erste schwarze Königin Englands

Mit ihrem Aufstieg zu Ruhm und Macht legte die damals 17-Jährige als erste schwarze Königin Englands den Grundstein für die (für damalige Zeiten) erstaunlich tolerante Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Nur dank der Heirat mit König George III. war es Schwarzen möglich, in der britischen Gesellschaft aufzusteigen und Land sowie Adelstitel zu erhalten. Heißt: Ohne die Erhebung Charlottes in den Adelsstand gebe es in "Bridgerton" selbst weder den Duke of Hastings noch die überaus gutherzige Lady Danbury oder die charmante Sharma-Familie aus Staffel 2 – zumindest nicht in den Positionen, auf denen sie sich in "Bridgerton" befinden.

Leibdiener

Die Leibdiener des Königspaars führen eine heimliche Liebesbeziehung.

© NICK WALL/NETFLIX

In "Queen Charlotte" geht es noch intensiver um die Themen Gleichberechtigung, Emanzipation und Chancengleichheit. Und die Eckdaten zur Umsetzung des Prequels klingen vielversprechend: Shonda Rhimes, die bereits für die Erfolgsserie "Grey’s Anatomy" verantwortlich war, hat das Drehbuch zu "Queen Charlotte" übernommen. Anders als "Bridgerton" beruht die Vorgeschichte nicht auf den gleichnamigen Romanen von US-Autorin Julia Quinn, sondern (zumindest teilweise) auf wahren Begebenheiten.

Nur zum Teil ein Mythos

Mit der arrangierten Heirat mit König George III. im Jahr 1761 wird die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Deutsche Prinzessin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz nicht nur fiktiv, sondern tatsächlich in den englischen Adelsstand eingeführt. Damit wird sie zur zweiten Königin Englands ernannt. Dass Charlotte jedoch schwarz gewesen sein soll, ist ein Mythos.

Charlotte und George

Auf ihrer Hochzeit begegnete sich das Königspaar zum ersten Mal.

© NICK WALL/NETFLIX

Immerhin scheint die Fabel um die schwarze Königin Charlotte aus Deutschland nicht komplett aus dem Nichts zu kommen – wird in historischen Schriften doch vermehrt gemunkelt, dass sie afrikanische Wurzeln gehabt habe und aus einer Liebschaft ihrer Mutter mit einem Sklaven entstanden sein soll. Fachleute streiten das bis heute jedoch voller Überzeugung ab. 

Geschichte mit reichlich künstlerischer Freiheit

Im fiktiven London des 18. Jahrhunderts löst die Liebesgeschichte rund um König George III. und Königin Charlotte jedenfalls einen enormen gesellschaftlichen Wandel aus, der die Grundpfeiler für die ungewöhnlich offene und tolerante Adelswelt aus "Bridgerton" legt. Ein für damalige Zeiten revolutionärer Schritt, den selbst der britische Hof in der Serie als "großes Experiment" bezeichnet. Die Macher von "Queen Charlotte" orientierten sich somit zwar an der Geschichte Charlotte zu Mecklenburg-Strelitzs, nehmen sich aber reichlich künstlerische Freiheit, um die ungewöhnlich aufgeschlossene "Bridgerton"-Welt der Regency Ära erklären zu können.  

Charlotte und George

Charlotte und George vereinte von Beginn an ihr gemeinsames Schicksal.

© LIAM DANIEL/NETFLIX

Und auch wenn der Angang der Serie zunächst stark gesellschaftlich geprägt ist, können sich Fans auf den typischen "Bridgerton"-Flair freuen: Die vertraut malerische Kulisse mit beeindruckendem Kostümdesign und dem Auge fürs Detail erinnert stark an das Konzept des Klassikers. Daneben runden vielschichtige Charaktere, überraschende Wendungen und humorvolle Anekdoten das Spin-off ab. Und sogar die berüchtigte Lady Whistledown ist als allwissende Erzählerin wieder mit am Start – zumindest in den Szenen, die in der "Zukunft" (also zu "Bridgerton"-Zeiten) spielen.

Die Rolle der Frau 

Doch nicht nur Charlotte, sondern auch andere Damen der gehobenen Gesellschaft stehen im Fokus des Prequels. Als gestandene Frauen agierten diese in "Bridgerton" bislang im Hintergrund zum Wohle ihrer Nachkommen, während sie in "Queen Charlotte" zu Symbolfiguren für die starken Frauen damaliger Zeiten werden. Anhand der Geschichte von Lady Violet Bridgerton und dem Ursprung ihres Glaubens an die wahre Liebe, sowie der einschüchternden, stets direkten Lady Danbury, deren Vergangenheit von den Ungerechtigkeiten eines deutlich älteren, frauenverachtenden Ehemanns geprägt ist, bekommt der Zuschauer einen Eindruck von den damaligen Bürden des weiblichen Geschlechts. 

Einblicke in die Familiendynamiken der Königsfamilie offenbaren unterdessen das zerrüttete Verhältnis der Königin zu ihren 13 erwachsenen Nachkommen (15 waren es ursprünglich, zwei starben früh) und ihr dennoch vergebliches Bemühen darum, die eigene Blutslinie aufrecht zu erhalten. 

Wahre Liebe auf den ersten Blick

Auch im Leben der jungen Charlotte ist die Vollstreckung der Ehe mit König George III. durch den Akt sowie die Zeugung eines königlichen Nachkommens das oberste Ziel. Entsprechend abenteuerlustige Sex-Szenen hält der "Bridgerton"-Vorgänger bereit, die immerhin – zumindest zum Teil – auf der wahren Liebe zwischen dem Königspaar gründen. Denn trotz zwischenmenschlicher Schwierigkeiten mit ihrem wahnsinnigen und psychisch angeschlagenen Gatten, hält Charlotte bedingungslos zu ihm.

Seit dem Moment, als sie versucht, über die Gartenmauern des Palastes vor ihrer eigenen Hochzeit zu fliehen und ihr Zukünftiger sie dabei in Flagranti erwischte, scheint ein Band zwischen den beiden entstanden zu sein, dass auf ihrem gemeinsamen Schicksal gründet: Als Nachkommen ihrer Familien ihre adeligen Pflichten zu erfüllen.

Met-Gala

Kaum wiederzuerkennen: So sahen die "Bridgerton"-Stars auf dem roten Teppich aus

Doch während Charlotte sich ihren Aufgaben fernab ihrer deutschen Familie in einem fremden Umfeld stellt, leidet der König deutlich stärker unter dem Druck, der auf ihm lastet. Er weist die Königin immer wieder ab, scheint neben sich zu stehen und entwickelt zunehmend Wahnvorstellungen. Die bedingungslose Liebe seiner Gemahlin wird zum Licht in seinem Leben. Sie leitet und schützt ihn bestmöglich – nicht nur vor seinen psychischen Leiden, sondern auch vor der Außenwelt.

Währenddessen findet Charlotte in der jungen Lady Agatha eine Verbündete und Freundin, die sie – zusammen mit den männlichen Leibdienern des Königspaares (die mitunter im Verborgenen eine Liebschaft pflegen) – die Pflichten einer Königin lehrt. Mit ihrer Hilfe stellt Charlotte schlussendlich nicht nur die Zukunft Englands sicher, sondern führt zudem einen revolutionären Wandel herbei, in der auch People of Color ein Mitspracherecht haben und in den Adelsstand erhoben werden können. 

Emanzipation, Gleichberechtigung und das starke Geschlecht der Frau

"Queen Charlotte" erzählt damit die Geschichte einer Gesellschaft, in der Männer die Welt regieren, im Verborgenen aber eigentlich Frauen die Strippen ziehen. Als Spin-off erfüllt die Serie genau das, was sie erfüllen soll: Sie beleuchtet die Welt aus "Bridgerton" auf neue Weise, die den Zuschauer verstehen lässt, wie die moderne Gesellschaft überhaupt entstehen konnte. 

Wie auch der Netflix-Hit erinnert "Queen Charlotte" ein wenig an eine Mischung aus "Jane Austen" und "Gossip Girl" mit jeder Menge Sex, Spice und Tratsch. Einen (teils fiktiven) historischen Background gibt es obendrauf auch noch, indem die Macher das zunehmende gesellschaftliche Streben nach Freiheit und Vernunft in Zeiten der Aufklärung verdeutlichen.

Die sechsteilige Serie "Queen Charlotte: A Bridgerton Story " ist ab dem 4. Mai auf Netflix abrufbar.

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