Wieder Bombendrohungen: Mehrere Schulen in BW geräumt

27 Okt 2023

Wegen Bombendrohungen hat die Polizei am Freitag mehrere Schulen geräumt. Die Drohmails wurden auf Englisch und Arabisch verfasst - ein Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt liegt nahe.

Bombendrohungen Schulen - Figure 1
Foto SWR

In Baden-Württemberg sind am Freitagmorgen erneut Bombendrohungen an mehreren Schulen eingegangen. Betroffen waren das Hegel-Gymnasium in Stuttgart-Vaihingen, die Freie Walldorfschule in Göppingen-Faurndau sowie das Burggymnasium in Schorndorf, das Salier-Gymnasium in Waiblingen, das Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach (alle drei Rems-Murr-Kreis) und die die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim. Alle Schulen wurden vorsorglich geräumt.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die Bombendrohungen im Zusammenhang mit einer seit Tagen bundesweit laufenden Welle von anonymen Drohmails stehen. Die Texte sind nach SWR-Informationen auf Englisch und Arabisch verfasst.

In Schorndorf, Fellbach und Waiblingen sei man mit einem Großaufgebot vor Ort gewesen, gab die Polizei bekannt. Die Schülerinnen und Schüler in Schorndorf seien in der Stadtkirche sowie im Alten Rathaus untergebracht worden, in Fellbach in der örtlichen Festhalle. Die Schülerinnen und Schüler in Waiblingen hätten sich zunächst am Sportplatz gesammelt und seien dann nach Hause geschickt worden. Die Schulen seien nach verdächtigen Gegenständen abgesucht worden - die Einsatzkräfte konnten allerdings nichts finden.

Drohmails an Schulen in Stuttgart und Göppingen

An einem Gymnasium in Stuttgart-Vaihingen waren nach einer Droh-E-Mail rund 40 Polizeibeamte im Einsatz. Die Drohung ging um 7:15 Uhr ein, die Beamten rückten anschließend aus und sperrten den Bereich um die Schule ab. Bei der anschließenden Durchsuchung waren auch Sprengstoffspürhunde im Einsatz. Die Durchsuchungsmaßnahmen waren gegen 11:20 Uhr beendet. Gefahr habe nicht bestanden, wie das Polizeipräsidium Stuttgart mitteilte.

Auch in der Freien Waldorfschule Filstal in Göppingen-Faurndau war am Morgen eine Drohmail eingegangen. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot aus und räumte die Schule. Die Durchsuchung der Schule ergab "keine Hinweise auf eine Gefährdung", teilte das zuständige Polizeipräsidium Ulm mit. Gegen 9:50 Uhr habe man den Einsatz beendet. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

Hochschule der Agentur für Arbeit in Mannheim geräumt

Auch an der Hochschule der Agentur für Arbeit in Mannheim ging am Freitag eine Bombendrohung per E-Mail ein. Dort gab es einen größeren Polizeieinsatz. Das Gebäude wurde vorsorglich geräumt und der Unterricht abgesagt. 150 Studierende hätten am Morgen das Gebäude verlassen müssen. Die Maßnahmen seien aber mittlerweile abgeschlossen, teilte die Polizei mit. Es bestehe keine Gefährdung mehr.

Mannheim
Gebäude vorsorglich geräumt Bombendrohung an der Hochschule der Agentur für Arbeit

Die Serie der Bombendrohungen geht weiter. Am Freitag hat eine Bombendrohung in Mannheim an der Agentur für Arbeit zur Räumung des Gebäudes geführt.

Ermittlungen erfolgen bislang nicht gebündelt

Das baden-württembergische Innenministerium berichtete auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass bislang alle Polizeipräsidien autark an den Fällen arbeiteten. Man habe das noch nicht zusammengezogen, weil sich bisher die Ernsthaftigkeit der Drohungen nicht bestätigt habe, sagte eine Sprecherin. Es werde aber jedes Mal geprüft, ob die Fälle zusammengezogen werden sollten. "Wir beobachten das akribisch und prüfen die Drohungen jedes Mal auf Echtheit", sagte eine Sprecherin. Man nehme jede Drohung ernst, betonte sie.

Auf Anfrage des SWR erklärte das BW-Innenministerium am Freitag, möglicherweise handele es sich bei den für die Drohungen Verantwortlichen um Trittbrettfahrer. Ob die Fälle zusammenhängen und ein Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt besteht, wird nach Angaben des Innenministeriums weiter geprüft. Das Wort "Hamas" tauche in mehreren Mails auf.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorfällen. 

GEW: Riesenbelastung für Schüler und Lehrkräfte

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte dem SWR, es sei unerträglich, wie mit den Ängsten von Schülern gespielt werde. Nach der Corona-Pandemie und den weltweiten Krisen herrsche schon genug Unsicherheit an den Schulen.

"Wenn das nun wochenlang die Schulen begleitet, ist das eine richtige Hausnummer", sagte der Geschäftsführer der Bildungsgewerkschaft GEW im Südwesten, Matthias Schneider. Schule müsse stattfinden. Der Fachkräftemangel beim Lehrpersonal sei schon schlimm genug. "Aber wenn von außen jemand versucht, Schulen lahmzulegen, dann muss man reagieren." Jeder Einzelfall müsse ernst genommen werden.

Auch die GEW habe kein Patentrezept für eine Reaktion. Aber: "Die ausgefallene Unterrichtsstunde ist weniger schlimm als wenn Menschen ums Leben kommen." Schneider sprach von einer Riesenbelastung für Schüler und Lehrkräfte. Er habe den Eindruck, dass die Schulen gut vorbereitet seien auf die Lage - insbesondere seit dem Amoklauf an einer Schule in Winnenden im Jahr 2009.

Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull (parteilos) verurteilte die Bombendrohungen. "Es ist erschreckend und absolut infam, Kinder und Eltern mit solchen Drohungen zu verunsichern", so Zull. Die Drohungen verbreiten Angst - und das sei leider genau das, was die Absender bewirken wollten. Dabei sollten Schulen ein geschützter Raum zum Lernen, zur Entwicklung und Entfaltung sein, so die Oberbürgermeisterin.

Bundesweit gehäuft Bombendrohungen

Seit Anfang der Woche hat es bundesweit immer wieder Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen gegeben - auch der SWR war betroffen. In Baden-Württemberg trafen die Bombendrohungen vor allem Schulen. Erst am Donnerstag wurde zudem eine Realschule in Tamm (Kreis Ludwigsburg) geräumt, da eine Person mit Waffe beobachtet worden sei. Die Polizei traf aber keine verdächtigen Personen im Gebäude an.

Welches Motiv hinter den Drohungen steckt, ist bislang unklar. Aus Nordrhein-Westfalen hieß es, Hintergrund der Drohungen gegen Schulen seien anscheinend der Gaza-Krieg und israelfeindliche Motive. Das sagte ein Sprecher des Landesinnenministeriums in Düsseldorf dem WDR. Sie seien aber nach Bewertung der Gesamtlage derzeit nicht ernst zu nehmen. Der MDR berichtete aus Sachsen, in einer Drohmail hätte die Forderung "Free Palestine" gestanden.

Drohungen auch im Nachbarland

Auch im Nachbarland Frankreich hielten Bombendrohungen die Bevölkerung in den vergangenen Tagen in Atem. Allein der Tourismusmagnet Schloss Versailles wurde innerhalb von acht Tagen siebenmal geräumt. Auch Flughäfen, der Pariser Hauptbahnhof oder das Pariser Louvre waren jüngst Ziel von Bedrohungen. So wurde der binationale Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg zuletzt am Donnerstag zum vierten Mal in einer Woche geräumt.

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