Größte Übernahme der Firmengeschichte: Bosch steckt Milliarden in ...

23 Jul 2024
Bosch

Der Technologiekonzern Bosch stemmt den teuersten Zukauf in seiner Unternehmensgeschichte. Die Stuttgarter zahlen 8,1 Milliarden Dollar (rund 7,4 Milliarden Euro) für das Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen-Geschäft des US-Gebäudetechnik-Konzerns Johnson-Controls-Hitachi Air Conditioning (JCH). Dazu gehört auch das Klimatechnik-Joint-Venture von Johnson Controls mit der japanischen Hitachi.

„Wir erzielen mit dem Zukauf weltweit eine führende Marktposition im zukunftsträchtigen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt", sagte Geschäftsführungs-Chef Stefan Hartung (58) am Dienstag. Bosch stärkt damit sein Heizungsgeschäft Bosch Home Comfort, dessen Kern die ehemalige Buderus in Wetzlar ist. Vor allem in den USA und Asien komme Bosch damit voran.

Das zugekaufte Geschäft erwirtschaftete im vergangenen Jahr den Angaben zufolge 4 Milliarden Euro Umsatz und zählt rund 12.000 Mitarbeiter. Bosch Home Comfort werde mit der Übernahme seinen Umsatz auf neun Milliarden Euro und 26.000 Beschäftigte nahezu verdoppeln. Dies sind rund 10 Prozent des Konzernumsatzes von Bosch.

Bosch Home Comfort: Umsatz und Beschäftigte werden sich fast verdoppeln

Der Industriekonzern will sich bekanntlich weniger abhängig von der Autoindustrie machen. Vor diesem Hintergrund sei die Akquisition „ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur konsequenten Umsetzung unserer Strategie 2030", führte Hartung im Verlauf einer Pressekonferenz aus. Der Konzern stärke seine Präsenz in den USA und Asien und erreiche zum einen eine „ausgewogenere regionale Aufstellung“ seines Portfolios. Zum anderen balanciere Bosch mit diesem Schritt seine Unternehmensbereiche weiter aus. Und schließlich „schaffen und ergreifen wir mit der Transaktion neue Wachstumschancen und machen die Bosch-Gruppe insgesamt wettbewerbsfähiger und noch robuster“, zeigte sich Hartung überzeugt.

Auf mehrfache Nachfrage zur Finanzierung des Deals erklärte Hartung lediglich, dass Bosch die Transaktion „aus eigener Kraft“ stemme. 6,7 Milliarden Dollar des Kaufpreises gehen an Johnson Controls, der Rest an Hitachi. Die Japaner halten 40 Prozent an dem 2015 gegründeten Klimaanlagen-Joint Venture mit den Amerikanern. Hitachi behält sein Geschäft mit Klimatechnik für Datencenter.

Über weitere mögliche Zukäufe äußerte sich das Management am Dienstag nicht. Im Juni war bekannt geworden, dass Bosch auch eine Übernahme des US-Hausgeräteherstellers Whirlpool prüft, der vor allem für seine "KitchenAid"-Küchenmaschinen bekannt ist.

16 Produktions- und 12 Entwicklungsstandorte in gut 30 Ländern

Laut Christian Fischer (56), stellvertretender Bosch-Geschäftsführer, umfasst die Transaktion 16 Produktionsstandorte und 12 Entwicklungsstandorte in mehr als 30 Ländern. Seinen Worten zufolge deckt das Produktportfolio die gesamte Bandbreite von Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen für Wohn- und kleine Gewerbegebäude ab – dazu gehören auch bekannte Marken wie York oder Coleman in den USA und Hitachi in Asien, für die Bosch eine langfristige Lizenz erhält.

Die Gesellschafter und der Aufsichtsrat von Bosch haben der Transaktion zugestimmt. Verbindliche Vereinbarungen wurden von den beteiligten Parteien am Dienstag unterzeichnet. Die Übernahme soll voraussichtlich in zwölf Monaten vollzogen werden – vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen dem Deal zu.

Bosch will die zugekauften Geschäfte in die Home Comfort Group mit Verwaltungssitz in Wetzlar integrieren. Die Bosch-Tochter selbst erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 mit 14.600 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro.

„Wir investieren in einen Markt voller Chancen“

Christian Fischer, stellvertretender Bosch-Geschäftsführer

Mit der Heizungs- und Lüftungssparte von Johnson Controls reagiert Bosch auch auf den Wandel in der Heiztechnik, wo die klassischen Öl- und Gas-Heizkessel zunehmend von Wärmepumpen abgelöst werden – auch auf Druck der Politik, wie in Deutschland. Zugleich setzt Bosch darauf, dass Klimaanlagen wegen des Klimawandels auch in Europa wichtiger werden. „Das Unternehmen rechnet damit, dass der globale Markt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen bis 2030 um 40 Prozent wachsen wird", sagte Fischer.

Für besonders vielversprechend hält Bosch die schnell steigende Nachfrage nach Klimatisierungslösungen. In den USA erwarte der Konzern bis 2030 ein Wachstum von mehr als 50 Prozent und in Europa von rund 30 Prozent. „Wir investieren also in einen Markt voller Chancen“, so Fischer.

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