Bayern: Gefährliches Bornavirus bei Igeln nachgewiesen
In einer Igelstation in Eggengelde sind seit Juli mehrere Tiere an einer Bornavirus-Infektion gestorben. Ein bayerisches Gesundheitsamt warnt vor dem Erreger.
02.11.2024, 12.30 Uhr
Igel im Herbstlaub: Die Tiere können sich mit Bornaviren anstecken
Foto: StU87 / 500px / Getty ImagesDas Landratsamt Ebersberg in Oberbayern hat vor der »sehr geringen, aber vorhandenen Gefahr« durch das Bornavirus gewarnt. Hintergrund sind demnach Nachweise bei mehreren Tieren in der Region. »Diesen Sommer wurden dem Veterinäramt im Landkreis Ebersberg Pferde mit Verdacht auf eine Bornavirus-Infektion sowie drei Igel gemeldet, die infiziert waren und daran verstarben«, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.
Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, gab es in einer Pflegestation im niederbayerischen Eggenfelden (Landkreis Rottal-Inn) mehrere mit dem Erreger infizierte Igel, zuletzt im September.
Menschen können sich in extrem seltenen Fällen mit dem Bornavirus (BoDV-1 – Borna Disease Virus 1) infizieren. Bisher gilt die Feldspitzmaus als einziger bekannter Überträger des Virus auf Menschen. Diese zeigen bei einer Infektion keine schweren Symptome.
Dagegen verläuft eine BoDV-1-Infektion bei anderen Säugetieren, etwa bei Schafen und Pferden, auch oft tödlich. Wie der Mensch sind sie Fehlwirte des Virus, schreibt das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut. Fehlwirte scheiden das Virus laut FLI nach bisherigem Wissen nicht aus, eine Übertragung des Virus auf diesem Wege sei bisher nicht nachgewiesen.
Erkrankt sind in der Vergangenheit etwa Katzenhalter, vermutlich nachdem ihr Haustier eine infizierte Spitzmaus ins Haus geschleppt hatte. Das Virus kann sich über Urin, Kot und Speichel von Feldspitzmäusen verbreiten. Auch über kontaminierten Staub sowie verunreinigte Lebensmittel und Wasser kann sich der Erreger eventuell verbreiten.
Tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen angefasst und entsorgt werden. Wer etwa ein von der Katze angeschlepptes Tier aufheben möchte, sollte dem Landratsamt zufolge Gummihandschuhe tragen und bei Staubentwicklung möglichst eine eng anliegende Maske sowie eine Schutzbrille tragen. Ein totes Tier könne in einer gut verschlossenen Plastiktüte im Hausmüll entsorgt werden. »War die Umgebung staubig, solle man umgehend duschen sowie Haare und benutzte Kleidung waschen.«
Auch beim Kontakt mit Igeln sollte man sich generell schützen. Denn gerade geschwächte Tiere können mit zahlreichen krank machenden Bakterien und Parasiten infiziert sein. Das gilt zum Beispiel, wenn jetzt im Herbst unterernährte Igel mitgenommen und zu Pflegestationen gebracht werden.
In der Igelstation in Eggenfelden benutzt das Team Einweghandschuhe beim Kontakt mit den Tieren und desinfiziert regelmäßig alle Boxen. Zeigen die Tiere Symptome, kommen sie sofort in Quarantäne, berichtet der »BR« .
Seit 1996 gab es nach Angaben des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Bundesland eine mittlere zweistellige Anzahl an Bornavirus-Infektionen beim Menschen. Erst Ende vergangenen Jahres war ein Mensch in Mittelfranken an den Folgen der Infektion gestorben, wie das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen mitgeteilt hatte.
Dem bundesweit zuständigen Robert Koch-Institut in Berlin wurden seit Einführung einer Meldepflicht im Jahr 2020 jährlich bis zu sechs Fälle gemeldet, der Großteil davon aus Bayern. BoDV-1 kommt in Deutschland in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und angrenzenden Teilen benachbarter Bundesländer vor.