Schützenpanzer Bradley – das leistet das Arbeitstier der US-Army

6 Jan 2023
Der Schützenpanzer ist nicht das neueste Modell, dafür aber solide und erprobt. Zusammen mit dem deutschen Marder verfügt der Westen über riesige Bestände, ...

Lieferung in die Ukraine Schützenpanzer Bradley – das leistet das Arbeitstier der US-Army

Eine Bradley des 7th Cavalry Regiments im Jahr 2005 im Irak.

Eine Bradley des 7th Cavalry Regiments im Jahr 2005 im Irak.

© US Army / Commons

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Der Schützenpanzer ist nicht das neueste Modell der Army, dafür aber solide und erprobt. Zusammen mit dem deutschen Marder verfügt der Westen über riesige Bestände, mit denen Kiew ausgestattet werden könnte. Allein die USA haben fast 5000 Bradleys im Dienst.

Der M2 Bradley, den US Präsident Biden in die Ukraine geben will, ist nach wie vor der aktuelle Schützenpanzer der US-Streitkräfte. Ein Nachfolger wird gesucht, ist aber noch nicht final gefunden. Der Bradley soll bis 2045 im Dienst bleiben. Im Rennen um die Nachfolge ist unter anderem der Lynx (Rheinmetall will den USA 4000 Schützenpanzer Lynx liefern).

Das ist eine andere Situation als in der Bundeswehr. In Deutschland ist der Marder auf dem Weg in den Ruhestand, beziehungsweise wäre er da bereits, hätte es beim Nachfolger Puma nicht so viele Probleme und Verzögerungen gegeben. Bradley und Puma sind noch Kinder des Kalten Krieges. Der Bradley ist allerdings deutlich jünger, die ersten Modelle wurden 1981 ausgeliefert (50 Jahre Marder: Dieser Schützenpanzer ist doppelt so alt wie seine Soldaten)

Benannt wurde der Schützenpanzer nach Omar N. Bradley, der am D-Day die 1. US-Armee anführte. Der Durchbruch seiner Truppen bei Saint-Lô ermöglichte den Kessel von Falaise, später wehrten sie die deutsche Ardennenoffensive ab. Bekannt ist vor allem sein kompliziertes Verhältnis zu dem charismatischen General George S. Patton.

Kind des Kalten Krieges

Der Schützenpanzer Bradley trat die Nachfolge des M113 an und war in jeder Weise eine Verbesserung. Der M113 hatte die Form eines Schuhkartons und war nur leicht gepanzert. Seine Aluhaut konnte Gewehrmunition abwehren, aber insbesondere die steilen flanken aus nur 18 Millimetern Leichtmetall konnten bereits von einem schweren MG durchschlagen werden. Gegen diesen Transporter ist der Bradley ein Fighter.

Die Hauptwaffe ist eine Maschinenkanone im Kaliber 25 Millimeter (M242 Bushmaster). Die meisten Schützenpanzer verwenden derartige Maschinenkanonen, weil ihre Wirkung zur Unterstützung der Infanterie stärker ist als eine Kampfwagenkanone mit Einzelfeuer. Dafür ist die Waffe nicht in der Lage die Panzerung eines Kampfpanzers zu durchschlagen. Für diesen Zweck führt der Bradley am Turm eine Abschussvorrichtung für zwei TOW-Panzerabwehrraketen mit sich. Seine Infanteriegruppe ist mit der fortgeschrittenen Anti-Panzerlenkwaffe Javelin ausgestattet. Neben der Maschinenkanone ist ein leichtes MG koaxial im Turm montiert.

Der Lynz hat einen vollautomatischen Turm

Panzerung nachgebessert

Schwachstelle des Bradleys – und auch anderer Schützenpanzer – ist die Aluminiumpanzerung, die an neuralgischen Stellen durch Stahlplatten verstärkt werden kann. Bei den neueren Versionen wurde die Panzerung massiv verstärkt, sie soll nun an den entscheidenden Stellen Munition vom Kaliber 30 Millimeter standhalten können. Pakete mit Reaktivpanzerungen sollen einfache RPG-Raketen abwehren können.

Wirklichen Schutz bietet das im Gefecht in der Ukraine nicht. Gegen Kampfwagenkanonen, Lenkwaffen wie die Kornet oder auch gezieltes Artilleriefeuer kann der Bradley nicht bestehen. Vor Maschinengewehren und Splittern bietet er Schutz.

Trotz der Nachbesserung bleibt die Wahl von Aluminium unglücklich, das Metall beginnt schon relativ mässigen Temperaturen seine Form zu verlieren. Der Bradley reagiert also empfindlich auf Feuer und Brände.

Auf einen avancierten Aufbau der Panzerung, wie sie beim US-Kampfpanzer Abrams verwendet wird, muss der Bradley verzichten. Trotz des Aluminiums bringt er 32 Tonnen auf die Waage. Angetrieben wird er mit Ketten und mit seinen 600 PS ist er gewiss nicht übermotorisiert.

Zur eigentlichen Besatzung gehören Fahrer, Kommandant und Schütze. Dazu kommt die Infanteriegruppe von sechs bis sieben Mann.

Insgesamt wurden über 6000 Fahrzeuge gebaut. Die USA verfügen über etwa 5000 Stück. Der Bradley soll noch sehr lange – bis etwa 2045 – im Dienst bleiben.

Die Zahl entscheidet

Im Vergleich zu dem "exotischen" Spähpanzer AMX-10 RC aus Frankreich ist der Bradley ein unspektakuläres Arbeitstier. In den Leistungen spielt er in der gleichen Liga wie der deutsche Marder oder die sowjetischen BMP-Modelle. Er verfügt über keine herausragenden Neuerungen aus dem Bereich der Schützenpanzer.

K-2 Black Panther der süd-koreanischen Streitkräfte.

Auf Dinge wie eine modulare Struktur, ferngesteuerten Turm oder hydropneumatisches Fahrwerk muss man verzichten. Mit seinem Export ist die Nein-Front der Nato-Staaten in Bezug auf Schützenpanzer zerbrochen. Für die Ukraine ist ein Punkt zentral: Bradley und auch der deutsche Marder sind in sehr großen Stückzahlen vorhanden – viele Bradleys sind noch im aktiven Dienst. Hier muss man nicht erst Fahrzeuge flott machen, die seit Jahren vor sich hingammeln.

Sieht man auf die Bestände, können Kiews Streitkräfte nicht nur die Verluste des Krieges auffüllen, sondern sogar massiv aufstocken, wenn dazu in den Geberländern der politische Wille herrscht.

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